Bittere Realität für Putin: Russlands Wirtschaft wird ein großes Problem nicht los

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ie wirtschaftliche Zukunft Russlands sieht düster aus: Die Bevölkerung altert, die Geburtenrate stagniert und gleichzeitig mangelt es Präsident Wladimir Putin an qualifizierten Arbeitskräften. (Archivbild) © IMAGO / ITAR-TASS/Vyacheslav Prokofyev

Eine langsam wachsende Bevölkerung und ein anhaltender Fachkräftemangel stellen Russlands Wirtschaft vor große Herausforderungen. Die Lösung scheint noch in weiter Ferne.

Moskau – Die wirtschaftliche Zukunft Russlands sieht düster aus: Die Bevölkerung altert, die Geburtenrate stagniert und gleichzeitig mangelt es Präsident Wladimir Putin an qualifizierten Arbeitskräften. Harley Balzer, Wissenschaftler der Denkfabrik Atlantic Council, argumentiert, dass der Krieg in der Ukraine die Bevölkerungsentwicklung Russlands weiter verschlechtert hat. Er stellt fest: „Putins Regierung hat keine sichtbare Besorgnis darüber geäußert, dass sich die Bevölkerung Russlands bis zum Ende des Jahrhunderts halbieren könnte“.

Probleme für Russlands Wirtschaft: Bevölkerung wächst langsam – auch wegen der Mobilisierung

Im Zuge des Krieges gegen die Ukraine verliert Russland täglich Soldaten. Putin benötigt mehr und mehr Truppen, doch es fehlt an Nachwuchs. Der Kreml versucht daher wiederholt, Arbeitskräfte zum Militärdienst zu verpflichten. Auch Einwanderer werden an die Front geschickt. Alexander Bastrykin, der Chef des russischen Ermittlungskomitees, erklärte im Juni auf dem Petersburger Juristenforum: „Wir haben schon mehr als 30.000 (Migranten) geschnappt, die die Staatsbürgerschaft erhalten haben und sich nicht ins Wehrdienstregister eintragen wollten, und haben etwa 10.000 davon in die Zone der militärischen Spezialoperation geschickt“.

Die Mobilisierung für den Krieg in der Ukraine hat jedoch das Bevölkerungswachstum Russlands eingeschränkt. Hunderttausende Männer, die in die Ukraine zum Kriegsdienst geschickt werden, würden das Fortpflanzungspotenzial weiter einschränken, so Balzer.

Russlands Wirtschaft gehen die Fachkräfte aus

Doch nicht nur an der Kriegsfront fehlen Arbeitskräfte. Der Mangel an Fachkräften ist ein langjähriges Problem der russischen Wirtschaft. Im Jahr 2023 fehlten in Russland rund 4,8 Millionen Arbeitskräfte. Russische Medien, darunter die Zeitung Iswestija, prognostizieren auch für das Jahr 2024 eine Fortsetzung dieses Problems. Elvira Nabiullina, die Gouverneurin der Zentralbank, äußerte 2023 ihre Bedenken. Sie warnte, dass Russlands schrumpfende Erwerbsbevölkerung zu einem akuten Mangel an Arbeitskräften führen und das Wirtschaftswachstum bedrohen könnte, da Moskau finanzielle und materielle Ressourcen in das Militär investiere.

Trotz intensiver Anwerbungsbemühungen erlebt Russland keinen großen Zustrom von Neueinwanderern oder zurückkehrenden Landsleuten, so Balzer. Er schreibt: „Solange die russische Führung keine wirksamere Politik entwickeln und finanzieren kann, wird die einzige Lösung für den Bevölkerungsrückgang in einer Kombination aus der Eingliederung nicht-russischer Gebiete und/oder der Einwanderung aus Asien und Afrika bestehen“.

Problem für Putin: Lösung für langsam wachsende Bevölkerung noch nicht in Sicht

Niedrige Geburtenraten tragen ebenfalls zu einem schwachen Bevölkerungswachstum bei. Balzer zufolge neigen russische Frauen dazu, angesichts wirtschaftlicher Schwierigkeiten und wachsender Unsicherheit eine Schwangerschaft zu vermeiden.

Die demografische Situation Russlands war laut dem Tagesspiegel bereits vor dem Überfall auf die Ukraine kritisch. Die Pandemie, in der Russland zu den Ländern mit der weltweit höchsten Übersterblichkeit gehörte, verschlimmerte die Situation noch weiter. Eine ungesunde Ernährung und Lebensweise, übermäßiger Alkoholkonsum und Unfälle trugen laut Balzer zudem zu einer hohen Sterblichkeitsrate bei Erwachsenen bei.

Putin will Geburtenrate für Russlands Wirtschaft steigern

Die demografischen Probleme scheinen bei Putin angekommen zu sein. Als eine Maßnahme zur Steigerung der Geburtenrate hat Putin im vergangenen Sommer den Kampf gegen Abtreibungen ins Visier genommen. Im Jahr 2023 gab es Berichte, dass die Regierung den Zugang zu Abtreibungsmedikamenten einschränken will. In den Regionen Mordwinien, Kursk, Kaliningrad und Twer wurde die „Einleitung eines Schwangerschaftsabbruchs“ verboten, berichtet Euronews. Zahlreichen privaten Kliniken wurde gesetzlich untersagt, Abtreibungen durchzuführen.

In seiner 19. Rede zur Lage der Nation griff Putin indirekt sozialwirtschaftliche Probleme auf und versuchte, Familien dazu zu ermutigen, mehr Kinder zu bekommen. Er schlug höhere Steuerfreibeträge für Kinder und regionale Sozialprogramme vor, die aus dem föderalen Haushalt unterstützt werden sollen. Der Mindestlohn solle von 19.000 Rubel (190 Euro) im Monat bis 2030 auf 35.000 Rubel (350 Euro) steigen.

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