Höher als gedacht: US-Dokumente enthüllen Russlands wahre Verluste
US-Dokumente geben neue Einblicke in die Verluste: Im Ukraine-Krieg könnte bereits über eine halbe Million russischer Soldaten kampfunfähig geworden sein.
Washington – Geleakte Dokumente aus dem US-amerikanischen Verteidigungsministerium ließen vermuten, dass für jeden russischen Soldaten, der im Ukraine-Krieg gefallen ist, drei bis vier Angehörige des Militärs von Wladimir Putin so schwer verwundet wurden, dass sie nicht mehr in den Kampf zurückkehren können. Das berichtete der Economist. Von Februar 2022 bis Mitte Juni 2024, so die britische Zeitung weiter, seien daher 462.000 bis 728.000 russische Soldaten kampfunfähig geworden – entweder weil sie starben oder schwer verletzt wurden.
Der Economist stellte seine Berechnungen auf der Grundlage von immer einheitlicher werdenden westlichen Schätzungen russischer Todeszahlen an. John Foreman, zwischen 2019 und 2022 britischer Militärattaché in Moskau, sagte dem Kyiv Independent, dass zunächst nicht über Verlustzahlen spekuliert worden sei, da soviel Propaganda im Umlauf war. „Mir scheint aber, dass sich im Laufe der vergangenen eineinhalb Jahre die britischen, amerikanischen und ukrainischen Schätzungen angeglichen haben“, fügte Foreman hinzu.

Hohe Verluste: In der Ukraine bis zu 728.000 russische Soldaten tot oder kampfunfähig
In der Tat gibt es mittlerweile relativ verlässliche Mindestangaben zu den Verlusten im Ukraine-Krieg. So veröffentlicht das unabhängige russische Medium Mediazona gemeinsam mit BBC News Russia auf der Grundlage von frei verfügbaren Daten wie Todesanzeigen, den Social-Media-Posts von Angehörigen, Berichten regionaler Medien und Verlautbarungen lokaler Verwaltungen Verlustzahlen. Bis zum 5. Juli identifizierten sie 58.207 russische Soldaten, die im Ukraine-Krieg getötet wurden, namentlich.
Mediazona gibt allerdings selbst zu Bedenken, dass die tatsächliche Zahl russischer Gefallener sicherlich höher sein wird. Um sich ihr anzunähern, legt das Medium in Zusammenarbeit mit dem ebenfalls unabhängigen russischen Nachrichtenportal Meduza regelmäßig ergänzende Schätzungen vor. Sie basieren auf Daten des Nachlassregisters, die es erlauben, die Übersterblichkeit unter Männern in Russland zu berechnen. Für die Zeitspanne vom Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine am 24. Februar 2022 bis Juni 2024 gehen Mediazona und Meduza von bis zu 140.000 gefallenen russischen Soldaten aus.
Die westlichen Schätzungen russischer Verluste werden einheitlicher
Diese Zahl ist nicht weit entfernt von den 150.000 getöteten russischen Militärangehörigen, von denen der französische Außenminister Stéphane Séjourné am 3. Mai sprach. Die Gesamtsumme der Verluste, die auch Verwundete, Vermisste und Gefangene umfasst, bezifferte er damals auf 500.000. Auch das britische Verteidigungsministerium ging Ende Mai von dieser Zahl aus. Selbst das ukrainische Oberkommando, dem in der Vergangenheit vorgeworfen wurde, die russischen Verlustzahlen aufzublasen, bezifferte sie am 8. Juli mit 552.190.
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Darüber hinaus berücksichtigen die Schätzungen russischer Verlustzahlen meist ebenso wenig in der russischen Armee dienende Ukrainer aus den besetzten Gebieten im Donbass wie Angehörige von Söldnergruppen. Dennoch scheinen auch diese horrenden Mengen an Toten und Verwundeten Russlands Fähigkeit, den Krieg in der Ukraine weiterzuführen, nicht signifikant einzuschränken. Die New York Times schrieb jüngst unter Berufung auf US-Regierungsbeamte, dass Russland monatlich 25.000 bis 30.000 neue Soldaten rekrutiere, um weiter Welle um Welle gegen ukrainische Verteidigungslinien schicken zu können.