Nach Gas-Stopp aus Russland: EU-Land will offenbar mit Tricks an Putins Gas kommen
Das Ende eines wichtigen Abkommens hat für Russlands Wirtschaft und die EU Folgen. Ab 2025 fließt kein russisches Gas mehr über die Ukraine nach Europa. Einige Länder hängen aber noch an Putins Gas.
Moskau – Das Jahr 2025 markiert einen bedeutsamen Schritt für die Ukraine und Russland: Seit den frühen Morgenstunden des Neujahrstags fließt kein russisches Gas mehr durch die Ukraine nach Europa, da ein Abkommen zwischen der Ukraine und Russland Ende 2024 ausgelaufen ist. Für Russland bricht eine wichtige Finanzierungssäule weg, Länder, die von Russlands Energie abhängig sind, sind beunruhigt. Und ein EU-Land erwägt eine umstrittene Option.
Aus für russisches Gas über die Ukraine: Wichtiges Abkommen lief aus
Ein kurzer Rückblick: Das russische Unternehmen Gazprom und der ukrainische Versorger Naftogaz hatten 2019 noch vor dem Ukraine-Krieg einen Transitvertrag geschlossen. Dieser hatte es Russland ermöglicht, über ukrainische Pipelines russisches Gas nach Europa zu liefern. Zum Jahreswechsel lief dieses Abkommen aus, das hatte die Ukraine im Vorfeld bereits verdeutlicht.
„Wir haben den Transit von russischem Gas gestoppt. Das ist ein historisches Ereignis. Russland verliert seine Märkte, es wird finanzielle Verluste erleiden. Europa hat bereits die Entscheidung getroffen, auf russisches Gas zu verzichten“, sagte der ukrainische Energieminister German Galushchenko nach Auslaufen des Vertrags in einer Erklärung. Der Ukraine drohen nun jährlich etwa 800 Millionen Dollar an Transitgebühren aus Russland, während Gazprom Gasverkäufe im Wert von fast fünf Milliarden Dollar einbüßen wird.
Kein russisches Gas mehr über ukrainische Pipelines – welche Länder stark betroffen sind
Moldau, einst Teil der Sowjetunion, ist eines der am stärksten betroffenen Länder. Das Land erklärt, es müsse nun Maßnahmen ergreifen, um seinen Gasverbrauch um ein Drittel zu senken. Besonders die abtrünnige Region Transnistrien, welche international nicht anerkannt wird, bekommt den russischen Gas-Stopp zu spüren. „Es gibt weder Heizung noch Warmwasser“, sagte eine Mitarbeiterin des örtlichen Energieunternehmens Tirasteploenergo zu Reuters. Sie wisse nicht, wie lange die Situation andauern werde.
Es sei verboten, Gas- oder Elektroherde zum Heizen der Wohnung zu verwenden. „Das kann zu Tragödien führen“, teilte das Unternehmen Tirasteploenergo mit. Bis zum Ablauf des Gastransitvertrags mit der Ukraine lieferte Russland Moldawien jährlich etwa zwei Milliarden Kubikmeter Gas, das über Transnistrien geleitet wurde.
Einige EU-Länder hängen noch an Putins Gas – trickst Ungarn trotz Alternativquellen?
Auch Ungarn und Slowenien haben bislang fleißig russisches Gas bezogen. Der ungarische Präsident Viktor Orbán hat zuletzt offen über einen „Trick“ gesprochen, nach Ablaufen des Transitvertrags die Gaslieferung über die Ukraine anderweitig aufrechtzuerhalten. „Was wäre, wenn das Gas, wenn es das Territorium der Ukraine erreicht, nicht mehr russisch wäre, sondern sich bereits im Besitz der Käufer befände“, sagte Orbán laut der Nachrichtenagentur Reuters noch im Dezember 2024. „Das Gas, das in die Ukraine gelangt, wäre also nicht mehr russisches Gas, sondern ungarisches Gas.“
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Ungarn hat allerdings noch genug Alternativquellen und die derzeitigen Importe hängen größtenteils von der TrukStream-Pipeline ab. Russland exportiert nach wie vor Gas über die TurkStream-Pipeline im Schwarzen Meer. TurkStream verfügt über zwei Leitungen – eine für den türkischen Binnenmarkt und die andere für die Versorgung mitteleuropäischer Kunden, darunter Ungarn und Serbien.
Laut einer Studie (Juni 2024) der österreichischen Energieagentur (AEA) im Auftrag des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) in Österreich, wird die Transitroute durch die Ukraine, die Slowakei und Österreich nach Ungarn seit Herbst 2023 kaum noch genutzt. Für Ungarn seien Importe via Österreich, Rumänien, Serbien, Kroatien, Slowakei und die Ukraine möglich.
EU ist zuversichtlich – so gut war Österreich auf das russische Gas-Aus vorbereitet
Die Slowakei könne im Falle des Transit-Ausfalls auf Flüsse via Polen, Tschechien, Österreich und Ungarn ausweichen. Auch Österreich hat sich gut auf das Szenario vorbereitet und ist deshalb zuversichtlich. Das Land habe andere Lieferanten gefunden, und die Gasspeicher seien zu Beginn des Winters zu rund 90 Prozent voll, hieß es. Allein diese Menge reiche Österreich für rund ein Jahr.
Das alternative Gas soll aus Norwegen, aus eigener Produktion oder in Form von Flüssigerdgas per Schiff über Deutschland oder Italien kommen. „Die Republik verfügt über eine strategische Reserve, die dazu da ist, um allfällige Mangellagen auszugleichen“, schrieb Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) jüngst auf der Plattform X. Österreich lasse sich von Russland nicht erpressen, so Nehammer.
Auch die EU ist bereit, ohne russisches Gas zurechtzukommen und rechnet mit geringen Folgen für die Preise aus dem Gasmarkt. „Da weltweit jährlich mehr als 500 Milliarden Kubikmeter Flüssiggas produziert werden, dürfte der Ersatz von rund 14 Milliarden Kubikmetern russischen Gases, das über die Ukraine fließt, nur geringe Auswirkungen auf die Erdgaspreise in der EU haben“, zitiert Bloomberg aus dem noch nicht veröffentlichten Dokument der Kommission. (bohy mit Material von Reuters)