Trump-Attentat: Scharfe Kritik an Secret Service – Direktorin muss sich in Anhörung erklären

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Trotz hoher Sicherheitsvorkehrungen schießt ein Attentäter auf Donald Trump. Nun setzt es Kritik am Secret Service – mit ersten Folgen für die Direktorin.

Butler – Die USA sind an diesem Samstag offenbar nur haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Zwar gab ein Attentäter während einer Wahlkampfveranstaltung mehrere Schüsse auf Donald Trump ab, der Ex-Präsident und designierte Kandidat der Republikaner wurde in Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania aber nur leicht am rechten Ohr getroffen.

Das Entsetzen über die Tat ist groß, die Folgen für das Rennen um das Weiße Haus mit der Wahl im November nicht absehbar. Mit Trump wurde erstmals seit mehr als 40 Jahren wieder ein aktueller oder ehemaliger US-Präsident Opfer einer Schussattacke. 1981 erlitt Ronald Reagan wenige Wochen nach Einführung ins Amt innere Blutungen, als ein später als psychisch krank eingestufter Mann in Washington das Feuer auf ihn eröffnete. Weitere drei Personen wurden verletzt, darunter ein Secret-Service-Agent, der sich in die Schusslinie warf.

Müssen sich viel Kritik anhören: Dieses Video zeigt die Scharfschützen während Donald Trumps Rede auf dem Dach vor dem Attentat (l.) und kurz nach den ersten Schüssen. © Screenshots Twitter/@Blake_Hall

Attentat auf Donald Trump: Secret-Service-Agenten kommen erst nach Schüssen auf Bühne

In Butler war die Situation wegen der offiziellen Rede von Trump eine gänzlich andere. Die Umgebung war weiträumig abgesichert, Scharfschützen positioniert. Es wurde ganz genau kontrolliert, wer in die Nähe des einstigen Staatsoberhauptes durfte. Wegen seiner Zeit im Oval Office genießt Trump lebenslangen Schutz durch den Secret Service.

Vor den Schüssen konnten ihn die Agenten jedoch nicht bewahren. Erst kurz danach – als sich der 78-Jährige bereits hinter das Rednerpult geduckt hatte – stürmten die Sicherheitsleute die Bühne und umringten Trump.

Die Ermittlungen zum Angriff laufen erst an, zumal über den vom FBI als Schütze identifizierten Thomas Matthew Crooks nicht allzu viel bekannt ist. Doch schon jetzt werden die Personenschützer mit heftiger Kritik überzogen.

Schüsse auf Donald Trump: Ex-Militär übt scharfe Kritik an Sicherheitskräften - „Nicht schnell genug“

Auf Twitter schreibt Blake Hall, der nach eigenen Angaben in Hunderten von Kampfeinsätzen ein Scharfschützen-Team der US-Armee leitete: „Es gab erhebliche Sicherheitslücken im Sicherheitsplan, die es einem Schützen ermöglichten, Präsident Trump aus etwa 130 Metern Entfernung anzugreifen – ein einfacher Schuss.“

Dass der Politiker dennoch nur am Ohr getroffen wurde, erklärt er sich auf Nachfrage eines Users mit dem vom Körper ausgeschütteten Adrenalin im Wissen, die Geschichte verändern zu können, mit der beschleunigten Atmung und mit zitternden Händen. Dadurch habe der Schütze wohl den Abzug nach links verrissen.

Außerdem moniert Hall anhand eines Bildes von Scharfschützen auf einem Dach hinter der Bühne, diese würden nur über Langwaffen verfügen. Diese würden sie bei Zielen innerhalb von 300 Metern jedoch einschränken: „Sie könnten nicht schnell genug handeln.“

Secret-Service-Agenten umringen Donald Trump
Die Momente nach den Schüssen: Mehrere Secret-Service-Agenten bringen den blutenden Donald Trump aus dem Schussfeld. © IMAGO / Xinhua

Trump-Attentat: „Dach war eine offensichtliche Schussposition“

So ist die Mission für ihn auch gescheitert, denn zwar sei der Schütze mit einem sauberen Schuss ausgeschaltet worden, jedoch erst nachdem eine unschuldige Person zu Tode kam und zwei weitere verletzt wurden. Damit spielt Hall auf die drei Zuschauer an, die erheblich schwerer erwischt wurden als Trump.

