Nach Awdijiwka-Durchbruch: Russlands Armee hat zwei Optionen an Ukraine-Front

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Kiew sieht sich im Ukraine-Krieg nach Russlands Vorstößen im Osten des Landes mit Herausforderungen konfrontiert. Putins Truppen haben für die Offensive zwei Optionen.

Moskau – Die Streitkräfte der Ukraine stehen nach mehreren russischen Vorstößen an der ostukrainischen Front stark unter Druck – eine neue Offensive im Ukraine-Krieg wird befürchtet. In den vergangenen Tagen konnte Russland mehrere Dörfer in der Ostukraine erobern, die Ukrainer zogen sich aus mehreren Frontlinien westlich von Awdijiwka und Bachmut zurück. Wie Russland nun vorgehen wird, um weitere Gebiete in der Ukraine zu besetzen, analysiert das Think-Tank ISW (Institute for the Study of War). Den US-Militärexperten zufolge soll Putins Armee im Ukraine-Krieg jetzt zwei Optionen haben.

Kämpfe bei Awdijiwka und Tschassiw Jar: Wo startet Russland im Ukraine-Krieg nächste Offensive?

Wie ISW mitteilt, starteten russische Truppen am 30. April zum ersten Mal seit mehreren Tagen keine Angriffe in oder um die im Ukraine-Krieg zerstörte Industriestadt Awdijiwka. Stattdessen berichtete der Generalstab der Ukraine von mehreren Vorstößen in Richtung des knapp 84 Kilometer entfernten Tschassiw Jar, einer ukrainischen Stadt in der Oblast Donezk.

Russische Soldatenfahren mit ihrem gepanzerten Fahrzeug in Stellung und feuern auf ukrainische Stellungen.
Für weitere Offensiven an der Ostukraine hat die russische Armee laut Experten nun zwei Optionen. © Russian Defense Ministry Press Service/AP

Die Vermutung lege nahe, dass die russischen Truppen ihre Offensive im Ukraine-Krieg bei Awdijiwka verlangsamt haben, um Kräfte sowie Ressourcen für großangelegte Angriffe zu sparen. Das Ziel Russlands könne es laut Analysten sein, am 9. Mai die Eroberung einer weiteren Stadt zu vermelden. Hintergrund ist, dass der 9. Mai in Russland als „Tag des Sieges“ gefeiert wird – erinnert wird an den Sieg der Sowjetunion über Deutschland im Zweiten Weltkrieg.

Russland hat im Ukraine-Krieg zwei Optionen für Offensive: Durchbruch bei Tschassiw Jar geplant?

Mit Blick auf Kriegskarten und vergangene Erfolge der russischen Truppen an der Front in der Ostukraine sind laut ISW jetzt zwei Optionen realistisch. Zum einen könnte Russland seinen Vormarsch westwärts von der eroberten Stadt Awdijiwka fortsetzen. Ziel dieses Vormarsches könnte die Stadt Pokrovsk sein, die sich etwa circa. 42 km nordwestlich von Awdijiwka befindet. Ein erfolgreicher Vorstoß bis nach Pokrovsk würde die südlichen Flanken von strategisch wichtigen Städten wie Tschassiw Jar und die Großstädte Slowjansk und Kramatorsk exponieren.

In der zweiten Option könnten sich die russischen Streitkräfte bei Kämpfen im Ukraine-Krieg auf den Norden der Ostukraine rund um Tschassiw Jar konzentrieren. Neben Awdijiwka ist auch diese Stadt, mit eins knapp 13.000 Einwohnern seit Wochen hart umkämpft. Für Russland könnte die Eroberung von Tschassiw Jar Ausgangspunkt für weitere Offensiven auf die naheliegenden Festungsstädte Druzhkivka und Kostjantyniwka sein. Von zweiterer aus führt eine Straße in Richtung von Kramatorsk und Slowjansk, deren Eroberung ein wichtiges strategisches Ziel Russlands ist, um die gesamte Oblast Donezk zu erobern.

Kiew in Putins Angriffskrieg unter Druck: Experten schließen Russlands Offensive allerdings noch aus

In welche Richtung die Truppen von Putin tatsächlich im Ukraine-Krieg vordringen werden, bleibt weiter unklar. Die Analysten des ISW betonen auch, dass diese Angriffe mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nicht die in der Ukraine befürchtete Großoffensive im Sommer sein wird. Diese könnte gegen die zweitgrößte Stadt Charkiw gestartet werden. Dort erfolgten in den vergangenen Tagen immer wieder Luftangriffe, die laut Experten das Ziel verfolgen, die Stadt zu „entvölkern“.

Das momentane Vorrücken der russischen Truppen an mehreren Fronten dürfte auf die Defensivhaltung der Ukraine zurückzuführen sein. Seit der völkerrechtswidrigen Invasion durch Russland vor mehr als zwei Jahren befindet sich das ukrainische Militär wegen mangelnder Munition und Waffen sowie fehlender Soldaten immer mehr in Not. Bevor die neuen US-Waffenhilfen eintreffen, dürfte Russland versuchen, die ukrainische Verteidigung möglichst weit zu durchbrechen. (nbe)

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