Russlands Wirtschaft in der Sowjet-Falle: Putins Kriegsausgaben haben fatale Folgen
Russlands Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Trotzdem plant Putin weiterhin hohe Kriegsausgaben – ein riskantes Manöver mit ungewissem Ausgang.
Moskau – Wladimir Putin setzt auf eine Strategie, die russische Wirtschaft trotz Sanktionen durch verstärkte Investitionen für den Ukraine-Krieg zu stabilisieren. Doch diese Entscheidung, die Wirtschaft Russlands auf den Krieg auszurichten, könnte sich als fatal erweisen und die erhoffte Rettung der Wirtschaft ausbleiben.
Putin stellt Russlands Wirtschaft um – hohe Militärausgaben für 2025 geplant
Kremlchef Putin hat die russische Wirtschaft bereits in eine „Kriegswirtschaft“ transformiert. Die Fortführung des Krieges scheint für ihn von größter Bedeutung zu sein, wie die Haushaltspläne für die kommenden Jahre zeigen. Der Kreml plant, bis 2025 Rekordsummen für Militärausgaben zu veranschlagen. Die Verteidigungsausgaben allein sollen von 10,4 Billionen Rubel im Jahr 2024 auf 13,2 Billionen Rubel steigen, was 6,2 Prozent des Bruttoinlandprodukts entspricht.
Dieses Vorgehen erinnert an Praktiken aus der Sowjetzeit: Laut Reuters werden die staatlichen Verteidigungsausgaben Russlands bis 2025 auf dem höchsten Stand seit dem Kalten Krieg sein. Insgesamt sollen die Ausgaben für nationale Verteidigung und Innere Sicherheit im Jahr 2025 sogar 17 Billionen Rubel betragen und etwa 40 Prozent der gesamten Staatsausgaben ausmachen.

Zu hohe Kriegsausgaben haben unschöne Folgen für die russische Wirtschaft
Die enormen Militärausgaben könnten jedoch zu Lasten anderer Sektoren der russischen Wirtschaft gehen. Andrius Tursa, Berater für Mittel- und Osteuropa bei der Beratungsfirma Teneo, warnte gegenüber dem Wirtschafts- und Finanznachrichtensender CNBC, dass die beispiellosen Militärausgaben auf Kosten von Investitionen in andere Sektoren wie Bildung, Gesundheitswesen oder Infrastruktur gehen würden, „was sich langfristig negativ auf die Qualität der öffentlichen Dienstleistungen auswirken und das Wirtschaftswachstum und die Wettbewerbsfähigkeit untergraben wird“.
Auch für das Jahr 2027 sind offenbar erhebliche Kriegsausgaben vorgesehen. Experten prognostizieren, dass die Ausgaben auf einem ähnlich hohen Niveau bleiben werden. Trotz optimistischer politischer Rhetorik und zuversichtlicher Prognosen könnte eine weitere Militarisierung der Wirtschaft, die durch expansive Staatsausgaben unterstützt wird, „mittel- bis langfristig nur schwer aufrechtzuerhalten sein“, so Teneo. Die Wirtschaft sei bereits voll ausgelastet.
Inflation und Fachkräftemangel bleiben hartnäckiges Problem von Russlands Wirtschaft
Die russische Wirtschaft steht vor erheblichen Herausforderungen, darunter Inflation und Fachkräftemangel. Nach der Veröffentlichung des Haushaltsplans wuchs die Sorge vor einer steigenden Inflation. „Rein technisch gesehen wird dies die Inflation im nächsten Jahr um weitere 0,5 Prozentpunkte ansteigen lassen“, zitierte die Moscow Times Analysten der Investmentgesellschaft Renaissance Capital.
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Die russische Zentralbank musste bereits im Sommer aufgrund der steigenden Inflationsrate ihren Leitzins deutlich anheben. Die russische Statistikbehörde Rosstat gab bereits Mitte Juni 2024 bekannt, dass die Inflationsrate im Mai 2024 bei 8,3 Prozent auf Jahresbasis lag, dem höchsten Wert seit Februar 2023. Dieser Wert liegt über dem Wert von 7,8 Prozent Ende April und weit über dem offiziellen Inflationsziel des Landes von 4,0 Prozent. Auch der Mangel an Arbeitskräften wird sich im Jahr 2024 offenbar nicht verbessern, gerade im Verteidigungsbereich, weil viele Soldaten an der Front sterben.
Wachstum der russischen Wirtschaft ist an den Ukraine-Krieg gebunden
Angesichts dieser Herausforderungen könnte man denken, dass eine Reduzierung der Kriegsinvestitionen eine Möglichkeit für die russische Wirtschaft wäre, sich zu erholen. Doch das wird für Putin nicht infrage kommen und auch nicht zu den bevorzugten Optionen zählen. „Der Krieg ist wie Doping für die russische Wirtschaft“, sagte der Ökonom Vasily Astrov vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche bereits im Juni gegenüber dem Nachrichtenmagazin profil.at.
Da sich Russland an den Krieg angepasst hat, ist auch das Wachstum der russischen Wirtschaft kriegsbedingt. Wenn Putin aufhört, in das Militär zu investieren, könnte dies das Wachstum beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall könnte der russischen Wirtschaft eine Rezession drohen. Bleibt Putin also keine andere Wahl, als den Krieg fortzusetzen? Die Zukunft wird es zeigen. (bohy)