Neue Taktik? Ukraine meldet groß angelegte Angriffe – und hohe Verluste für Russland
Trotz Russlands massiver Verluste im Ukraine-Krieg kann der Kreml an der Front langsam Fortschritte machen. Die Schlammzeit neigt sich dem Ende.
Kiew/Moskau – Russland soll nach Darstellung Kiews im Ukraine-Krieg eine neue Taktik auf dem Schlachtfeld ausprobieren. Bei einem russischen Angriff an der hart umkämpften Pokrowsk-Front, soll die Strategie erstmals zum Einsatz gekommen sein, wie die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrainska Pravda schreibt. Für Russland ging die Aktion nach hinten los. Die 14. Brigade der ukrainischen Nationalgarde konnte den Angriff der russischen Armee erfolgreich abwehren. Der Kreml soll dabei über 240 Soldaten verloren haben.
Brigadegeneral Oleksandr Pivnenko beschreibt die neue Taktik des russischen Verteidigungsministeriums auf seinem Telegram-Kanal: „Der Feind schickte eine große Menge an Ausrüstung in die Schlacht. Diesmal waren es vor allem gepanzerte Kampffahrzeuge und Motorräder sowie fast zwei Kompanien mit Personal.“ Zwei Kompanien entsprechen bis zu 500 Soldaten. Die National Garde teilte von der erfolgreichen Abwehr des Angriffs einige Drohnenaufnahmen. Das Videomaterial lässt sich allerdings nicht unabhängig verifizieren.
Drohnenaufnahmen sollen den gescheiterten russischen Angriff bei Pokrowsk zeigen
Massive Angriffe Russlands an Ukraine-Front trotz hoher Verluste – Rasputiza neigt sich dem Ende
Über den Angriff in der Region um Pokrowsk schreibt das amerikanische „Institute for the Study of War“ (ISW) in ihrem aktuellen Bericht über den Ukraine-Krieg: „Das ISW hat in letzter Zeit beobachtet, dass Russland vermehrt gepanzerte Fahrzeuge im gesamten Einsatzgebiet einsetzt, nachdem es Ende 2024 und Anfang 2025 gepanzerte Fahrzeuge hauptsächlich zur Feuerunterstützung eingesetzt und sich auf Infanterieangriffe verlassen hatte.“ Als Begründung für die vermehrte Nutzung von (Militär)-Fahrzeugen an der Ukraine-Front, gibt das ISW die wechselnden Wetterbedingungen an.
Die sogenannte „Rasputiza“-Periode des Frühjahrs neigt sich dem Ende zu. „Rasputiza“ ist die russische Bezeichnung für die Schlamm- und Regenzeit im Frühjahr, bei der im östlichen Europa die Landschaft aufgrund von Regen und durch die Schneeschmelze aufweicht und nur schwer befahrbar ist. Zu Beginn des Ukraine-Kriegs wurde das Tauwetter Wladimir Putin schon einmal zum Verhängnis. Auf den befestigten Straßen bildeten sich im Februar und März 2022 kilometerlange Kolonnen von russischem Militärgerät, da die Panzer im weichen Boden der ukrainischen Landschaft versanken und stecken blieben.

Ukraine-Verhandlungen zwischen Russland und den USA: wie geht es jetzt weiter?
Während sich Russlands militärische Anstrengungen an der Ukraine-Front intensivieren, nehmen auch die Drohgebärden aus Moskau gegenüber Europa zu. Am Donnerstag hatte die Außenamtssprecherin des Kremls, Maria Sacharowa, CDU-Chef Friedrich Merz gedroht. Eine Lieferung des deutschen Marschflugkörpers Taurus würde „eine direkte Beteiligung Deutschlands an den Kampfhandlungen“ im Ukraine-Krieg bedeuten. Und auch die Verhandlungen zwischen der USA und Russland mit Blick auf einen möglichen Waffenstillstand geraten zunehmend ins Stocken.
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Da Russland langsam aber stetig Fortschritte an der Ukraine-Front macht, spielt Wladimir Putin vor allem auf Zeit. Washington ist bei den Ukraine-Verhandlungen deshalb zunehmend frustriert. Der US-Außenminister Marco Rubio verkündete am Freitag bei einem Treffen in Paris, die USA habe „andere Prioritäten“ und nicht ewig Zeit. In den kommenden Tagen müsse sich nun zeigen, ob ein Frieden in der Ukraine überhaupt „machbar“ sei. Zumindest gab es für die Ukraine einen Teil-Erfolg in den letzten Tagen. Das verhandelte Rohstoff-Abkommen zwischen Kiew und Washington könnte doch noch bis Ende April zum Abschluss kommen. (sischr)