Putin kämpft gegen Pleitewelle an – Für Russlands Wirtschaft soll es noch düsterer werden
Krise in Russlands Wirtschaft: Unternehmen stehen vor großen finanziellen Herausforderungen. Experten schlagen Alarm – und warnen vor steigenden Firmeninsolvenzen.
Moskau – Der russischen Wirtschaft droht ein massiver Anstieg von Unternehmensinsolvenzen. Die Umstellung auf die Kriegswirtschaft durch Wladimir Putin hat viele Probleme von im Land befeuert: Die hohe Inflation zwang die russische Zentralbank dazu, ihren Leitzins wiederholt anzuheben, um die Inflationsrate zu bekämpfen. Allerdings führte der Schritt dazu, dass zahlreiche Firmen nun vor einer großen Schuldenlast stehen – einigen könnte auch Zahlungsunfähigkeit drohen.
Russlands Wirtschaft droht Zunahme von Insolvenzen
Derzeit liegt der russische Leitzins bei 21 Prozent. Ökonomen rechnen damit, dass der Leitzins im kommenden Jahr weiter steigen und somit einen neuen Rekordwert erreichen könnte. Sollte es tatsächlich zu einer weiteren Anhebung von bis zu beispielsweise 25–30 Prozent kommen, dann hätte dies für bestimmte „verschuldete Personengruppen und Branchen erhebliche Auswirkungen“, sagte Russlandexperten Janis Kluge im November 2024 der Wirtschaftswoche.

Viele Unternehmen beklagen bereits hohe Zinsen, die ihre Kreditkosten in die Höhe treiben. Mehr als 20 Prozent der produzierenden Unternehmen zahlten Ende 2024 Zinskosten, die mehr als zwei Drittel ihres Vorsteuergewinns (EBIT) ausmachten, verglichen mit nur 10 Prozent im Vorjahr, berichtet die Wirtschaftszeitung Vedomosti. Die Zeitung beruft sich auf einen Analysebericht der Moskauer Denkfabrik „Zentrum für makro-ökonomische Analysen und kurzfristige Prognosen“ (CMASF).
Kreditklemme wegen schwieriger Lage der russischen Wirtschaft – Unternehmen vor Herausforderungen
Den Experten des CMASF zufolge ist bereits eine Kreditklemme zu verzeichnen: Die Vergabe neuer Kredite an wichtigen Branchen der Wirtschaft im November und Dezember 2024 sei um 30 bis 50 Prozent eingebrochen. Unter einer Kreditklemme versteht man einen Rückgang der Kreditvergabe durch Finanzinstitute aufgrund eines plötzlichen Mangels an Mitteln.
Auch die Kreditaufnahme auf dem Schuldenmarkt ist zunehmend schwieriger geworden. „Die Kombination dieser Faktoren schafft erhebliche Refinanzierungsschwierigkeiten für Kreditnehmer mit hoher Schuldenlast. In naher Zukunft könnte dies zu einer Welle von Zahlungsausfällen und gegenseitigen Zahlungsausfällen führen“, warnte der CMASF-Bericht.
Russlands Wirtschaft kämpft gegen Inflation und Insolvenzen – Zahlungsausfälle drohen
Die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete Anfang Dezember von einer Ausbreitung von Zahlungsausfällen in der gesamten Wirtschaft. Zwischen Juli und September gab es bei großen und mittelgroßen Unternehmen einen Zahlungsverzug von 19 Prozent, bei kleinen Unternehmen lag der Zahlungsverzug im gleichen Zeitraum bei 25 Prozent. Igor Setschin, der Chef von Rosneft, kritisierte in seinem vierteljährlichen Finanzbericht die Finanzpolitik der Zentralbank. Die bisherigen Zinserhöhungen hätten „negative Auswirkungen auf die Finanzierungskosten“ von Unternehmen.
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Auch Einkaufszentren sind von Steuererhöhungen und steigenden Kreditkosten betroffen – viele von ihnen stehen möglicherweise vor dem Bankrott. Ebenfalls finanziell bedroht sind der Rüstungssektor und die Kohleindustrie. Viele Zulieferer in der Rüstungsindustrie haben laut Alexandra Prokopenko, ehemalige Beraterin bei der russischen Zentralbank, mit Zahlungsausfällen und steigenden Finanzierungskosten zu kämpfen. Aufgrund des Ukraine-Kriegs könnte man meinen, dass der Betrieb der Rüstungskonzerne floriert.
Doch westliche Sanktionen schränken Russlands Zugang zu bestimmten Bauteilen ein, die für die Produktion hochwertiger Rüstungsgüter entscheidend sind. Hinzu kommt ein Mangel an Fachkräften, der die Branche unter Druck setzt. Sergej Tschemesow, ein enger Verbündeter Putins und Chef des russischen staatlichen Rüstungskonzerns RosTec, warnte bereits Ende Oktober 2024, dass „praktisch die Mehrheit der Unternehmen pleitegehen“ werde, wenn die Preise auf dem aktuellen Niveau blieben.
Wichtige Branchen der russischen Wirtschaft kämpfen gegen Pleitewelle an
Die Kohleindustrie leidet primär unter der sinkenden Nachfrage. Selbst der große Kohleimporteur China hat die Aufträge laut Zolldaten im Jahr 2024 deutlich zurückgefahren. Zwar importierte China 2024 einen Rekordwert von 543 Millionen Tonnen Kohle, was einem Anstieg von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die russischen Kohleimporte sanken jedoch um sieben Prozent auf 95,1 Millionen Tonnen.
Die Krise in der Kohleindustrie ruft offenbar die russische Regierung auf den Plan. Laut Berichten der russischen Tageszeitung Kommersant berät die Regierung über Maßnahmen im Falle eines Massenkonkurses. Aufgrund mangelnder Umsätze mussten einige Bergbauunternehmen bereits schließen.