Wegen hoher Verluste: Russlands Armee schickt Soldaten mit chinesischen Billig-Carts an die Front

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Russland verliert im Ukraine-Krieg immer wieder wichtige Kampffahrzeuge. Der Nachschub soll nun besonders für die eigenen Soldaten gefährlich sein.

Kiew – Die russische Armee greift für den Transport an der Front im Ukraine-Krieg offenbar verstärkt auf günstige Geländewagen aus China zurück. Wie das ukrainische Militär und mehrere Medien im Einklang berichten, handelt es sich konkret um Golf-Carts ähnliche Fahrzeuge von chinesischen Unternehmen, die der Kreml in großer Stückzahl für den Angriffskrieg gegen die Ukraine kauft. Durch die günstige Variante könnte Russland versuchen, die hohen Verluste an Kampffahrzeugen im Ukraine-Krieg auszugleichen.

„Neulich hat die 60. Separate Mechanisierte Brigade einen Großangriff der Russen im Liman-Sektor abgewehrt, der in drei Wellen erfolgte“, berichtete eine im Donesk stationierte ukrainische Einheit in einer Telegram-Mitteilung Anfang März. Weiter hieß es in der Mitteilung: „Die Russen setzten Panzer, Schützenpanzer, Arbeitskräfte und sogar Schoigus chinesische Golfwagen ein, die er Putin als neueste Entwicklung seiner Verteidigungsindustrie präsentierte.“ In einem dazu veröffentlichten Video ist ein cremefarbenes Fahrzeug zu sehen, das einem Golfwagen ähnelt. Die ukrainische Einheit zerstörte den Angriff samt Fahrzeugen nach eigenen Angaben. Der militärische Erfolg kann nicht unabhängig bestätigt werden.

Wegen Verlusten: Russlands Armee schickt Soldaten mit chinesischen Billig-Carts in den Ukraine-Krieg

Der Einsatz solcher Geländewagen im Ukraine-Krieg ist offenbar keine Seltenheit. Wie das Wirtschaftsmagazin Forbes berichtet, hat der russische Kreml tausende Fahrzeuge dieser Art von einem chinesischen Unternehmen gekauft. Es handele sich konkret um offene Desertcross-1000-Nutzfahrzeuge, die etwa 1,5 Tonnen wiegen und 85 PS haben. Laut Informationen der Zeitung ist davon auszugehen, dass Russland durch den Kauf der günstigen Fahrzeuge aus China einen hohen Verlust an Infanterie-Fahrzeugen ausgleichen will. Das Land selbst stelle Schätzungen zufolge jeden Monat etwa 30 neue Infanteriekampffahrzeuge her. „Der Verlust von 200 Schützenpanzern durch das russische Militär zwischen dem 14. Februar und dem 14. März ist also ein Problem“, schreibt der Forbes-Reporter David Axe.

Ukraine-Konflikt, Mehrfachraketenwerfersystem  Armee Einsatz awdijiwka artillerie
Russische Soldaten einer Artilleriebrigade feuern auf ukrainische Streitkräfte im Sektor Awdijiwka (Bild vom 8. März 2024). Im Ukraine-Krieg soll Russland seine Soldaten auch mit billigen Transportfahrzeugen aus China an die Front transportieren. © IMAGO/Stanislav Krasilnikov/SNA

Laut der Zeitung erfüllen die „Desertcross“-Fahrzeuge aktuell eine Aufgabe, die im Ukraine-Krieg eigentlich Schützenpanzer übernehmen müssten und machen damit zahlreiche russische Soldaten zu einem einfachen Ziel. Sie können von ukrainischen Minen, Drohnen, Raketen und Artillerie ohne große Probleme zerstört werden. Selbst gut platzierte Gewehrschüsse könnten ausreichen, um das Fahrzeug vorübergehend außer Gefecht zu setzen.

Mit dem Golf-Cart in den Ukraine-Krieg? Ukrainischer Drohnenführer findet verlassene Fahrzeuge

Dass sich die Golfwagen ähnlichen Fahrzeuge tatsächlich im Ukraine-Krieg befinden, bestätigte Anfang März ein weiterer ukrainischer Soldat, der auf der Nachrichtenplattform X regelmäßig über seine Drohneneinsätze berichtet. Er veröffentlichte eine Drohnenaufnahme von mehreren verlassenen Fahrzeugen auf einem offenen Gelände. „Beschädigter und verlassener Zug der mechanisierten Infanterie der RUAF in der Nähe von Awdijiwka. Der Zug bestand aus drei GFV (Golf fighting vehicle)“, schrieb der Drohnenführer dazu. Er bezeichnete den Fund als „gruselig“.

Die Fahrzeuge sollen zwar günstig und schnell in der Beschaffung sein, aber auch wenig robust im Kriegsgeschehen. Wie das Nachrichtenportal Pravda unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium berichtet, begann Russland mit dem Kauf dieser Fahrzeuge in 2023. Damals wurden zunächst 530 Stück von der chinesischen Firma „Shandong Odes Industry“ hergestellt und geliefert. Zudem wurde ein Vertrag über den Kauf von etwa 1600 weiteren Einheiten vorbereitet. Weitere 500 sollten demnach im Dezember und der Rest im ersten Quartal 2024 geliefert werden. (nz)

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