Russlands Verluste im Ukraine-Krieg steigen weiter: Zahlreiche Soldaten sterben bei Kämpfen

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Nach dem ukrainischen Grenzübertritt in der russischen Region Kursk steht Putin unter Druck. Zuletzt stiegen Russlands Personalverluste in hoher Schlagzahl an. Beim Material ist es nicht anders.

Kiew/Moskau – Nach dem Vorstoß ukrainischer Streitkräfte in der Grenzregion Kursk haben russische Behörden am Donnerstag den Ausnahmezustand für die Region ausgerufen. Russlands Präsident Wladimir Putin bezeichnete das ukrainische Vorrücken übereinstimmenden Medienberichten zufolge als „groß angelegte Provokation“. Am Vortag hatten ukrainische Truppen aus der Region Sumy kommend mit Artillerie und Panzern die russische Grenze bei Sudscha überschritten und Berichten zufolge mehrere russische Dörfer unter ihre Kontrolle gebracht. Russland erhöhte in der Folge auch die Sicherheit für das lokale Atomkraftwerk in Kursk.

Verluste Russlands im Ukraine-Krieg steigen seit Anfang August rasant

„Die Region Kursk ist weiterhin mit einer schwierigen operativen Situation in den Grenzgebieten konfrontiert“, ließ der geschäftsführende Gouverneur des Gebiets Kursk, Alexej Smirnow, über seinen Telegram-Kanal verlauten. An gegenwärtigen Schwierigkeiten für Putin und Russland ist es damit aber nicht genug: So soll die Zahl getöteter russischer Soldaten im Ukraine-Krieg aktuell so rasant steigen, dass die Statisten nur noch schwer Schritt halten können.

Zuletzt gelang es ukrainischen Streitkräften, von Sumy aus über die russische Grenze zu gelangen. Wladimir Putin rief den Ausnahmezustand in der Region aus. Hinzu kommen hohe russische Personal- und Materialverluste seit August-Beginn.
Ein Soldat der 24. Mechanisierten Brigade der ukrainischen Streitkräfte © picture alliance/dpa/Press service of 24 Mechanised brigade/AP | Oleg Petrasiuk

Dies meldete das US-Nachrichtenportal Newsweek ausgehend von einer Analyse der unabhängigen russischen Nachrichtenagentur Mediazona in Zusammenarbeit mit der russischen Zweigstelle der BBC. Demnach seien allein seit August-Beginn mehr als 60.000 russische Soldaten im Ukraine-Krieg gefallen. Die Journalisten von Mediazona fügten ihrem Bericht hinzu, dass die Zahl getöteter russischer Soldaten so schnell zunimmt, dass der Anstieg russischer Personalverluste über die vergangenen Monate hinweg und gegenwärtig „viel bedeutender ist als erwartet“. 

Zeiítraum Zahl der Toten
Ukraine-.Krieg gesamt 61.281
19. Juli bis 2. August 2106

(Quelle)

Zahl gefallener Soldaten Russlands könnte durchaus höher sein

Die gemeinsame Untersuchung von Mediazona und BBC bestätigte den Tod von insgesamt 61.831 russischen Soldaten, wobei allein in den letzten beiden Juli-Wochen mehr als 2000 neue Todesopfer gemeldet wurden. In Anbetracht des schwierigen Zugangs zur Region könnten die tatsächlichen Zahlen sogar noch höher sein, auch weil die Bearbeitung der Todesanzeigen hinter dem raschen Anstieg der Todesfälle zurückbleibt.

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 zeichnen hohe beidseitige Personal- und Materialverluste seinen Verlauf. Am Montag (5. August) meldete das ukrainische Militär, Russland habe an einem einzigen Tag 1180 seiner Streitkräfte verloren. Damit erhöhte sich die Zahl gefallener und verletzter russischer Soldaten seit Beginn des Krieges zuletzt auf schätzungsweise 582.910.

Neben personellen Verlusten im Ukraine-Krieg setzen Putin aktuell auch hohe Materialverluste zu

Neben den aktuell rasch gestiegenen Personalverlusten hat Putin jedoch gegenwärtig auch hohe materielle Verluste zu beklagen. Sichtbar wird das mittels des sogenannten Oryx-Trackers, der Ausrüstungsverluste anhand verifizierter visueller Beweise nachverfolgt. Er zeigt, dass Russland inzwischen rund 800 Exemplare selbstfahrender Artillerie und insgesamt über 16.000 Artilleriesysteme im Ukraine-Krieg eingebüßt hat.

Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums sind die russischen Verluste von einem Höchststand von 1262 im Mai auf 1140 im Juli zurückgegangen. Das sei darauf zurückzuführen, dass russische Soldaten ihre Stellungen auf der Charkiw-Achse in der Ostukraine konsolidieren. Russland hat seine offiziellen Opferzahlen für den Krieg seit September 2022 nicht mehr aktualisiert. Damals wurde die Zahl gefallener Soldaten mit rund 6000 angegeben.

Am 5. Juni gab Wladimir Putin eine seltene Erklärung zum Krieg ab und bezeichnete die russischen Verluste als „unwiederbringlich“. Darin sagte er auch, das Verhältnis ukrainischer Verluste zu dem seines Landes falle eins zu fünf zugunsten des Kremls aus. Im Februar dieses Jahres erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass 31.000 ukrainische Soldaten in dem Krieg getötet worden seien.

Medwedew fordert aggressiveren Vormarsch russischer Truppen – auch in ukrainische Großstädte

Russlands ehemaliger Präsident und aktueller Vize-Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, drohte infolge des ukrainischen Grenzübertritts in Kursk mit einer Ausweitung der russischen Invasion. Der Militäreinsatz Russlands dürfe sich nicht mehr nur darauf beschränken, die Gebiete in der Ukraine zu sichern, die Russland als sein Gebiet betrachte, betonte Medwedew, wie Ukrainska Pravda am Donnerstag berichtete.

Vielmehr sollten die Streitkräfte in Richtung der ukrainischen Großstädte Odessa, Charkiw, Dnipro, Mykolajiw, Kiew und darüber hinaus drängen. Der Vormarsch werde erst dann eingestellt, wenn es Russland für sinnvoll halte. Von ukrainischer Seite gab es bislang keinen Kommentar zur Lage in Kursk. In seiner Abendansprache erwähnte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch (7. August) lediglich eine Beratung mit Armee-Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj. „Details folgen später“, erklärte Selenskyj. (fh)

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