Ukraine will den Krieg nach Russland tragen – Ex-US-General lobt „faszinierende“ Attacken

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Angriffe auf Russland, weit weg von der ukrainischen Grenze: Das scheint eine neue Taktik im Ukraine-Krieg zu sein – die allerdings auch aus Verzweiflung geschieht.

Kiew/Moskau – Die Ukraine hat die Verteidigung gegen Russland laut einem ehemaligen US-General in eine neue Phase gehievt: Sie attackiert Ziele weit im russischen Landesinneren. Möglich geworden ist das durch in der Ukraine produzierte Langstreckendrohnen.

Von Drohnen getroffen wurde am Donnerstag (18. Januar) ein Öldepot in der Region Leningrad, rund tausend Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Der nächtliche Angriff auf sei vom Militärgeheimdienst koordiniert worden, hieß es aus den ukrainischen Sicherheitsbehörden. Am Freitag (19. Januar) brannte dann ein Gas-Terminal im Ostseehafen Ust-Luga, rund 170 Kilometer von Sankt Petersburg und rund 850 Kilometer von der Ukraine entfernt.

Gasterminal in Russland in Brand geraten
Feuerwehrleute löschen den Brand in einem russischen Gas-Terminal. © picture alliance/dpa/Telegram Channel of Leningrad Region Governor Alexander Drozdenko/AP | Uncredited

Ex-US-General lobt Ukraine: „Es ist faszinierend“

„Ich finde es faszinierend, wie die Ukraine den Kampf ins Landesinnere Russlands bringt“, sagte Ex-General Mark Hertling in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender CNN. „Die Ukraine besitzt jetzt Drohnen und auch Raketen, die Ziele auf russischem Territorium treffen können und zwingt so Russland, sich entscheiden zu müssen, an welchen Stellen sie ihre Luftabwehrsysteme aufstellt.“

Der Angriff auf das Öldepot in der Region Leningrad sei „eigentlich ein Angriff gegen die Stadt Sankt Petersburg“, betonte Ex-General Hertling. „Und nebenbei bemerkt glaube nicht, dass es ein Zufall ist, dass Sankt Petersburg die Heimat von Präsident Putin ist.“

Die Militärführung der Ukraine konzentriere sich derzeit im Ukraine-Krieg verstärkt auf eine strategische Ebene, so Hertling zu CNN. Ziel sei es, durch Attacken auf russische Infrastruktur die „Ressourcen, Stabilität und Versorgung“ Russlands zu bedrohen. Gleichzeitig wolle die Ukraine die Bürger Russlands in Schrecken versetzen, so der US-General im Ruhestand.

Neue Ukraine-Taktik: „Einzelner Treffer kann für Russland verheerende Wirkung haben“

Die neue Strategie hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor wenigen Wochen bereits angekündigt: Man wolle die Angriffe auf Russland intensivieren und tiefer ins Landesinnere tragen, hatte er in einer Ansprache an sein Volk gesagt.

Auch der österreichische Oberst Markus Reisner sprach kürzlich gegenüber dem Nachrichtensender Ntv von der neuen ukrainischen Strategie, mit der versucht werden solle, „den Krieg nach Russland hineinzutragen“. Die großen Brände und Explosionen im Landesinneren blieben in Russland nicht ohne Eindruck, sagte er: „Da kann ein einzelner Treffer eine für Russland verheerende Wirkung auslösen.“

Zuvor hatte es zwar bereits ukrainische Attacken aus russisches Staatsgebiet gegeben, allerdings vor allem in der russisch-ukrainischen Grenzregion. Ziel der Attacken war mehrmals das Gebiet rund um die russische Stadt Belgorod.

Ukraine-Krieg: An der Front läuft es nicht gut

Allerdings: Die Angriffe der Ukraine auf Russlands Landesinnere erfolgen auch vor dem Hintergrund, dass die Ukraine derzeit an der ukrainischen Front keine großen Erfolge erzielt. Es gelingt kaum, von Russland besetzten Gebiete zurückzuerobern.

Der russische Präsident Wladimir Putin profitiert von Waffenlieferungen aus dem Iran und Nordkorea und spekuliert darauf, dass in den USA mit Donald Trump bald ein Präsident an der Macht ist, der die Ukraine-Hilfen beendet. Die Ukraine leidet derweil schon jetzt unter einem massiven Munitionsmangel. Der nationale Sicherheitsberater der USA, John Kirby, sprach von einer „schrecklichen Situation“ für das ukrainische Militär.

Die Nato wird im Februar derweil ihr größtes Manöver seit Jahrzehnten abhalten. Norwegen scheint dabei eine Schwachstelle zu sein. (smu)

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