Industrie fordert Hausbesitzer zum Anpacken auf: Heizungsgesetz muss bleiben – und sogar noch weiter gehen

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Der Industrieverband fordert deutsche Hausbesitzer zu mehr Gebäudesanierungen auf. Damit könnte ein klimaneutrales Wachstum durch das Land gehen.

Berlin – Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert deutsche Hausbesitzer zum Anpacken auf. Es müsse ein „Transformations-Weckruf“ durch das Land gehen, um endlich wieder für mehr Wachstum zu sorgen und das Land aus der Rezession zu führen. Neben Industrie und Politik fordert der Verband Hauseigentümer zum Sanieren auf - und bringt sogar eine Sanierungspflicht ins Spiel.

Industrie fordert Sanierungspflicht in Deutschland: „Deutschland kann zu einem Vorreiter der Energiewende werden“

Die Forderung nach einer Sanierungspflicht ist Teil eines Maßnahmenkatalogs, das der BDI bei ihrem Klimakongress in der vergangenen Woche präsentiert hat. Auf 56 Seiten erklärt der Verband, warum Deutschland immer weiter zurückfällt: Demnach sei ein Fünftel der deutschen Industriewertschöpfung mittelfristig gefährdet. Als einer der Hauptgründe werden die hohen Energiekosten genannt – aber auch die Tatsache, dass Deutschland noch zu wenig in die Transformation investiert. Darin sieht der Verband aber großes Wachstumspotenzial.

„Deutschland kann zu einem Vorreiter der Energiewende werden – bei Strom und bei Molekülen. Bis 2030 wachsen die globalen Märkte für Windenergie, Netztechnik sowie Wasserstoff- und Synthesetechnologien auf rund 850 Milliarden Euro“, heißt es in dem Maßnahmenkatalog.

Siegfried Russwurm
BDI-Chef Siegfried Russwurm. (Archivbild) © Bernd von Jutrczenka/dpa

Um neues Wachstum in Deutschland zu beschleunigen, fordert der BDI aber nicht nur Politik und Wirtschaft zum Handeln auf. Auch die Bürgerinnen und Bürger sollen mit anpacken: auf der einen Seite, indem sie von Verbrenner auf E-Autos umsteigen und indem Hauseigentümer ihre Gebäude sanieren und die Heizungen austauschen. „Der Bedarf an Energie bei Bestandsgebäuden muss halbiert werden, die energetische Sanierungsrate muss dafür graduell um 70 Prozent bis 2030 steigen“, so der BDI. Gebäude machen in Deutschland aktuell 30 Prozent der Treibhausgasemissionen aus, sind also ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Deutsche Firmen profitieren von Heizungstausch und Sanierungen: So kann das Land wieder wachsen

Ein hoher Anteil der Unternehmen, die in der Gebäudesanierung aktiv sind, seien laut BDI deutsche Firmen. Damit kann eine Sanierungswelle zum Treiber wirtschaftlichen Aufschwungs werden. Um das zu schaffen, sollte das Heizungsgesetz „im Grundsatz unangetastet bleiben“ und es sollte darüber hinaus eine Sanierungspflicht eingeführt werden. „Bis spätestens 2030 sollte für jedes unsanierte Gebäude in Deutschland ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) vorliegen müssen, in dem ein ‚2045-reifer Zielzustand‘ aufgezeigt wird, um den Gebäudeeigentümern mögliche Pfade zu einem klimaneutralen Gebäude zu weisen“, so die Forderung.

Diese Sanierungspflicht sollte „mit größtmöglichem Vorlauf“ angekündigt werden und schrittweise von den energetisch schlechtesten bis zu den besten Gebäuden ausgeweitet werden.

Aus Sicht der Industrie sollten auch die Förderprogramme zum Heizungstausch und zur Sanierung daher auch langfristig bestehen – mindestens für die kommenden zehn Jahre, wie der Verband vorschlägt. Das sollte auch kommuniziert werden. Generell ist das Thema Kommunikation dem Verband ein besonderes Anliegen: „Gebäudeeigentümer und -nutzer müssen in einer Informationskampagne ansprechend und adressatengerecht über Anforderungen und Wege zu mehr Klimaschutz bei Gebäuden informiert werden.“ Dabei sollten ihnen die Einsparpotenziale aufgezeigt werden.

BDI-Präsident fordert Deutschland zu Klima-Lösungen auf: „Es steht einfach viel zu viel auf dem Spiel“

Bei seiner Auftaktrede zum Klimakongress hatte BDI-Präsident Siegfried Russwurm die Branche zu klimaneutralem Wachstum ermutigt. „Wir müssen klimaneutral werden und wettbewerbsfähig bleiben. Es steht einfach zu viel auf dem Spiel“, betonte er. Aktuell aber litten die Unternehmen unter strukturellen Standortschwächen. Es gebe ausufernde Kosten, Bürokratie, Detailregulierung und einen enormen Modernisierungsstau bei Infrastruktur und digitaler Verwaltung. Zusammen mit dem Fachkräftemangel sei das ein gefährlicher Mix. Klimaneutralität zu erreichen, indem die Industrien abwanderten, könne keine Lösung sein, warnte Russwurm. 

Die Politik müsse mutig gegensteuern – auch weil andere Industrienationen wie China und die USA nicht den gleichen Weg einschlügen. „Der Rest der Welt folgt uns nicht“, betonte der Industriepräsident. „Nicht in vergleichbarer Ambition, nicht auf vergleichbarem Weg und nicht mit vergleichbaren Fristen.“

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