Russen lachen: Putin-Scherz bei Ukraine-Besuch lässt tief blicken
Steht das Ende des Ukraine-Kriegs kurz bevor? Eine Aussage Wladimir Putins weist jetzt in eine ganz andere Richtung.
Kursk – Kommt es zum Ende des Ukraine-Kriegs? Noch in der vergangenen Woche unternahmen Europa mit Kanzler Friedrich Merz einen neuen Anlauf. Gemeinsam mit Donald Trump wollte man Wladimir Putin zu Verhandlungen bewegen. Doch nur wenige Tage später hat sich die Lage wieder bedeutend gedreht. Der US-Präsident strebt nach aktuellen Medienberichten eine radikale Wende in Sachen Ukraine-Krieg an – will sich nicht an neuen Sanktionen beteiligen. In Russland wird ob dieser Entscheidung bereits gejubelt.
Doch weiterhin wird über mögliche Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland diskutiert. Die Frage ist: Will Russland dies überhaupt? Von verschiedenen Seiten war Wladimir Putin eine Verzögerungstaktik vorgeworfen worden. Auch Verteidigungsminister Boris Pistorius äußerte sich in diese Richtung. Experten schätzen etwa, dass Putin davon ausgeht, dass er bis Ende des Jahres noch bedeutende militärische Fortschritte machen kann. Bis dahin spiele er auf Zeit.
Ende des Ukraine-Kriegs? Putin-Satz zu brisantem Zeitpunkt lässt tief blicken
Öffentlich spricht Putins Kreis weiter von möglichen Verhandlungen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow verkündete etwa am Mittwoch (21. Mai), dass man dabei sei, eine Liste mit Bedingungen für einen Waffenstillstand auszuarbeiten. Eine Szene mit Wladimir Putin weist jedoch jetzt in eine ganz andere Richtung – wirkt schon fast entlarvend.
Russlands Präsident Putin war in die über Monate von ukrainischen Truppen teils besetzte russische Grenzregion Kursk gereist. Während eines Arbeitsbesuchs in der Kraftwerksstadt Kurtschatow traf er nach Kremlangaben am Dienstagabend den Gouverneur des Gebiets, Alexander Chinschtejn, Freiwilligenorganisationen und lokale Beamte. Chinschtejn sicherte er demnach weitere Unterstützung für die Reparatur von Häusern zu. Außerdem besuchte der Präsident das im Bau befindliche Kursker AKW-2, wie der Kreml mitteilte.
„Will von allem mehr“: Putin-Scherz zu Ukraine wirkt entlarvend
Doch eine Szene rüttelte auf: Ein lokaler Beamter nahe der Grenze sagte laut Moscow Times zu Putin: „Sumy sollte uns gehören“. Damit rief er den Präsidenten dazu auf, weitere Teile der Ukraine zu besetzen. „Wir können nicht leben, als wären wir auf einer Halbinsel. Es sollte mehr von uns geben. Zumindest in Sumy“, zitiert das Blatt den Beamten Pawel Solotarjow auf Basis eines Tass-Videos weiter. Dem Bericht nach waren diese Aussagen eine Antwort auf Putins Frage, wie weit Russland Kiews Truppen von der Grenze zurückdrängen sollten.

Dann wird es pikant: Putin lächelt bei der Bemerkung des Beamten und witzelt, dass seine Ernennung von Alexander Chinschtein zum amtierenden Gouverneur der Region Kursk Teil dieser Bemühungen sei. „Auch er will von allem mehr“, sagte Putin mit Blick auf Chinschtein. Laut Moscow Times folgt Gelächter von den anwesenden russischen Beamten.
Ende des Ukraine-Kriegs in weiter Ferne? Putin verzögert – Russland droht Kiew
Brisant ist die Aussage auch, da Russland laut Medienberichten bei den Verhandlungen in Istanbul zum Ende des Ukraine-Kriegs damit gedroht haben soll, die ukrainischen Regionen Sumy und Charkiw einzunehmen. Bislang hat Russland allerdings nie offiziell Anspruch auf die Regionen erhoben. Dennoch hatte es in den vergangenen Monaten heftige Angriffe Russlands gegeben. Anfang des Monats hatte Russland zudem angekündigt, in Sumy eine Art Pufferzone schaffen zu wollen.
Die Äußerung Putins und die Reaktion der russischen Beamten lässt nicht darauf schließen, dass man von einer baldigen Waffenruhe oder gar einem Ende des Ukraine-Kriegs ausgeht. Das deckt sich wohl mit der aktuellen Lage-Einschätzung von Friedrich Merz. Er sagte am Mittwoch: „Das, was wir gegenwärtig in der Ukraine erleben, mit Russland erleben, lässt mich einigermaßen besorgt sein über die nächsten Tage, Wochen und vielleicht Monate“. Hoffnung setzt er in mögliche Verhandlungen im Vatikan. Papst Leo XIV. hatte den Vatikan gegenüber Italiens Giorgia Meloni erneut als Verhandlungsort angeboten. (rjs mit dpa)