Günstige E-Autos: Die echte Konkurrenz lauert nicht in China
Stand jetzt geht von chinesischen Elektroautos für Europas Autoindustrie keine Gefahr aus. Günstige Stromer sind von BYD nicht zu erwarten, im Gegensatz zu Kia.
Amsterdam/Frankfurt – Das Thema Strafzölle für Elektroautos aus China ist allgegenwärtig. Inwieweit es dahingehend um den Schutz der eigenen Autoindustrie oder aber wirtschaftliche Symbolpolitik geht, ist fraglich.
Laut BYD-Europa-Chefin Stella Li wird der erfolgreiche chinesische Autobauer auf dem hiesigen Kontinent auch in der Zukunft keine E-Autos im niedrigen Preisbereich anbieten – und somit heimische Anbieter abhängen.
BYD in Europa: Elektroautos nicht für unter 30.000 Euro?
Nach einem Bericht von Reuters werde BYD nicht in der Lage sein, Elektroautos in Europa für weniger als 30.000 Euro anzubieten. Ob und in welcher Höhe der China-Hersteller die Strafzölle beim EU-Import an die Verbraucher weitergibt, sei den Angaben zufolge noch unklar.
Zu den üblichen 10 Prozent Zollgebühren verhängt Europa auf die Einfuhren von BYD weitere 17 Prozent, wenn die Pläne tatsächlich umgesetzt werden. So soll die vermeintliche Bedrohung durch die Konkurrenz aus Asien reduziert werden. „Die Politiker sollten sich von Zöllen fernhalten, die die Kosten für die Autoproduktion erhöhen und die Autoindustrie verwirren“, kritisiert Li jedoch dieses EU-Vorhaben.

China-Hersteller produzieren zunehmend in Europa – auch BYD
Zugleich betont die Vizepräsidentin des Unternehmens, dass BYD in absehbarer Zeit die Fahrzeuge für die hiesigen Märkte in Europa fertigen möchte – wodurch Strafzölle ohnehin obsolet wären. Man möchte „so viel wie möglich von europäischen Lieferanten kaufen“, zudem soll der Großteil der E-Autos ab 2025 in der Fabrik in Ungarn montiert werden, später auch in der Türkei.
Der bislang fehlende Absatzerfolg in Ländern wie Deutschland liege daran, dass „die Infrastruktur nicht richtig aufgebaut“ sei, führt Stella Li aus.
Was Kia BYD voraus hat: Mehr Nachfrage und günstigere Elektroautos
Im Vergleich dazu hat der südkoreanische Hersteller Kia auf dem europäischen Kontinent längst Fuß gefasst: Die Hyundai-Schwester ist seit über 30 Jahren in Europa präsent und gehört mittlerweile zu den beliebtesten Importmarken.
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Während die Stromer der Marke sich auch in Deutschland einer wachsenden Nachfrage erfreuen, stellt der CEO in einem Interview mit Welt sinkende Preise der Modellpalette in Aussicht.
Kia plant günstiges Elektroauto für 25.000 Euro – „große Herausforderung“
So möchte Kia hierzulande bis 2027 ein Elektroauto für 25.000 Euro auf den Markt bringen. Präsident Ho-Sung Song erklärt: „Rund ein Viertel unserer weltweit verkauften Autos kostet zwischen 15.000 und 25.000 Euro. Ein E-Auto in dieser Preisklasse herzustellen, ist eine große Herausforderung.”
Aktuell ist der günstigste Elektro-Kia der Crossover EV3, mit Preisen ab etwa 36.000 Euro. Schon im kommenden Jahr soll der Kia EV2 das Sortiment nach unten abrunden, mit einem Einstiegspreis von 30.000 Euro.
Die 25.000-Euro-Marke gilt für Autokonzerne als Preisziel für erschwingliche E-Mobilität. Unter anderem Volkswagen plant ab 2025 ein entsprechendes Modell, mit dem elektrischen Polo-Nachfolger VW ID.2.
Warum Kia sich in Europa leichter tut als chinesische Hersteller wie BYD
Der Kia-Chef erläutert zudem, warum chinesische Autohersteller Probleme haben, in Europa Fuß zu fassen. „Europäische Autokäufer sind sehr markentreu. Kia (...) hat sich einen großen Stamm an zufriedenen Kunden aufgebaut, die unser Design mögen und in unsere Technik und Qualität vertrauen.“

Anbieter aus der Volksrepublik seien dagegen erst seit kurzer Zeit präsent und müssen sich ein derartiges Renommee erst noch erarbeiten. (PF)