Ukraine-Vorstoß in Grenzregion Kursk: „Ausnahmezustand“ in Russland – Sorge um Atomkraftwerk

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Die Ukraine hat eine Offensive in der russischen Grenzregion Kursk gestartet. Das meldete Russland am Mittwoch. In der Region wurde der Ausnahmezustand verhängt und Russland droht.

Kursk – Ukrainische Soldaten haben ein überraschendes Manöver gestartet – auf russischem Gebiet. In der Grenzregion Kursk sollen ukrainische Truppen mehrere Dörfer unter seine Kontrolle gebracht haben. Russischen Angaben zufolge sind rund 1000 ukrainische Soldaten an der Operation beteiligt. Die Soldaten hatten unterstützt von Panzern und Artillerie die russische Grenze vom Gebiet Sumy aus bei Sudscha überschritten.

Unbestätigten Berichten zufolge seien sie dabei bis zu 15 Kilometer in Richtung des Atomkraftwerks vorgedrungen. Ein auf ukrainischen Kanälen verbreitetes Video zeigte zudem angeblich im Gebiet Kursk rund 20 gefangen genommene russische Grenzsoldaten. Unabhängig bestätigen ließen sich die Aufnahmen nicht. Nachdem Russland zunächst versucht hatte, die Lage herunterzuspielen, wurde in der Grenzregion Kursk nun der Ausnahmezustand verhängt. Russland droht bereits mit Folgen.

Russland meldet ukrainische Soldaten in Grenzregion Kursk und Verletzte

Angaben des russischen Gesundheitsministeriums zufolge wurden durch ukrainischen Beschuss im Kursker Gebiet über 30 Menschen verletzt. Davon seien mindestens 19 zur Behandlung in Krankenhäuser eingeliefert worden.

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Ukrainische Truppen sollen in die russische Grenzregion Kursk vorgedrungen sein. Russland reagiert mit Drohungen (Archivbild) © Uncredited/Acting Governor of Kursk region Alexei Smirnov telegram channel/AP/dpa

Unmittelbar hinter der Grenze könnte auch die Gasmessstation Sudscha unter ukrainische Kontrolle geraten sein. Über diese läuft der Transit von russischem Erdgas durch die Ukraine und weiter in die Europäische Union. 2023 wurden auf diesem Wege trotz des laufenden Krieges 14,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die EU transportiert.

Ukraine-Vorstoß in Kursk: Russland erhöht Schutz für Atomkraftwerk und droht mit „Vergeltung“

Russland hat in der Region infolge des Vorstoßes den Ausnahmezustand verhängt sowie den Schutz für das dortige Atomkraftwerk erhöht. „Die Region Kursk ist weiterhin mit einer schwierigen operativen Situation in den Grenzgebieten konfrontiert“, teilte der geschäftsführende Gouverneur des Gebiets Kursk, Alexej Smirnow, bei Telegram mit. Im benachbarten Gebiet Orjol traf unterdessen eine erste Gruppe von evakuierten Einwohnern des russischen Grenzgebiets ein.

Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, drohte am Donnerstag (8. August) infolge des Vorstoßes mit der Ausweitung der Invasion in der Ukraine. Medwedew schrieb auf Telegram, der Ukraine-Krieg solle einen „offen extraterritorialen Charakter“ annehmen und drohte mit „Vergeltung“. Er drohte weiter, „es ist möglich und notwendig, auf das Gebiet der heutigen Ukraine vorzustoßen. Nach Odesa, Charkiw, Dnipropetrowsk und Mykolaiv. Nach Kiew und darüber hinaus.“

Auch Russlands Präsident Wladimir Putin sprach am Mittwoch während einer Sicherheitsratssitzung in Moskau von einer „groß angelegten, gezielten Provokation“ im Grenzgebiet.

Angriffe und schwere Kämpfe in Grenzgebiet: Ukraine rechnet mit russischer Offensive in Charkiw

Aus Kiew blieb ein direkter Kommentar bislang aus. Der ukrainische Generalstab informierte jedoch über starken russischen Gleitbombeneinsatz im grenznahen Bereich des an Kursk grenzenden Gebiets Sumy. Es seien allein dort etwa 30 Gleitbomben abgeworfen worden. Zudem wurden demnach ein halbes Dutzend Orte durch russische Artillerie beschossen.

Angesichts der schweren Kämpfe im russischen Nachbargebiet Kursk und des russischen Beschusses haben die ukrainischen Behörden am Mittwoch bereits die Evakuierungen weiterer Orte in der Grenzregion Sumy angeordnet. Die Maßnahmen betreffen 23 Siedlungen, wie der Militärgouverneur von Sumy im ukrainischen Fernsehen mit. Etwa 6000 Menschen, darunter mehr als 400 Kinder und Jugendliche, sollen aus der grenznahen Region in Sicherheit gebracht werden.

Das ukrainische Militär erwartet infolge des Vorstoßes auf russisches Gebiet eine Intensivierung der Kämpfe in der Region Charkiw im Osten der Ukraine. Auf Telegram teilte die ukrainische Armeegruppe der Region mit, dass in dem Gebiet Charkiw Artillerie eingesetzt werde, was von der Absicht zeugen könne, eine Offensive zu beginnen. (dpa/pav)

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