Verzweifelte Rekrutierung: Putin-Regionen zapfen Geld aus Sozialhilfe ab
Nach hohen Verlusten steigern russische Regionen offenbar Prämien, um Soldaten für Wladimir Putins Armee in der Ukraine anzuwerben. Zu Lasten Bedürftiger.
Moskau – Sie sind sehr hoch: Die Verluste für Russland im Ukraine-Krieg, den der brutale Moskau-Autokrat Wladimir Putin trotz des gewaltigen Blutzolls seiner Bevölkerung weiterführt.
Verluste im Ukraine-Krieg: Russlands Regionen müssen Soldaten anwerben
Jene Verluste der russischen Armee sind im heimtückisch überfallenen Nachbarland offenbar so hoch, dass sich die Regionen der Russischen Föderation veranlasst sehen, hohe Vertragsprämien auszuloben, um neue Soldaten anzuwerben. Und: Laut einer Recherche des unabhängigen russischen Online-Nachrichtenportals Meduza geht das vielerorts offenbar auf Kosten der Sozialhilfe.
So würden Zahlungen an Rekruten nicht selten aus den Kassen regionaler Sozialhilfeträger finanziert, die in der Regel vor allem Waisenkinder, kinderreiche Familien, Veteranen oder Menschen mit Handicap unterstützen. Mehr noch: Eine Untersuchung des unabhängigen Magazins iStories habe ergeben, dass in einigen russischen Regionen mittlerweile mehr als die Hälfte des Sozialhilfebudgets an Soldaten oder ihre Familien gehe, schreibt Meduza.

Verluste für Wladimir Putin: Vielerorts in Russland Werbung für Rekrutierung
Was überliefert ist: Zwischen der Ostsee bei Sankt Petersburg, dem Schwarzen Meer bei Krasnodar, dem Ural, dem Kaukasus und Sibirien hängen im ganzen riesigen Land Werbetafeln und -plakate, um neue Soldaten für das gnadenlose Blutvergießen in der geschundenen Ukraine anzuwerben. In der russischen Region Kursk müssen Putins Soldaten derweil in schlecht gepanzerten Radpanzern BTR-82A gegen eingefallene ukrainische Verbände antreten, während Moskaus Armee auch mit den Bradley-Panzern der Ukrainer große Probleme hat.
So steigen die Verluste des Kreml ungebremst. Das russische Regime um den willfährigen Außenminister Sergei Lawrow schweigt zu den bitteren Zahlen. „Mehr als 600.000 russische Soldaten wurden in Putins Krieg getötet oder verwundet, und er ist nicht in der Lage, seinen Angriff auf die Ukraine ohne ausländische Unterstützung aufrechtzuerhalten“, hatte dagegen Nato-Generalsekretär Mark Rutte am 28. Oktober die Einschätzung der westlichen Verteidigungsallianz beziffert.
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Hohe Kosten durch Ukraine-Krieg: Russischen Regionen bleibt kaum Geld für Sozialhilfe
Eine Folge: Wie Meduza mit Verweis auf iStories schreibt, stecken regionale Regierungen im Schnitt angeblich 13 Prozent ihrer ursprünglichen Sozialhilfebudgets in Anwerbeprämien für neue Vertragssoldaten. Berücksichtige man Entschädigungen für schwere Verletzungen von Rekruten und Sterbegeld-Leistungen für Soldatenfamilien, gingen 23 Prozent der Sozialausgaben an Kriegsteilnehmer.
In mancher russischen Region würden Unterstützungsleistungen für kriegsversehrte Soldaten und für Familien von Gefallenen sogar die Hälfte des gesamten Sozialbudgets übersteigen, heißt es in dem Bericht. In den Regionen Stawropol und Kaluga sowie in der Republik Karatschai-Tscherkessien bleibe sogar weniger als die Hälfte des Sozialbudgets für andere bedürftige Einwohnerinnen und Einwohner übrig.
Russland | |
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amtlich: | Russische Föderation |
Einwohnerinnen und Einwohner: | 140 Millionen (Schätzung UN) |
Hauptstadt: | Moskau |
Bevölkerungszahl Moskau: | 13 Millionen |
Fläche: | 17.074.636 km² |
Staatsoberhaupt: | Präsident Wladimir Putin |
Russland-Soldaten in Ukraine-Krieg: „Beispiellose Werbekampagne zur Rekrutierung“
Dass Putin die Ökonomie seines Landes wohl weitgehend auf Kriegswirtschaft umgestellt hat, schlägt sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen nieder. Oft fehlt schlicht das Geld für notwendige Investitionen. So teilen ukrainische Militärblogger schon lange eifrig Videos von der maroden russischen Straßen- und Verkehrsinfrastruktur. Bezeichnend: Laut Reuters sollen die Ausgaben für Verteidigung und das Thema Innere Sicherheit in Putins Russland in 2025 etwa 17 Billionen Rubel betragen und damit geschätzt rund 40 Prozent der gesamten Staatsausgaben ausmachen.
Es ist Geld, das an anderer Stelle nicht ausgegeben werden kann. Wie Meduza schon zuvor berichtet hatte, startete Russland im Spätsommer 2024 „eine beispiellose Werbekampagne zur Rekrutierung“. Bürger sollen mit dem Versprechen lukrativer Antrittsprämien letztlich zum Abschluss von Armee-Verträgen verleitet werden. Die Werbekampagne erstrecke sich über Plattformen wie Telegram, Yandex, VKontakte (russisches Pendant zu Facebook) und das Staatsfernsehen. (pm)