Import chinesischer E-Autos nach Deutschland wächst – Habeck reist in die Volksrepublik
Ungeachtet der Nachfrage wächst in Deutschland der Import von chinesischen Elektroautos. Kann Wirtschaftsminister Robert Habeck in der Volksrepublik die Wogen glätten?
Berlin/Peking – Welche Folgen haben die EU-Ermittlungen über Strafzölle gegen China für die Bundesrepublik? Deutschlands Autoindustrie ist abhängig von soliden Wirtschaftsbeziehungen zur Volksrepublik: Eine hohe Bevölkerungszahl sowie eine niedrige Motorisierungsrate machen das Reich der Mitte seit Jahrzehnten besonders für hiesige Autobauer zum überaus attraktiven Absatzmarkt.
Umgekehrt erweitern mittlerweile auch Neuwagen aus China das hiesige Straßenbild, wenngleich die Zulassungen im Schatten von wirtschaftspolitischen Entscheidungen (Abschwächung der E-Förderung, mögliche Strafzölle) auf einem niedrigen Niveau stagnieren.
Chinesische Elektroautos: Import-Anteil wächst - Zahl der Fahrzeuge schrumpft
Jedoch gibt es interessante Daten des Statistischen Bundesamtes, welche die Bedeutung des Handelspartners verdeutlichen: Der Anteil Chinas an den Elektroauto-Importen nach Deutschland ist in den ersten vier Monaten des Jahres 2024 deutlich gestiegen, auf einen Wert von 40,9 Prozent.

Laut den Statistikern wurden von Januar bis April 31.500 Elektroautos aus China importiert, was zwar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einem Rückgang von 15,7 Prozent entspricht. Dennoch stieg der Anteil Chinas an den gesamten E-Auto-Importen, da die Einfuhr aus anderen Ländern noch stärker zurückging.
Insgesamt sanken die Importe reiner Stromer nach Deutschland aufgrund schwacher Nachfrage um 45,3 Prozent auf 77.000 Fahrzeuge. Die Importe aus China gingen dabei also gegenüber dem Gesamtmarkt weniger stark zurück.
Die meisten Auto-Importe nach Deutschland kommen aus China - mit Abstand
Bereits für 2023 zeigten die Zahlen eine markante Steigerung: Deutschland importierte vergangenes Jahr 129.800 Elektroautos im Wert von 3,4 Milliarden Euro aus China, was mengen- und wertmäßig eine Verzehnfachung gegenüber 2020 darstellt. Dabei werden mittlerweile die meisten E-Modelle aus dem Reich der Mitte importiert: Der Anteil Chinas an den Elektroauto-Importen betrug 29 Prozent, gefolgt von Südkorea mit 9,9 Prozent und Tschechien mit 9,3 Prozent.
Meine news
Wichtig ist dabei die Tatsache, dass es sich nicht nur um die Modelle chinesischer Anbieter handelt: Auch westliche Autobauer produzieren dort, um diverse Weltmärkte - darunter auch Deutschland - zu beliefern.
Chinesische Elektroautos stehen aktuell wegen drohender EU-Strafzölle im Fokus. Die EU-Kommission kündigte letzte Woche erhöhte Zollsätze für in China produzierte Elektroautos an. Brüssel räumte Peking dabei eine Schonfrist ein, um zunächst Verhandlungen mit chinesischen Behörden und Unternehmen zu führen. Ein Resultat wird für Anfang Juli erwartet.
Robert Habeck reist nach China - was erreicht der Wirtschaftsminister?
Dieses Thema wird auch eine große Rolle spielen, wenn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) diese Woche in Begleitung einer Delegation aus Parlamentariern und Wirtschaftsvertretern nach China reist. Die deutsche Autoindustrie befürchtet negative Folgen durch die EU-Strafzölle, da zum einen chinesische Gegenmaßnahmen drohen und zum anderen auch in China produzierte Fahrzeuge deutscher Hersteller beim Import nach Europa von höheren Zollsätzen betroffen wären.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) kritisierte die drohenden Strafzölle erneut scharf und bezeichnete das Vorhaben als „destruktiv“ für die europäische Autoindustrie. Der ADAC schlägt in die gleiche Kerbe: Mit Blick auf die dringend notwendige Verkehrswende und das politische Ziel von 15 Millionen E-Fahrzeugen bis 2030 könnten solche Maßnahmen die Innovationskraft der gesamten Automobilbranche beeinträchtigen. (PF mit Material der AFP)