Private Krankenkassen abschaffen – wegen steigender Beiträge? Brisante Forderung auf dem Tisch
Krankenkassenbeiträge steigen 2025 weiter an. Experten fordern dringend Reformen. Doch konkrete Maßnahmen bleiben laut Experten bisher aus.
Berlin – Die Kosten für Krankenkassen, Pflege und Rente steigen kontinuierlich, und eine Entspannung der Situation ist nicht in Sicht. Ohne Reformen könnte sich die Lage weiter verschärfen. Bereits jetzt sind sich die Krankenkassen-Chefs einig, dass die Beiträge steigen werden.
Krankenkassen warnen vor steigenden Beiträgen – was Union und SPD planen
Schon zu Beginn des Jahres kam es zu einer deutlichen Erhöhung der Zusatzbeiträge. Zum allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent kamen Anfang des Jahres durchschnittlich 2,9 Prozent Zusatzbeiträge hinzu. Die Regierung hatte den offiziellen Orientierungswert auf 2,5 Prozent festgelegt, was bereits 0,8 Prozentpunkte mehr als 2024 waren. Der Pflegebeitrag stieg zum Jahreswechsel um 0,2 Punkte auf 3,6 Prozent für Versicherte mit einem Kind und könnte nach Einschätzung von Ökonomen weiter steigen. Gründe dafür sind neben der demografischen Entwicklung vor allem Lohnsteigerungen bei Pflegekräften.
Experten zeigen sich enttäuscht über den Umgang der künftigen Regierung mit den Themen Pflege und Krankenkassen. Im Koalitionsvertrag versprechen Union und SPD, die „Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung auch langfristig stabilisieren“ zu wollen. „Hierzu setzen wir auf ein Gesamtpaket aus strukturellen Anpassungen und kurzfristigen Maßnahmen“, heißt es weiter. Konkrete Schritte bleiben jedoch unklar.

Kritik an Union und SPD: Pläne für Krankenkassen sind nicht ausreichend – brisante Forderung
„Im Papier stehen keine Maßnahmen, die kurz- oder mittelfristig den Beitragsanstieg stoppen würden“, kritisierte Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse, im Gespräch mit der Welt. Der Anstieg der Beiträge werde von der Politik zunächst nicht gebremst. Baas erwartet einen durchschnittlichen Anstieg von 0,3 bis 0,5 Beitragssatzpunkten in der gesetzlichen Krankenversicherung, vorausgesetzt, die Krankenkassen können in diesem Jahr wieder Rücklagen bilden.
Auch die Wirtschaft äußert Kritik an den Plänen zur Rente. DIW-Chef Marcel Fratzscher sieht im Koalitionsvertrag eine Verschärfung des Problems, dass der Sozialstaat immer weniger generationengerecht wird. Die Umverteilung von Jung zu Alt nehme zu. Fratzscher kritisiert die Rentenpläne scharf: „Anstelle von Vorschlägen zu einer Begrenzung des künftigen Beitragsanstiegs gibt es hier teure Versprechungen wie beispielsweise ein stabiles Rentenniveau und eine ausgeweitete Mütterrente.“ Er fügt hinzu: „Offensichtlich wollen weder Union noch SPD ihre Wählerinnen und Wähler mit irgendwelchen Zumutungen belästigen.“
Der Sozialverband Deutschland sieht ebenfalls dringenden Handlungsbedarf. „Es ist absolut richtig, dass etwas gegen steigende Sozialversicherungsbeiträge unternommen werden muss. Sie belasten nicht nur die Wirtschaft, sondern auch niedrige und mittlere Einkommen besonders stark“, erklärte Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des SoVD, gegenüber IPPEN.MEDIA.
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Abschaffung der privaten Krankenkassen? Maßnahme gegen höhere Beiträge auf dem Tisch
„Das soziale Schutzniveau herunterzufahren und Versicherte zum Abschluss teurer privater Vorsorgeprodukte zu drängen, wäre jedoch ein Irrweg. Beitragsstabilität kann seriös nur durch höhere Beitragsbemessungsgrenzen und angemessene Steuerzuschüsse erreicht werden. Wichtig ist es auch, endlich anzuerkennen, dass wir alle im gleichen Boot sitzen. Deshalb müssen in die gesetzliche Rentenversicherung alle Erwerbstätigen einbezogen und die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung zu einer Bürgerversicherung ausgebaut werden.“ Die Bürgerversicherung sieht vor, das duale System aus gesetzlicher und privater Krankenversicherung durch ein einheitliches System zu ersetzen.
Ein weiterer Diskussionspunkt in der Gesundheitspolitik ist die Finanzierung der Krankenhausreform. Der Bundesrat stimmte am 21. März 2025 einer Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums mit Änderungen zu, die den Rahmen für einen „Transformationsfonds“ festlegt. Dieser soll von 2026 bis 2035 bis zu 25 Milliarden Euro bereitstellen, sofern die Länder sich in gleicher Höhe beteiligen. Der Fördertopf ist Teil der bereits beschlossenen Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach. (bohy mit Material der dpa)