Chaos um neue Grundsteuer: So viel mehr müssen Sie zahlen

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Wer eine Immobilie besitzt, muss Grundsteuer zahlen. Die Berechnung ändert sich zum kommenden Jahr. Wie teuer es ab 2025 genau wird, wissen die wenigsten.

Berlin – Bei der Grundsteuer auf Immobilien gibt es zwischen deutschen Städten große Unterschiede. Für ein ähnliches Einfamilienhaus zahlen die Besitzer im einen Ort teils mehrere Hundert Euro mehr als im Nachbarort, wie aus einer aktuellen Untersuchung hervorgeht. Zugleich wissen die meisten von ihnen noch immer nicht, wie teuer es im kommenden Jahr wird. Denn dann wird die Grundsteuer nach einer neuen Methode berechnet.

Berechnung der Grundsteuer: Bisher basierte sie auf uralten Werten

Einfamilienhäuser am Erfurter Stadtrand: Für viele Hausbesitzer könnte die Grundsteuer steigen.
Einfamilienhäuser am Erfurter Stadtrand: Für viele Hausbesitzer könnte die Grundsteuer steigen. © Martin Schutt/dpa

Das Bundesverfassungsgericht hat diese Reform verlangt, weil derzeit mit völlig veralteten Grundstückswerten gerechnet wird - in Ostdeutschland mit Werten von 1935 und in Westdeutschland von 1964. Künftig werden in den Bundesländern teils unterschiedliche Methoden gelten, von denen einige hochumstritten sind. Erste Klagen laufen bereits. Was allerdings bleibt: Die Kommunen werden mit ihren Hebesätzen weiter das letzte Wort haben.

Neue Grundsteuer: Noch viele Ungenauigkeiten

Für die Kommunen ist die Grundsteuer eine der wichtigsten Einnahmequellen. Sie deckte vor der Corona-Krise etwa 15 Prozent ihrer Steuereinnahmen, aus denen dann Straßen, Schwimmbäder oder Theater bezahlt werden. Es ist eine jährliche Steuer auf den Besitz von Grundstücken und Gebäuden – doch ein Vermieter kann sie über die Nebenkostenabrechnung auch auf die Mieter umlegen. Wie viel man zahlt, ist abhängig vom Grundstück, dem Gebäude darauf und dem kommunalen Hebesatz. Bei den meisten Wohnungseigentümern geht es um einige Hundert Euro im Jahr, bei Eigentümern von Mietshäusern dagegen oft um vierstellige Beträge.

Wie viel im kommenden Jahr – nach Inkrafttreten der Reform – zu zahlen ist, wissen bisher die wenigsten Hausbesitzer. Der Präsident des Eigentümerverbands Haus und Grund, Kai Warnecke, beklagte in der Bild am Sonntag, rund 90 Prozent der Immobilienbesitzer fehle diese Information. „Das ist absurd und echtes Staatsversagen, schließlich hatte der Staat fast sechs Jahre Zeit für die Reform“, sagte er. Warnecke warnte, Millionen Haushalte müssten mit deutlich höheren Kosten rechnen, denn angesichts der leeren kommunalen Kassen könnten die Kommunen stärker zulangen.

Neue Grundsteuer kommt – Dann lohnt sich ein Einspruch gegen die Wertbescheide

Viele Immobilienbesitzer haben bereits die neuen Werte für die Grundsteuer mit der neuen Berechnungsmethode ermittelt. Das sorgte für Irritationen, denn die Steuerbelastung scheint häufig stark zu steigen. Über viele Finanzämter rollt seit dem eine Lawine mit Einsprüchen. Von den 5,5 Millionen Einsprüchen in ganz Deutschland wurden bisher jeder siebte bearbeitet, berichtet das Handelsblatt. Und sehr häufig wird ihnen ganz oder teilweise stattgegeben. Je nach Bundesland treffe das auf 55 bis 85 Prozent der Fälle zu, schreibt die Wirtschaftszeitung.

Für Betroffene, bei denen der Grundsteuerwert mit der neuen Berechnung 30 Prozent höher liegt als zuvor, lohnt sich ein Einspruch, erklären Verbraucherschützer gegenüber Focus.de. „Bei offensichtlichen Fehlern zum eigenen Nachteil sowie in weiteren Fallkonstellationen ist ein Einspruch gegen den Grundsteuerwertbescheid grundsätzlich empfehlenswert.“ (mit Material der dpa)

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