Verzweifelter Hilferuf an Putin: Bewohner in Belgorod leiden unter Angriffen im Ukraine-Krieg

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Der Ukraine-Krieg erreicht Russlands Haustür. Die Grenzregion Belgorod erlebt nun den Horror des Krieges – und wendet sich an Wladimir Putin.

Belgorod – Etwas, was Wladimir Putin seit geraumer Zeit fürchtet, wird derzeit immer mehr zur Realität: Der Ukraine-Krieg findet seinen Weg nach Russland. Vorbei sind die Tage, an denen mehr oder weniger nur Berufssoldaten und Freiwillige, sowie rekrutierte Gefängnisinsassen und Minderheiten aus ärmlichen Verhältnissen den Konflikt hautnah miterlebten. Inzwischen erlebt auch die russische Bevölkerung den Horror des Krieges vor der eigenen Haustür – wie etwa in der Grenzregion Belgorod.

Von dort aus sendeten Anwohnerinnen und Anwohner jetzt über die sozialen Medien einen Hilferuf an den russischen Präsidenten. „Wir, die Bewohner, möchten Ihre Aufmerksamkeit auf das dringendste Problem richten: der massive Beschuss der Ukraine auf unsere Region“, sagt ein Mann in einem Video, was unter anderem von n-tv verbreitet wird. Eine Mutter klagt zudem darüber, dass ihre Kinder seit Monaten von zu Hause aus lernen und immer wieder in Schutzräume rennen müssten. „Unsere Kinder weinen nachts vor Angst“, sagt die Frau.

Rettungskräfte sowie Anwohnerinnen und Anwohner betrachten einen teilweise eingestürzten Wohnblock in Belgorod. (Archivfoto)
Rettungskräfte sowie Anwohnerinnen und Anwohner betrachten einen teilweise eingestürzten Wohnblock in Belgorod. (Archivfoto) © Yelizaveta Demidova/Imago

Experte ordnet Angriffe der Ukraine ein: „Anders“ als Putins Kriegsführung

Die Menschen aus der Oblast Belgorod schildern Ängste, welche für das ukrainische Volk längst Alltag geworden ist. Und das nicht nur in der Grenzregion Charkiw, welches Putins Truppen mit aller Gewalt beschießen, sondern auch in den Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja oder den Städten Mariupol, Kiew, Cherson und Odessa. Und das bereits seit mehr als zwei Jahren.

Russlands Militär setzt mit täglichen Bombardements gezielt auf die Demoralisierung der ukrainischen Bevölkerung. Die Ukraine selbst gehe so aber nicht vor, sagte Politikwissenschaftler Frank Umbach gegenüber n-tv: „Vereinzelt mag das tatsächlich auch die Zivilbevölkerung treffen, obwohl ich sicher bin, dass die ukrainische Seite anders als die russische Kriegsführung keinen Krieg bewusst gegen die Zivilbevölkerung führt.“

Weiter betonte Umbach, dass es in der Grenzregion viele Menschen gebe, von Anfang an „keine großen Unterstützer dieses Krieges waren“. Zweifelsohne werde die Wut der Russinnen und Russen vom Kreml aber für die eigene Propaganda genutzt. Die ukrainischen Gegenschläge dürften aber erst mit einem Stopp des Ukraine-Kriegs einhergehen. Putin hat allerdings erst im Mai eine neue Offensive im ukrainischen Gebiet Charkiw gestartet. Als Begründung gab er an, damit eine Pufferzone schaffen zu wollen, um den ukrainischen Beschuss auf die gegenüberliegende Region Belgorod zu stoppen. Nach etwa zehn Kilometern ist der auf breiter Front angelegte Vormarsch der russischen Truppen unterdessen zum Erliegen gekommen.

Stromausfälle in Belgorod häufen sich: Ukraine attackierte offenbar russisches Umspannwerk

Am 1. Juli vermeldete Wjatscheslaw Gladkow, Gouverneur von Belgorod, massive Stromausfälle. „Es gibt Beschädigungen an den Telefonleitungen, bei der Gas- und Stromversorgung; in einer Reihe von Ortschaften ist der Strom zeitweise ausgefallen“, schrieb Gladkow auf seinem Telegram-Kanal über die Lage im Landkreis Grajworon. Nach örtlichen Medienberichten waren aber auch die Gebietshauptstadt Belgorod und die Großstadt Stary Oskol betroffen. Grund soll ein beschädigtes Umspannwerk sein.

Das regionale Internetportal Pepel veröffentlichte Videos, die nächtliche Explosionen am Umspannwerk in Stary Oskol zeigen soll. Es ist eins der größten der Region und teilweise auch für die Versorgung des benachbarten Gebiets Kursk verantwortlich. Der dortige Gouverneur warnte ebenfalls vor möglichen Engpässen bei der Stromversorgung. (nak)

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