Milliardenverlust und Rezessionsangst: Trump löst durch Zölle „Tsunami“ in Russlands Wirtschaft aus

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Trumps Handelskrieg geht auch an Putin nicht spurlos vorbei: Die Auswirkungen treffen Russlands Wirtschaft an einer Schwachstelle. Die Aussichten bleiben düster.

Moskau – Der gefährliche Würgegriff von Donald Trump macht sich bemerkbar: Auch wenn Russlands Wirtschaft von den neuen US-Zöllen verschont blieb, muss Wladimir Putin die Folgen von Trumps Handelskrieg ausbaden. Trumps Zölle sorgten am Energiemarkt für Chaos und drückten die Ölpreise nach unten. Diese Entwicklung wird den Kremlchef vor ein schmerzhaftes Dilemma stellen.

Russlands Wirtschaft kommt nicht unter Trumps Zollhammer – doch der Handelskrieg schadet trotzdem

Nach Inkrafttreten des Zollpakets sind die Ölpreise auf den tiefsten Stand seit 2021 gefallen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni sackte im frühen Handel um rund vier Prozent beziehungsweise 2,42 Dollar auf 60,40 Dollar ab. Weniger als 60 Dollar hatte ein Barrel Brent zuletzt Anfang 2021 gekostet.

Nach der Prognose des russischen Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung wird der durchschnittliche Jahrespreis für die russische Ölsorte Ural im Jahr 2025 56 Dollar pro Barrel betragen. Das berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax am 21. April 2025. Dies wäre der niedrigste Stand seit 2020, als die Covid-19-Pandemie einen Einbruch der weltweiten Nachfrage auslöste und den Urals-Preis auf einen Jahresdurchschnitt von 41,70 US-Dollar pro Barrel drückte.

Der gefährliche Würgegriff von Donald Trump macht sich für Russlands Wirtschaft bemerkbar. © AdMedia/Grigory Sysoev/IMAGO (Montage)

Experten zufolge könnte der Preisverfall beim Öl zu massiven Einnahmeausfällen für Russlands Wirtschaft führen. Laut dem Wall Street Journal (WSJ) könnte sich das russische Haushaltsdefizit im Jahr 2025 fast verdoppeln. „Wenn der Ölpreis niedrig bleibt, werden sie die Auswirkungen spüren, und sie spüren sie bereits“, sagte Elina Ribakova, eine nicht ansässige Senior Fellow am Washingtoner Peterson Institute for International Economics jüngst. Wenn dies so weitergehe, würde sich Putin in einer „Butter oder Kanonen“-Situation wiederfinden, also sich zwischen dem Wohlstand der Gesellschaft oder dem Krieg entscheiden.

Putin vor Dilemma wegen US-Zöllen: Ölpreisverfall bedroht Russlands Wirtschaft

Bislang hat Putin den Fokus stark auf den Krieg gesetzt: Die Weichen stehen längst auf Kriegswirtschaft, sodass das Wachstum ebenfalls vom Ukraine-Krieg abhängt. Zudem pumpt der Kremlchef mehr Geld in die Verteidigung und Rüstungsindustrie, als in andere Wirtschaftsbranchen.

Wenn der Ölpreis weiter fällt, könnte der russische Präsident seine Ein- und Ausgabenpolitik nochmal überdenken. Öl und Gas machen rund ein Drittel der Staatseinnahmen aus und befüllen Putins Kriegskasse. Sergey Vakulenko, ein ehemaliger russischer Energiemanager und Senior Fellow am Carnegie Russia Eurasia Center, schätzt, dass Russland bei jedem Rückgang des Ölpreises um 10 Dollar jährlich etwa 25 Milliarden Dollar verliert. Der gesamten russischen Wirtschaft gehe Geld verloren, so Vakulenko. Die Rolle des Öls geht für Russlands Wirtschaft über die Staatskasse hinaus. So ist für die russische Stahlindustrie das Öl ebenfalls relevant, da sie unter anderem Rohre für Ölförderer baut.

Russlands Wirtschaft kämpft mit Ölpreisverfall – Trumps Handelskrieg löst „Tsunami“ aus

Zwar hatte Russlands Wirtschaft einige Ölpreisrückgänge verkraftet. Allerdings stellt sich die Frage, wie gut der aktuelle Rückgang ausgeglichen werden kann, wenn die russische Wirtschaft ohnehin schon große Probleme hat. Die Inflation bleibt weiterhin hoch, obwohl die Zentralbank ihren Leitzins wiederholt angehoben hat. Wichtige Industrien leiden zudem unter den Auswirkungen der Kriegswirtschaft und unter den Folgen der westlichen Sanktionen.

Das von Putin gepriesene „Wachstumswunder“ wird wahrscheinlich im Jahr 2025 nicht mehr eintreten. Die Bank Renaissance Capital, geht für Russlands Wirtschaft nur noch von einem BIP-Wachstum von 0,1 Prozent aus, wenn der durchschnittliche Ölpreis bei 50 US-Dollar pro Barrel liegen sollte. Analysten von JP Morgan schätzen laut dem WSJ, dass es„ unwahrscheinlich ist, dass der durch die US-Handelspolitik ausgelöste Tsunami an Russland spurlos vorübergehen wird“. Es könnte also nun erst jetzt eine große Welle auf Putin zurollen. (bohy)

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