Sorge um „Lebenselixier“: Putin kämpft mit großem Problem – so stark wirken die Sanktionen
Russlands Wirtschaft steckt schon länger in der Krise. Die Inflation bleibt hoch, also muss die Zentralbank Maßnahmen ergreifen. Doch viel wird das wohl nicht bringen.
Moskau – Der Druck wächst, doch dem Kreml gelingen offenbar keine Fortschritte: Russlands Wirtschaft kämpft ständig mit den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, die nun mehrere Branchen betreffen. Unter anderem klettert die Inflationsrate weiter nach oben, sodass die russische Zentralbank reagieren muss. Noch im Juli 2024 will die Zentralbank die Zinsen um 200 Basispunkte auf 18 Prozent anheben, um die hartnäckig hohe Inflation einzudämmen.
Putin unter Druck: Russlands Wirtschaft leidet – hohe Inflation zwingt Zentralbank zum Handeln
Analysten gehen davon aus, dass die Inflationsrate in Russland bis Ende 2024 deutlich über dem Ziel von vier Prozent liegen wird. Zehn der 16 von Reuters befragten Analysten und Wirtschaftswissenschaftlern (Befragungszeitraum Ende Juni und Anfang Juli 2024) sagten bereits voraus, dass die Bank von Russland ihren Leitzins (RUCBIR=ECI) am 26. Juli auf 18 Prozent anheben würde.
„Da es keine eindeutigen Anzeichen für eine Verlangsamung der Inflation gibt, ist die Zentralbank gezwungen, einen straffen Kurs beizubehalten“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Analysten von BCS World of Investments. „Die Inlandsnachfrage, die Kreditvergabe und die Inflation verlangsamen sich trotz des Leitzinses von 16 Prozent nicht, sodass die Bank von Russland ihre Geldpolitik straffen muss“, sagte Michail Wassiljew, Chefanalyst der Sovcombank. „Im Allgemeinen sollten sich Kreditnehmer darauf einstellen, dass Geld in der Wirtschaft noch lange Zeit teuer bleiben und wahrscheinlich sogar noch teurer werden wird.“
Russlands Wirtschaft am Limit? Warnung aus dem Finanzsektor
Bereits Mitte Juni 2024 teilte die russische Statistikbehörde Rosstat mit, dass die Inflationsrate im Mai 2024 bei 8,3 Prozent auf Jahresbasis lag. Es handelt sich um höchsten Wert seit Februar 2023. Damit lag sie über dem Wert von 7,8 Prozent Ende April und weit über dem offiziellen Inflationsziel des Landes von 4,0 Prozent.
Mit der steigenden Inflation wächst die Sorge auch unter Top-Bankern. So warnte der stellvertretende Vorsitzende der russischen Zentralbank Wladimir Tschistjuchin vor dem „Ruin“ der russischen Wirtschaft, wenn Moskau keine Möglichkeiten findet, um seine Exporte zu bezahlen.
Auch die Chefin der russischen Zentralbank, Elvira Nabiullina, sah schon im Jahr 2023 Anzeichen einer Wirtschaftsüberhitzung. Damals hatte die Zentralbank Russlands ihren Leitzins von 15 Prozent auf 16 Prozent an, um die Inflation zu dämpfen. „Eine hartnäckig hohe Inflation ist ein Beweis dafür, dass die Wirtschaft von ihrem Potenzial abgewichen ist und es ihr an Kapazitäten fehlt, um die steigende Nachfrage zu befriedigen“, sagte Nabiullina.
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Putin könnte das „Lebenselixier“ ausgehen – Russlands Wirtschaft kämpft mit Problemen
Sanktionen haben Russlands Wirtschaft und den Finanzsektor deutlich geschwächt. Die Maßnahmen sollen die Zahlungsmittel für Wladimir Putin einschränken und alle ins Visier nehmen, die Russland im Ukraine-Krieg finanziell unterstützen. Es stellt sich die Frage, wie lange Russland noch zahlungsfähig ist. „Die Sanktionen verstopfen die Zahlungssysteme wie Blutgerinnsel und Geld ist das Lebenselixier jeder Wirtschaft“, zitierte der Bayerische Rundfunk Exil-Politologe Anatoli Nesmijan in einem Beitrag von Ende Juni 2024.
Was würde also passieren, wenn Putin das „Lebenselixier“ ausgeht? Zumindest schrumpfen bereits die Einnahmequellen und Gewinne, die Putin durch Handelsgeschäfte vor dem Ukraine-Krieg erzielt hatte, gehen stark zurück. Wie lange Russlands Wirtschaft die Folgen der Sanktionen aushält, bleibt nun abzuwarten. (bohy mit Material von Reuters)