Ukraine schmettert Charkiw-Gerüchte ab – Russland habe „nicht die Ressourcen“

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Im Ukraine-Krieg gibt es Gerüchte, wonach Wladimir Putin mit der russischen Armee die Millionenstadt Charkiw angreifen will. Kiew äußert sich jetzt dazu.

Charkiw – War es ein Hinweis darauf, dass genau hier im Ukraine-Krieg noch viel mehr bevorsteht? „Die russischen Streitkräfte führen im Sektor Charkiw-Luhansk zum ersten Mal seit über anderthalb Jahren ihres Einsatzes in der Ukraine eine zusammenhängende mehrachsige Offensivoperation durch“, schrieb das Institute for the Study of War (ISW) Ende Februar in einer Analyse.

Russland-Offensive auf Charkiw? Ukraine verneint angeblichen Putin-Plan

Weil die Invasionstruppen von Russlands Präsident Wladimir Putin eine großangelegte Offensive in Richtung der zweitgrößten Stadt des geschundenen Landes, namentlich Charkiw, austesten? Das „heute journal“ des ZDF berichtete passend dazu am Mittwoch (27. März) von „Berichten, dass Putin um jeden Preis versuchen wird, die Millionenstadt einzunehmen“. Das nahe Kupjansk in der Region Charkiw ist seit Langem ein Schwerpunkt der Kämpfe zwischen beiden Armeen.

Bereits Anfang des Jahres hatte die viel zitierte US-Denkfabrik ISW geschrieben, dass in den kommenden Monaten eine Großoffensive auf Charkiw angesichts der Intensität der Kämpfe bei Kupjansk nicht auszuschließen sei. Wie am Donnerstag (28. März) dagegen The Kyiv Independent berichtete, wies Kiew Meldungen über angebliche russische Vorbereitungen für eine Offensive in der Oblast Charkiw zurück.

Hat in der Ukraine sehr viele Soldaten geopfert: Kreml-Autokrat Wladimir Putin (re.) vor russischen Hubschrauber-Piloten.
Hat in der Ukraine sehr viele Soldaten geopfert: Kreml-Autokrat Wladimir Putin (re.) vor russischen Hubschrauber-Piloten. © IMAGO/Sergei Karpukhin

Ukraine-Krieg: Russland verstärkt Bombardements auf Millionenstadt Charkiw

Auffällig: Seit Januar haben Moskaus Streitkräfte ihre Bombardements auf die Großstadt mit ihren rund 1,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern wieder erheblich verstärkt, nachdem sie Charkiw zu Beginn des völkerrechtswidrigen Überfalls auf den westlichen Nachbarn nicht einnehmen konnten. Ende März ließen russische Kampfflugzeuge etwa ungelenkte Freifallbomben auf die Stadt fallen – ohne dabei präzise militärische Ziele anzugreifen.

Moskau verfüge derzeit „nicht über die Ressourcen“ für eine solche Operation, teilte dennoch das ukrainische „Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation“ zu den Gerüchten rund um eine angebliche Charkiw-Offensive mit. Zuletzt hatte das oppositionelle russische Nachrichtenportal Meduza über ein solches Szenario spekuliert. Die Großstadt liegt am gleichnamigen Fluss nur rund 40 Kilometer von der Grenze zur Russischen Föderation entfernt.

Charkiw in der Ukraine: Große Bedeutung für das Regime von Wladimir Putin

„Alle ihre Lügen über die Bereitschaft, die Stadt zu umzingeln, richten sich an interne und externe Zielgruppen und sind Teil der ‚Angst-Propaganda‘-Kampagne“, meinte Andrii Kovalenko, der Leiter des „Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation“: „Diskussionen über 350.000 Soldaten, die sie für diese Aufgabe rekrutieren wollen, Drohungen des (russischen Propagandisten, d. Red.) Wladimir Solowjow – bisher nur Gerüchte. Das ist eine psychologische Operation.“ Der Feind sei stattdessen „nur noch in der Lage, die Stadt zu beschießen und zu terrorisieren, und unter diesem Terror adaptiert er Narrative über eine Offensive, die unmöglich ist“.

Charkiw hat für den Kreml aus Russland eine hohe symbolische Bedeutung. Die ukrainischen Verteidiger fügten Putins Armee hier bei der sogenannten „Schlacht um Charkiw“ zwischen Februar und April 2022 eine empfindliche Niederlage zu. Wie The Washington Post und Forbes später berichteten, soll es der 20. russischen Gardearmee nicht gelungen sein, die Stadt einzunehmen, obwohl sie angeblich mit 560 Schützenpanzern BMP-1 und rund 300 Kampfpanzern T-72 angriff.

Wolodymyr Selenskyj zeichnete Millionenstadt als „Heldenstadt der Ukraine“ aus

Am 27. Februar 2022 wurden russische Soldaten stattdessen nach heftigen Straßenkämpfen von Territorialverteidigungskräften aus den Vororten vertrieben. Ab Mai war Charkiw schließlich einer der Ausgangspunkte für die erfolgreiche ukrainische Gegenoffensive im Sommer 2022, bei welcher die 20. Gardearmee bis hinter die russische Grenze zurückgedrängt wurde. Wegen ihrer Widerstandsfähigkeit zeichnete Präsident Wolodymyr Selenskyj die Millionenstadt später als „Heldenstadt der Ukraine“ aus. (pm)

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