Russland stockt Truppe auf: Putin will zehn neue Divisionen bilden
Russland kann trotz Verluste im Ukraine-Krieg Tausende neuer Soldaten an die Front schicken. Im Osten gerät die ukrainische Armee jetzt unter Druck.
Moskau/Kiew – Russland kann trotz hoher Verluste im Ukraine-Krieg immer wieder neue Soldaten an die Front schicken. „Der Gegner vergrößert seine Gruppierung jeden Monat um 9000 Personen“, schrieb der ukrainische Oberbefehlshaber Olexij Syrskyj bei Facebook. Moskau plane bis zu zehn zusätzliche Divisionen bis Ende des Jahres zu bilden. Die Ukraine müsse darauf vorbereitet sein, mahnte Syrskyj. „Daher haben wir keine andere Wahl, als die Mobilisierungsmaßnahmen fortzusetzen, die Kampfausbildung zu verbessern und die Drohnenkomponente unserer Streitkräfte zu stärken“, so der General.
Moskau ist dabei, seine Militärstrategie zu überdenken. Nach einem Bericht des Kyiv Independent sollen russische Abgeordnete am 22. Juli einen Gesetzesvorschlag eingebracht haben, wonach die Wehrpflicht von sechs Monaten auf ein Jahr angehoben werden soll.
Putin hat eine Generalmobilmachung bislang vermieden – Russlands Armee soll aufgerüstet werden
Bislang hatte der russische Präsident Wladimir Putin eine Generalmobilmachung vermieden. „Russland hat in den letzten Jahren viele Ressourcen und Zeit darauf verwendet, sein Mobilisierungssystem zu ändern, es zu digitalisieren, umfassender zu gestalten und viel Geld in militärisch-patriotische Bildung zu investieren“, sagte Kateryna Stepanenko, Analystin und stellvertretende Leiterin des Russland-Teams am Institute for the Study of War (ISW), gegenüber dem Kyiv Independent. Laut dem ukrainischen Geheimdienstchef Kyrylo Budanov plant Moskau, bis 2036 rund 1,1 Billionen Dollar für Aufrüstung auszugeben – eine beispiellose Investition seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. „Es gibt eine totale Mobilisierung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Russischen Föderation, um für den kommenden großangelegten Krieg bereit zu sein“, zitiert die Zeitung Budanov.
Russland hat im Ukraine-Krieg Unterstützung von Nordkorea
Hinzukommt, dass in den russischen Reihen Tausende Soldaten aus Nordkorea kämpfen. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat im Juli Russland seine uneingeschränkte Unterstützung im Ukraine-Krieg zugesagt. Wie die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA dazu berichtete, zeigte sich Kim gegenüber dem russischen Außenminister Sergej Lawrow bereit, „alle Maßnahmen der russischen Führung zur Bekämpfung der Ursachen der Ukraine-Krise bedingungslos zu unterstützen und zu bestärken“. In den sozialen Medien tauchen zudem immer wieder Videos von gefangen genommenen ausländischen Söldnern auf, die aufseiten Russlands kämpfen.

Kein Ende des Ukraine-Kriegs in Sicht: Russland macht Fortschritte an der Ukraine-Front
Unterdessen befindet sich die ukrainische Armee unter starkem Druck durch die russische Invasionsarmee. Besonders kritisch sei die Situation Syrskyj zufolge im ostukrainischen Gebiet Donezk: an den Frontabschnitten bei den Städten Pokrowsk, Dobropillja und an der Grenze zur ukrainischen Region Dnipropetrowsk. Dort konnte die russische Armee zuletzt vorrücken. Vor allem aus östlicher Richtung werde versucht, die ukrainischen Stellungen zu durchbrechen und Pokrowsk einzukreisen, berichtete Viktor Tregubow, Sprecher der dortigen Truppen, im ukrainischen Staatsfernsehen.
US-Sondergesandter Witkoff besucht Moskau: Selenskyj fordert Druck auf Russland zu erhöhen
Vor dem Hintergrund des Moskau-Besuchs des US-Sondergesandten Steve Witkoff sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, Washington und weitere westliche Verbündete seien dazu aufgefordert, im Ukraine-Krieg den Druck auf Russland zu erhöhen. „Es ist sehr wichtig, dass alle Hebel gestärkt werden, die den Vereinigten Staaten, Europas und den G7-Staaten zur Verfügung stehen, sodass eine Waffenruhe wirklich in Kraft treten kann“, schrieb Selenskyj auf Social-Media. Ohne entsprechenden Druck werde Russland den Krieg nicht beenden. (erpe/dpa/AFP)