Sarkastische Botschaft auf Raketen: Putins Truppen nehmen an Ukraine-Front Rache für „Trumps Ohr“
Der Ukraine-Krieg ist reich an Geschmacklosigkeiten. Russische Einheiten sind darin geübt und nutzen das Attentat auf Donald Trump zu ihren eigenen Zwecken.
Moskau – Im Ukraine-Krieg scheint angesichts der erbitterten Kämpfe keinerlei Platz für Gnade oder Nachsehen zu sein. Was auch Kämpfer, die sich ergeben oder in Gefangenschaft geraten, zu spüren bekommen. Nicht selten bleibt jegliche Menschlichkeit auf der Strecke.
Stattdessen bahnt sich im Grauen des Krieges offenbar der Sarkasmus Bahn. So gab es wenige Wochen nach Beginn der Invasion die Nachricht, auf den Überresten einer auf einem Bahnhofsvorplatz von Kramatorsk nach einem Luftschlag gefundenen Rakete sei die Aufschrift „Für die Kinder“ zu lesen gewesen. Unter den mehr als 50 Toten sollen auch mehrere Kinder gewesen sein.

Ukraine-Krieg und Trump-Attentat: Russische Soldaten machen sich wohl über Bluttat in den USA lustig
Ein ähnlich geschmackloser Humor scheint aktuell an der Front umzugehen. So verbreiten verschiedene russischsprachige Telegram-Kanäle Bilder von Raketen, auf denen „Für Trumps Ohr“ zu lesen ist. Offensichtlich eine Anspielung auf das Attentat bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania, bei der Donald Trump unfassbares Glück zu haben schien, weil ihn der Schütze lediglich leicht am rechten Ohr traf.
Während ein Zuschauer ums Leben kam, als er seine Familie vor den Kugeln beschützte, und zwei weitere schwer verletzt wurden, tötete ein Scharfschütze den offenbar 20-jährigen Attentäter. In die Kritik geriet vor allem der Secret Service, denn der junge Mann konnte sich offenbar unbemerkt auf einem nahen Dach positionieren und den Ex-Präsidenten, der zurück ins Weiße Haus strebt, ins Visier nehmen.
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Russland und die Rache für „Trumps Ohr“: Aufschrift auf Raketen mit Verweis auf Attentat
Aus Moskau setzte es nach der Schreckensmeldung umgehend Kritik samt dem Vorwurf, es habe sich um eine Folge von Washingtons „Politik des Schürens von Hass“ gehandelt. In diese Richtung äußerten sich Maria Sacharowa, Sprecherin des Außenministeriums, und Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, der andeutete, die US-Regierung von Präsident Joe Biden habe die Atmosphäre für eine solche Bluttat geschaffen.
Für den Machtapparat von Wladimir Putin war es offensichtlich ein willkommener Anlass, um gegen den Lieblingsfeind auszuteilen. Immerhin gelten die USA als wichtigster Unterstützer der Ukraine in deren Verteidigung gegen Russland. Auch an die Truppen an der Front ist die Nachricht aus den USA also schnell vorgedrungen. Dies unterstreichen die Aufnahmen, die unter anderem das unabhängige Medium Astra und der auf Zitate, Analysen und Meinungen spezialisierte Kanal Putin auf Telegram zeigten.
Wie das aserbaidschanische Portal Haqqin berichtet, soll es sich um Granaten handeln, die vom russischen Militär auf die ukrainische Stadt Tschassiw Jar in der völkerrechtswidrig annektierten Oblast Donezk abgefeuert wurden.
Russland und das Trump-Attentat: Politiker will die Ukraine für Tat verantwortlich machen
Auch verschiedene ukrainische Medien nahmen die Geschmacklosigkeit auf. Laut Channel 24 stand auf mindestens einer Rakete auch der Spruch: „Sie werden sich für das Attentat verantworten“. Diese Karte spielt Russland ebenfalls. Denn der auf der Krim geborene, ehemalige ukrainische Politiker Sergei Zekow brachte Kiew sogar als möglichen Akteur beim Angriff auf Trump ins Gespräch.
Der dem Föderationsrat der Republik Krim angehörende 70-Jährige empfahl den USA demnach, eine „Beteiligung der ukrainischen Sondereinheiten“ zu überprüfen. Die Regierung habe sich „wiederholt negativ“ über Trump geäußert. Weiter spekuliert Zekow, die Ukraine könnte das Attentat organisiert haben, da der Republikaner versprochen habe, infolge eines Wahlsieges den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden zu beenden.
Ukraine und das Trump-Attentat: „Unbegründete Propaganda“ von Krim-Abgeordnetem
Auf die ohne jegliche Belege vorgebrachten Anschuldigungen reagierte das Zentrum zur Aufdeckung von Desinformation. Dieses nennt Zekow einen „sogenannten Abgeordneten des Russischen Föderationsrates der vorübergehend besetzten Krim“ und betont: „Der Zweck dieser unbegründeten Propaganda besteht darin, die Ukraine und die Führung unseres Landes beim westlichen Publikum zu diskreditieren. Rassisten versuchen, soziale Netzwerke und Informationsräume mit ihren eigenen Erfindungen zu sättigen.“
Weiter heißt es, der bereits ermittelte Verdächtige habe mit der Ukraine nichts zu tun. Dennoch ist auch angesichts dieser Vorwürfe aus Russland klar: Das Trump-Attentat hat den Ukraine-Krieg schnell erreicht und wird von Moskau womöglich noch weitere Male für eigene Zwecke missbraucht. (mg)