Branchenführer ist insolvent: Nächster Autozulieferer mit über 585 Mitarbeitern meldet Pleite an

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Die Autobranche muss derzeit einige Rückschläge hinnehmen. Nach der Insolvenz eines bekannten Zuliefereres hat es einen weiteren Branchenführer erwischt.

Mutlangen – Die Pleitewelle in Deutschland macht erneut nicht vor der Autobranche in Deutschland halt. Nach der jüngsten Insolvenz eines Autozulieferers hat es nun einen Branchenführer aus Baden-Württemberg getroffen. Dieser reiht sich in die Insolvenz eines großen Bratwurstherstellers, der Pleite eines prominenten Versicherers und der Insolvenz eines renommierten Traditionsherstellers im vergangenen Monat ein.

Branchenführer ist insolvent: Autozulieferer aus Baden-Württemberg ist pleite

Die Rede ist von dem Unternehmen Mürdter aus Mutlangen, das ebenso wie der Autozulieferer Recaro die Insolvenz anmelden musste. Aus offiziellen Dokumenten des Amtsgerichts Aalen vom 5. August geht hervor, dass sogar beide Mürdter-Firmen insolvent sind. Demnach haben die Mürdter Metall- und Kunststoffverarbeitung GmbH und die Mürdter Werkzeug- und Formenbau GmbH Anträge auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Metall- und Kunststoffverarbeitung wurde der Ulmer Rechtsanwalt Arndt Geiwitz bestellt. Patrick Wahren ist der vorläufige Sachverwalter für die insolvente Mürdter Werkzeug- und Formenbau GmbH. Beide Sanierer sind Angestellte der Kanzlei Schneider Geiwitz. Ersterer zählt seit der Insolvenz der Signa-Gruppe um den österreichischen Milliardär René Benko und die Kaufhäuser von Galeria Kaufhof zu den wohl bekanntesten Insolvenzverwaltern in Deutschland.

Autozulieferer meldet Insolvenz an: Zukunft der Belegschaft bleibt offen

Wie es mit der Zukunft des Autozulieferers weiter geht, ist derzeit ebenso unklar, wie das Schicksal der Belegschaft. Laut der Rems-Zeitung sei auch für die Insolvenzverwalter die Sache noch zu neu, um weitere Informationen oder einen Fahrplan für die Insolvenz herauszugeben.

Unklar ist auch, wie viele Angestellte von den Insolvenzen genau betroffen sind. Nach der Übernahme der Mürdter-Gruppe im Jahr 2021 vom Unternehmen Xandor Mürdter Automotive GmbH, das Teil von Quantum Capital Partners aus Großbritannien ist, beschäftige Mürdter am Standort Mutlingen 285 Mitarbeiter. Insgesamt führte das Unternehmen vier Standorte in Deutschland und in Tschechien, wobei die Firmengruppe etwa 585 Angestellte zählte.

Stammsitz von Mürdter in Mutlangen.
Stammsitz von Mürdter in Mutlangen. © rs

30 Jahre lang waren die Brüder Normann und Robert Mürdter als Geschäftsführer am Steuer des Unternehmens. „Da es keine Nachfolgelösung gibt, haben wir uns entscheiden, unsere Firma in eine größere Unternehmensgruppe zu integrieren und sie an Xandor zu verkaufen“, erklärte Normann Mürdter die damalige Übernahme laut der Schwäbischen Post. Nach ihren Angaben sei Xandor damals der „Wunschpartner“ für die Übernahme gewesen. „Wir haben bereits vor einigen Jahren einige Projekte zusammen verfolgt“, erklärte der Geschäftsführer weiter. Das Unternehmen sollte trotz der Übernahme seine operative Eigenständigkeit behalten.

Branchenführer ist insolvent: Autozulieferer war vor der Pleite führend bei Türgriffen und Mittelkonsolen

Während die genauen Gründe für die Insolvenz bisher nicht bekannt sind, dürften wohl die diversen Probleme, die derzeit die Automobilindustrie treffen, ihren Teil zur Pleite beigetragen haben. Für die Branche ist es derweil auch ein herber Verlust, da die Mürdter-Gruppe als führend in ihrem Bereich gilt. Das Unternehmen hat sich laut der eigenen Webseite auf Spritzguss-Teile spezialisiert.

Unter anderem zählen Türgriffe, Rückenlehnen oder Abdeckungen für die Mittelkonsole dazu. Somit trifft es einen neben einem insolventen Weltmarktführer nun einen weiteren Branchenführer mit Hauptsitz in Baden-Württemberg.

Immer mehr Insolvenzen in Deutschland: Analyse zeigt besorgniserregenden Trend seit Jahresbeginn

Die neuerliche Insolvenz reiht sich allerdings in einen Trend ein, der seit Jahresbeginn vor allem in Deutschland Fahrt aufgenommen hat. Laut einer aktuellen Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg, die IPPEN.MEDIA vorliegt, stieg die Zahl der Großinsolvenzen im ersten Halbjahr 2024 um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum an. „Die Rettung von Unternehmen aus der Insolvenz gestaltet sich zunehmend komplexer. Hohe Zinsen machen den Erwerb insolventer Firmen teurer oder unattraktiv. Ferner schrecken unsichere Umsätze aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage potenzielle Investoren ab“, erklärt Experte Jonas Eckhardt, Partner der Unternehmensberatung Falkensteg.

Eckhardt prognostiziert, dass dieser Trend langfristig anhalten und es so zu weiteren Insolvenzen wie beispielsweise bei einem 208 Jahre alten Traditionsunternehmen kommen wird: „Viele Unternehmen müssen sich wandeln, um in der Dynamik des internationalen Handels bestehen zu können.“

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