„Nicht nett, Angela“: Trump lästert über Ex-Kanzlerin und prahlt mit EU-„Geschenk“

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Die Handelspolitik mit Deutschland war Trump schon unter Merkel ein Dorn im Auge. Er bezeichnete ein Gespräch mit der Ex-Kanzlerin nun als „nicht nett“.

Washington D. C. – Ob beim Besuch von Kanzler Merz im Oval Office oder anderen Gelegenheiten: Immer wieder erwähnt US-Präsident Donald Trump die ehemalige deutsche Kanzlerin Angela Merkel. Insbesondere, wenn es um seine Handelspolitik geht. In einem CNBC-Interview am Dienstag (5. August) erinnerte er an ein Gespräch mit der Ex-CDU-Kanzlerin: „Das ist nicht nett, Angela“, habe er damals zum deutschen Warenverkehr unter ihr gesagt. .

Es ging dabei um die Autoindustrie. Trump erzählte, er habe vor ein paar Jahren „eine – sagen wir mal – sehr nette Premierministerin“ – damit meinte er offensichtlich Merkel – gefragt: „Wie viele Autos nehmen Sie pro Jahr? Lassen Sie mich raten, eins oder zwei?“ Merkel habe daraufhin geantwortet: „Nein, nein, nein, wir nehmen Ihnen keines Ihrer Autos weg“. Daraufhin soll Trump ihr zugestimmt und dies als unhöflich eingestuft haben.

Der US-Präsident Donald Trump redet des Öfteren noch über Ex-Kanzlerin Angela Merkel. Insbesondere, wenn es um die deutsch-amerikanische Handelspolitik geht.
Der US-Präsident Donald Trump redet des Öfteren noch über Ex-Kanzlerin Angela Merkel. © CTK Photo/UPI Photo/IMAGO/Montage

Seitenhieb gegen Merkel: Wegen einseitigem Autohandel zwischen USA und EU verhängt Trump Zölle

Die Sprache kam auf Merkel, nachdem der CNBC-Journalist Andrew Ross Sorkin Trump zu den US-Zöllen auf EU-Importe befragt hatte. Trump zeigte sich immer noch sichtlich verärgert darüber, dass die deutschen Autokonzerne zwar in den USA produzieren und auch dort viele Autos verkaufen würden, andersrum laut ihm aber keine amerikanischen Autos in Deutschland fahren würden.

Schon in seiner ersten Amtszeit drohte Trump deswegen damit, die deutschen Autokonzerne mit Zöllen zu überziehen. „Wie viele Chevrolets sehen Sie in Deutschland herumfahren?“, fragte er seinerzeit in einem Interview mit der Londoner Times – und gab die Antwort gleich selbst: „Nicht viele.“ Handel dürfe aber keine Einbahnstraße sein.

Merkel scheint Trump dahingehend schon länger durchschaut zu haben. Im Januar bezeichnete sie Trump als „besonderen Präsidenten“, der bei multilateraler Zusammenarbeit nicht an „Win-win-Situationen“ glaube, sondern nur daran, dass es immer einen Sieger und einen Verlierer gebe.

EU erzielt Einigung mit Trump im Zollstreit: Einzelheiten zu Milliardeninvestitionen aber noch unklar

In seiner zweiten Amtszeit machte Trump beim Handel Nägel mit Köpfen: Im April 2025 kündigte er 25 Prozent Zölle auf alle Autoimporte an, unabhängig vom Herkunftsland. Danach entbrannte ein Zollstreit – auch zwischen den USA und der EU. Ende Juli erzielte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dann eine Einigung mit Trump: Ab Donnerstag (7. August) gelten Zölle von 15 Prozent auf die meisten EU-Produkte inklusive Autos. 

Außerdem sollen die Europäer US-Energie für 750 Milliarden Dollar (knapp 650 Milliarden Euro) kaufen und Investitionen von 600 Milliarden Dollar in den USA tätigen. Diese Milliarden-Investitionen nannte Trump im Interview mit CNBC „ein Geschenk“ der Europäer. Denn es handle sich nicht um ein Darlehen, das zurückgezahlt werden müsse, sondern die USA könnten die Summe nach eigenem Ermessen für beliebige Investitionen verwenden. Die EU widersprach jedoch dieser Auslegung der Zoll-Einigung.

Die USA und die EU haben sich bei ihrer Zolleinigung auf folgende, zentrale Punkte geeinigt:

  • EU zahlte 600 Milliarden Dollar als Einmalzahlung
  • Dafür erhielt sie reduzierte US-Zölle (15 Prozent statt 30 Prozent)
  • Die EU wird die Importzölle für Autos aus den USA von 10 Prozent auf null Prozent senken. 
  • Das Geld ist laut Trump ein unwiderrufliches „Geschenk“ an die USA

EU-Deal mit Trump zu Zöllen: Trump prahlt mit Vereinbarung – „Kann tun, was ich will“

Andere Länder hatten sich nach dem Deal über eine angebliche Vorzugsbehandlung der EU durch den US-Präsidenten beschwert. Trump begründete diese damit, dass die EU die 600 Milliarden Dollar als einmalige Zahlung geleistet habe. „Einige Länder fragten: ‚Wie kommt es, dass die EU weniger zahlt als wir?‘ Ich sagte: ‚Na ja, weil sie mir 600 Milliarden Dollar gegeben haben.“

Trump wird noch deutlicher: Mit den 600 Milliarden Dollar könne er in alles investieren. „Alles. Ich kann tun, was ich will. Sie haben uns so viele Jahre ausgenutzt, dass es an der Zeit ist, dass sie zahlen“, fügte er hinzu.

Das Prekäre: Trumps Aussage steht im Widerspruch zu den Angaben der EU-Kommission. Eine Kommissionsbeamtin stellte klar, dass Investitionen die Sache von Privatunternehmen seien. Die Kommission als öffentliche Behörde könne diese nicht garantieren. Welche Unternehmen Investitionsabsichten in welcher Höhe bekundet haben, teilte die Kommission nicht mit. 

Deal mit Trump wirft Fragen auf – Merz fürchtet Schaden für Wirtschaft

So wirft der „Deal“ zwischen von der Leyen und Trump beim Handelskonflikt weitere Fragen auf. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sagte bereits, er fürchte „erheblichen Schaden“ für die deutsche Wirtschaft. Wie andere Handelspartner der USA müssen die Deutschen mit Einbußen in Milliardenhöhe rechnen. Nach Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel könnten allein die Auto-Zölle das deutsche Inlandsprodukt um 0,15 Prozent schmälern. (bg)

Auch interessant

Kommentare