„Faschismus unter uns“: Wegen Verlusten im Ukraine-Krieg wenden sich Soldaten an Putin

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Russische Soldaten bitten Präsident Putin um Hilfe im Ukraine-Krieg. Sie berichten von hohen Verlusten und schlechten Bedingungen an der Front.

Moskau – In einem Video appellieren russische Soldaten an den Präsidenten Russlands, Wladimir Putin. Die Männer, die sich am 11. Mai freiwillig für das Militär entschieden hatten, sprachen nun von einer „schwierigen Position“ mit hohen Verlusten im Ukraine-Krieg und baten um Hilfe. Das Video, das von dem ukrainischen Berater für Inneres, Anton Geraschchenko, auf X geteilt wurde, zeigt sieben Soldaten, die laut eigenen Angaben zur 5. Kompanie des 3. Bataillons des 7. russischen Garde-Motorschützenregiments gehören.

Die Freiwilligen, die in der zweiten und dritten Linie der Front eingesetzt werden sollten, merkten laut eigenen Angaben bereits nach dem Training und dem ersten Angriff: „Etwas lief schief“ Der Erfahrungsbericht, der sich in eine Reihe von Erzählungen von den schlechten Bedingungen für die Soldaten Russlands an der Front einreiht, zeichnet ein Bild von der Situation an der Front.

Russlands Präsident Wladimir Putin bei einer Kranzniederlegung am Grabmal der Unbekannten Soldaten
Trotz Gedenkzeremonie: die hohen Verlust Russlands im Ukraine-Krieg scheinen Putin kalt zu lassen. © SERGEI GUNEYEV/Pool/AFP

Bericht über Verluste Russlands im Ukraine-Krieg: Fehlende Versorgung und hohe Todesraten

Der erste Eindruck der russischen Soldaten verfestigte sich bei einem Kampf Ende Mai weiter, als sie die Verwundeten zurückholten, die laut eigenen Angaben fünf Tage lang dort gelegen hatten. Die Soldaten berichteten weiterhin von Versorgungsengpässen bei Nahrung und Wasser, denen zum Trotz sie weiter kämpften. Die Operationen seien durch „Personen, die wir nie gesehen haben“, zugeteilt worden.

Dabei sei die Todesrate unter Russlands Soldaten sehr hoch, auch ausgelöst durch die „eigene Artillerie und Granatenwerfer“. Unter 110 Soldaten in der Kompanie der Gruppe seien weniger als 25 Personen übrig. „Und jeden Tag kommen unsere Jungs verletzt zurück. Tote bleiben dort“, fügte der Sprecher der Gruppe hinzu. Wie lange das Aufnahmedatum und der Eintritt in die Armee auseinanderliegt, ist unklar. Auch der Ort des Videos, das am 16. Juli mit englischen Untertiteln geteilt wurde, ist nicht bekannt.

Hohe Verluste Russlands lassen Soldaten an Putins Propaganda zweifeln

Das Versprechen, sich einmal alle zwei Wochen in hinteren Stationen ausruhen zu können, sei ebenfalls nicht gehalten worden. Zum Kontakt mit den Familien in Russland sagten die Soldaten: „Unsere Mütter haben über einen Monat nichts mehr von uns gehört.“

Die Gruppe im Video sei der Armee beigetreten, „um den Faschismus auszurotten“. Damit bezog sich der Sprecher auf die Rechtfertigung Russlands für den Krieg als „Entnazifizierung“ der Ukraine. Doch das Bild habe sich mit der Zeit gewandelt: „Aber letzten Endes ist der Faschismus unter uns und versucht, uns mit allen Mitteln auszurotten.“

Putin billigt hohe Verluste im Ukraine-Krieg: Hilfe so gut wie aussichtslos

Geraschchenko schrieb zu dem Video: „Sie scheinen kein Problem damit zu haben, in ein anderes Land zu gehen, um zu töten, sie wollen nur nicht selbst getötet werden.“ Zynisch wünschte er „viel Glück“ mit dem Plan der Soldaten, Putin um Hilfe zu bitten, und deutete damit eine offenbare Aussichtslosigkeit an. Putin schien die Verluste im Ukraine-Krieg in der Vergangenheit zu billigen.

Russland rekrutierte zuletzt vor allem Freiwillige, Söldner oder brachte Personen aus anderen Ländern durch falsche Versprechen an die Front. Zusätzlich wurde die Zeit im Kriegsdienst von zuvor rekrutierten Soldaten verlängert, was zu Protesten bei Ehefrauen führte. Ziel war, eine erneute Massenmobilisation in Russland zu vermeiden, denn die letzte groß angelegte Mobilisation in Russland sorgte für starke Gegenwehr. (lismah)

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