Deutsche trotzen der Wärmewende: Verkauf neuer Heizungen bricht dramatisch ein

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Rote Zahlen beim Absatz neuer Heizsysteme, nur die Nachfrage nach den kritisierten Ölheizungen steigt – Wärmepumpe und Fernwärme abgeschlagen. Drohen nun Kurzarbeit und Stellenabbau bei den Herstellern?

Berlin – Die Absatzstatistik des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) wirft ein düsteres Bild auf die Wärmewende. Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral heizen, von fossilen Brennstoffen unabhängig werden – noch immer werden rund drei Viertel aller Heizungen mit fossilem Gas oder Öl betrieben. Schon spätestens bis Mitte 2028 sollen alle neuen Heizungen mit 65 Prozent erneuerbarer Energie betrieben werden. Doch aus den aktuell vorgelegten Zahlen der Absatzstatistik geht hervor, dass im ersten Halbjahr 2024 nur ein Heizsystem im Vergleichszeitraum ein Plus geschrieben hat, nämlich die von Klimaschützern verpönte Ölheizung. Dort stieg die Nachfrage sogar.

Wärmewende Tiefrote Zahlen: „Markt nach der starken Nachfrage im Jahr 2023 deutlich abgekühlt“

Insgesamt setzten die Hersteller 43 Prozent weniger Wärmeerzeuger ab als im gleichen Zeitraum des Rekordjahres 2023. Im fünften Monat lag der Gesamtabsatz noch bei einem Minus von 35 Prozent. Dieser Trend setzte sich auch weiterhin fort. Der Absatzmarkt befindet sich damit nach vier Wachstumsjahren zum ersten Mal wieder auf dem Niveau vor 2020.

„Wir sehen, dass sich der Markt nach der starken Nachfrage im Jahr 2023 deutlich abgekühlt hat. Hinzu kommt der Umstand, dass bei den Bürgern Unklarheit darüber herrscht, was die kommunale Wärmeplanung mit sich bringt“, so BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt. Es seien Erwartungen geweckt worden, die sich in der Realität kaum halten ließen. Außerdem herrsche bei den Bürgern viel Unverständnis, denn es sei nicht einfach, die Zusammenhänge zwischen Gebäudeenergiegesetz oder kommunaler Wärmeplanung zu verstehen. Auch der Durchblick beim Förderdschungel fehlt. „In dieser unübersichtlichen Gemengelage schieben die Menschen die Heizungsmodernisierung eher auf“.

Könnten Klimaziele verfehlt werden? Hälfte des Anlagenbestandes technisch veraltet

Von den rund 21,5 Millionen Heizungen in Deutschland gelten laut BDH rund die Hälfte als technisch veraltet. Sollte es nun zu einer Stagnation beim Heizungstausch kommen, würde die Politik Gefahr laufen, die Klimaziele im Gebäudesektor zu verfehlen, warnt der BDH. „Die Menschen brauchen bei der Heizungsmodernisierung Planungssicherheit.“

Ungeschlagen auf Platz 1 bleibt beim Wohnungsbestand die Gastherme (50 Prozent), gefolgt von der Ölheizung (23 Prozent) und der Fernwärme (15 Prozent). Die Wärmepumpe hat einen Anteil von sechs Prozent. Der Absatz der Wärmepumpen entwickelte sich überhaupt rückläufig – und zwar um satte 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Laut Prognose dürften im laufenden Jahr maximal 200.000 Wärmepumpen abgesetzt werden.

Kurzzeitarbeit, Stellenabbau in der Wärmepumpen-Branche?

Milliarden wurden von Marktführern wie Vaillant, Viessmann oder Bosch Home Comfort Group im Vertrauen auf eine klimapolitisch entfachte Sonderkonjunktur in den Aufbau neuer Wärmepumpen-Fabriken investiert. Doch was passiert, wenn die Nachfrage wegbricht? Inzwischen hätten die meisten Hersteller Kurzarbeit angemeldet, schreibt die Welt. Auch Arbeitsplätze werden abgebaut. Vaillant etwa hatte dieses Jahr angekündigt, 700 Stellen zu streichen – rund 300 davon in Deutschland.

Auch interessant

Kommentare