Drohnen-Luftschläge in Russland: Putins Armee begeht im Ukraine-Krieg taktischen Fehler

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Russische Militär-Blogger beklagen im Ukraine-Krieg Verluste im eigenen Land. Auch solche, die Wladimir Putins Kommandeure ihrer Ansicht nach verhindern könnten.

Sudscha – Das, was Kreml-Autokrat Wladimir Putin von Russland im Ukraine-Krieg an Verlusten abverlangt, lässt sich anhand dramatischer Statistiken zumindest erahnen. Wenn auch das Leid der Soldaten beider Seiten auf dem Schlachtfeld letztlich weit weg erscheint.

Russlands Verluste im Krieg: Ukraine greift gezielt Nachschub-Konvois an

Was das imperialistische Moskau-Regime materialistisch an Kriegsgerät eingebüßt hat, dokumentiert die Open-Source-Intelligence-Website Oryx, ebenso wie die Verluste für Kiew, nach dem völkerrechtswidrigen Überfall des östlichen Nachbarn im Februar 2022. Dass jene Verluste der russischen Armee steigen und steigen, ist teils wohl auch eigenen taktischen Fehlern verschuldet. Und das nicht nur in der Ukraine.

Dies prangerten jetzt selbst kremlnahe russische Militär-Blogger anhand eines konkreten Beispiels in den sozialen Medien an. So wurde wohl ein Nachschub-Transport der Putin-Truppen bei Sudscha noch auf der russischen Seite der Grenze gestoppt, weil dieser als Konvoi offenbar ein leichtes militärisches Ziel für Kamikaze-Drohnen darstellte.

Ukraine-Krieg: Kiew darf mit Nato-Waffen militärische Ziele in Russland angreifen

Zuletzt hatten mehrere Nato-Unterstützer Kiew grünes Licht dafür gegeben, militärische Infrastruktur Russlands in Grenznähe mit gelieferten westlichen Waffen anzugreifen – auch Deutschland. So zerstörten die Ukrainer offenbar mit einem ATACMS-Angriff eine ganze russische Raketen-Batterie in der Oblast Belgorod, während in derselben russischen Region erstmals die Haubitze 2S43 Malwa Putins aufgetaucht ist, die sein Moskau-Zirkel bislang zurückhielt.

Sudscha liegt dagegen in der benachbarten russischen Region Kursk, die ukrainische Grenze ist von hier aus nur neun Kilometer entfernt. Bis zur ukrainischen Großstadt Sumy mit ihren rund 270.000 Einwohnerinnen und Einwohnern sind es zudem nur 40 Kilometer Luftlinie. Bezeichnend: Ende Mai hatten ukrainische Regierung und Generalstab erklärt, dass sie den nächsten Versuch einer russischen Offensive in eben jener Region Sumy erwarten, nachdem anfängliche russische Vorstöße in der Oblast Charkiw – ebenfalls in Grenznähe – bei der Kleinstadt Woltschansk zum Stehen kamen.

Russlands materielle Verluste im Ukraine-Krieg: 24. Februar 2022 bis 04. Juni 2024:
verlorene Militär-Fahrzeuge Putins 16.129
- davon zerstört / schwer beschädigt 11.575 / 730
- von den Ukrainern erbeutet / vermisst 2909 / 915
verlorene Kampfpanzer Putins 3079
- davon zerstört / schwer beschädigt 2067 / 156
- von den Ukrainern erbeutet / vermisst 516 / 340

Quelle: Open-Source-Intelligence-Website Oryx, Stand 4. Juni, 17.30 Uhr

Verluste für Putin in Russland: Militär-Blogger kritisieren Einsatz langer Konvois

Unter anderem ein estnischer Militär-Blogger mit dem Pseudonym „WarTranslated“ teilte bei X (vormals Twitter) ein Video (siehe oben), das den ukrainischen Angriff mit Drohnen auf den russischen Konvoi bei Sudscha zeigen soll. Seinen Informationen zufolge hätten die 53. und die 103. ukrainische Brigade im Verbund mit den Kamikaze-Drohnen angegriffen. Die russischen Militär-Lastwagen wurden dem Video zufolge wohl aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen mit den Drohnen regelrecht ins Kreuzfeuer genommen.

Laut des Bloggers wurden dabei zwölf russische Fahrzeuge in Brand geschossen oder zumindest (schwer) beschädigt. Wie das amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek berichtet, kritisierten gleich mehrere kremlfreundliche Militär-Blogger in Folge des Angriffs vom Samstag (1. Juni) den fortgesetzten Einsatz langer Fahrzeug-Kolonnen durch die russische Armee, trotz wiederholter ukrainischer Angriffe auf die Konvois. Die Blogger beschuldigten die Kommandeure Moskaus demnach, auch mehr als zwei Jahre nach Beginn des Krieges angeblich keine Lehren aus solchen Verlusten gezogen zu haben.

Verluste gegen die Ukraine: Russische Militär-Blogger hadern mit Drohnen

Wie der oft zitierte ukrainische Blogger „Kherson Cat“ bei X schrieb, soll die russische Kolonne aus insgesamt 18 langsam hintereinander fahrenden Fahrzeugen bestanden haben. Ein russischer Telegram-Kanal, „Notes of a Veteran“, bemängelte dazu in einem Posting: „Erst letzte Woche habe ich über die Bewegung von Militärkolonnen, acht Kilometer von der Grenze entfernt, geschrieben. Seitdem hat sich nichts geändert, außer dass die Kolonnen länger geworden sind.“

Der russische Propagandist und Blogger Roman Alekhin klagte laut Newsweek bei Telegram indes über die Gefahr durch ukrainische Drohnen in den grenznahen Regionen Kursk und Belgorod. In einem Beitrag erklärte Alekhin demnach: „Wir müssen unterschiedliche Logistik-Routen suchen und Gruppen aufteilen, selbst wenn die Routen als sicher gelten, und auch wenn die Distanz größer ist.“ Der jüngste Militär-Konvoi entkam der Drohnen-Gefahr vom Himmel offenbar nicht. (pm)

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