Auch das BBC-Interview mit einem Augenzeugen kommt in dem Tweet zur Sprache. Der Mann will den Schützen vor den Schüssen auf dem Dach beobachtet und die Polizei informiert haben. „Wie kann der Typ bei einer Grillparty den Schützen vor den Einsatzkräften erkennen?!? Dieses hintere Dach ist eine offensichtliche Schussposition. Die örtliche Polizei hätte eingesetzt werden müssen, um es abzusichern. Zusätzlich hätten Drohnen die Umgebung überwachen sollen“, findet Hall.

Nach Schüssen auf Trump: Ex-Berater von Obama sieht viele offene Fragen an Secret Service

Auch Julius van de Laar, internationaler Kampagnen- und Strategieberater, betont in einem ntv-Interview: „Der Secret Service muss in den nächsten Tagen und Wochen natürlich noch einige Fragen beantworten, wie es dazu kommen konnte, dass das Sicherheitskonzept nicht noch dichter und engmaschiger war.“

Aus seinen Erfahrungen aus dem Team von Barack Obama berichtet er, dass teilweise sogar Polizisten vor Ort ihre Waffen abgeben mussten und Zuschauer wie Flugzeugpassagiere mit Hilfe von Metalldetektoren durchsucht wurden.

Sonderagent Kevin Rojek, Leiter der FBI-Außenstelle in Pittsburgh, sprach auf einer Pressekonferenz zumindest davon, es sei „überraschend“, dass der Attentäter mehrere Schüsse auf Trump abgeben konnte. Zugleich stellte er klar, es habe von Seiten des Teams des Ex-Präsidenten keine Wünsche nach zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen gegeben, die abgelehnt worden wären.

Secret Service wegen Trump-Attentat in der Kritik: Direktorin zu Anhörung vorgeladen

Welche Folgen der Vorfall in Butler für den Secret Service haben wird, muss sich noch zeigen. James Comer ließ als Vorsitzender des Ausschusses für Aufsicht und Rechenschaft des Repräsentantenhauses die Secret-Service-Direktorin Kimberly Cheatle für den 22. Juli zu einer Anhörung vorladen.

Erst Ende Mai hatte Comer eine Untersuchung gegen den Secret Service eingeleitet. Als Anlass nannte der Republikaner damals unter anderem, dass eine Personenschützerin von Vizepräsidentin Kamala Harris einen ihrer Vorgesetzten und andere Agenten tätlich angegriffen haben soll. Comer monierte in diesem Zusammenhang den Einstellungs- und Trainingsprozesses, warnte vor potenziellen nationalen Sicherheitsrisiken und Schwachstellen innerhalb der Sicherheitsbehörde.

Zwei schwerbewaffnete Männer vor den Bühnen
Sollen für die Sicherheit sorgen: Auch rund um die Rednerbühne von Donald Trump waren schwerbewaffnete Einsatzkräfte positioniert. © Evan Vucci/AP/dpa

Attentäter schießt auf Trump: Verschwörungstheorien um vermeintliche Inszenierung

Wie bei geschichtsträchtigen Ereignissen üblich, ließen auch im Zusammenhang mit dem Attentat auf Trump Verschwörungstheorien nicht lange auf sich warten. In den USA warfen viele Twitter-User dem Team vor, alles inszeniert zu haben, um im Wahlkampf gegen Biden zu profitieren.

Hall wurde auch gefragt, wie es sein könne, dass der Schütze zunächst unbehelligt bleiben konnte, um dann schnell mit einem Kopfschuss ausgeschaltet zu werden. Daraufhin erklärte, der Ex-Militär, die Waffen seien schon auf die richtige Distanz zu den Dächern eingestellt gewesen, zudem würden die Scharfschützen ihr Gewehr ganz genau kennen und wissen, wie sie auf etwaigen Wind reagieren müssten. (mg)

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