US-Wahlen – FOCUS online vor Ort - „Trump sollte seinen Mund halten. Aber von Wirtschaft versteht er mehr als Harris“

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FOL US-Wahl 2024
  • FOCUS-online-Reporter (Nashville, Georgia)

Am 5. November wählen die USA einen neuen Präsidenten. Das Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump könnte knapp ausfallen. FOCUS-online-Reporter Ulf Lüdeke reist durch die Staaten und fragt Amerikaner, warum sie wem ihre Stimme geben.

Am 5. November wählen die USA einen neuen Präsidenten. Umfragen zufolge kann die Entscheidung zwischen Vizepräsidentin Kamala Harris (Demokraten) und Ex-Präsident Donald Trump (Republikaner) äußerst knapp ausfallen. Entscheidend wird sein, wie Harris und Trump in den sieben „Swing States“ abschneiden, wo Umfragen noch kein eindeutiges Bild zugunsten des einen oder anderen Kandidaten zeigen. 

FOCUS-online-Reporter Ulf Lüdeke ist in den USA unterwegs, um sich von den Amerikanern selbst schildern zu lassen, was ihnen unter den Nägeln brennt und wem sie ihre Stimme geben werden.

„Trump sollte seinen Mund halten. Aber von Wirtschaft versteht er mehr als Harris“: Jeff Jernigan (l.) mit seiner Familie vor dem Grundstück in Nashville, Georgia
Ulf Lüdeke / FOCUS online „Trump sollte seinen Mund halten. Aber von Wirtschaft versteht er mehr als Harris“: Jeff Jernigan (l.) mit seiner Familie vor dem Grundstück in Nashville, Georgia

Samstag, 12. Oktober, Nashville (Georgia): Wer etwas mehr als drei Wochen vor der US-Wahl durch den Süden von Georgia übers Land fährt, stößt in den Ortschaften diverser Countys immer wieder auf große Haufen frisch zersägter Baumstämme am Straßenrand. Viele liegen samt manchmal meterhoch aufragendem Wurzelwerk zudem noch immer so, wie sie gefallen sind, in Gärten herum.

Das Haus auf dem Grundstück von Jeff Jernigan liegt einsam mit einem Dutzend anderer versprengt an der Route 129 zwischen Nashville und Alapha - und damit nur 40 Kilometer von der Grenze zu Florida entfernt. Doch die Sturmschäden stammen nicht vom Hurrikan „Milton“ , der am Dienstag eine Schneise der Verwüstung durch das Zentrum von Florida zog, sondern von „Helene“ Ende September.

Türmen sich in den südlichen Countys im US-Bundesstaat Georgia allerorts auf: zersägter Windbruch von Baumstämmen, die Ende September Opfer von Hurrikan Helene wurden.
Ulf Lüdeke / FOCUS online Türmen sich in den südlichen Countys im US-Bundesstaat Georgia allerorts auf: zersägter Windbruch von Baumstämmen, die Ende September Opfer von Hurrikan "Helene" wurden.
 

„Bidens Katastrophenbehörde ist wirklich keine große Hilfe“

Jeff, Mitte 50, ist an diesem Samstagnachmittag mit seiner Frau und den drei Kindern bereits das dritte Wochenende in Folge damit beschäftigt, zumindest einen Teil des Windbruchs wegzuräumen. Ein Dutzend Stämme sind aber viel zu groß und schwer, als dass der Lebensmittelhändler sie selbst mit Hilfe seiner Familie wegräumen könnte.

„Wir haben bei der nationalen Katastrophenschutzbehörde FEMA einen Antrag auf Unterstützung gestellt. Doch der Antrag wurde sofort abgelehnt. „Der ganze Spaß wird uns zwischen 2000 und 3000 Dollar kosten, auf denen wir sitzenbleiben. Nein, Joe Bidens FEMA ist wirklich keine große Hilfe“, sagt Jeff wütend.

„Trump sollte seinen Mund halten, aber er ist ein smarter Geschäftsmann“

Für den Vater aus Nashville, Georgia, steht fest, wem er am 5. November seine Stimme geben wird, und das war schon immer so, sagt er: den Republikanern, in diesem Fall erneut Donald Trump .

„Trump sollte seinen Mund halten, er redet einfach zu viel Unsinn. Doch er ist ein smarter Geschäftsmann und versteht von Wirtschaft viel mehr als Kamala Harris . Aber das ist genau, was wir brauchen, um die drängendsten Probleme zu lösen, die dieses Land hat.“

Es gebe einfach zu viele Menschen, meint Jeff, die zu wenig Geld haben. „Und anstatt Steuergelder für Einwanderer auszugeben oder den Regierungen fremder Länder wie der Ukraine, sollte der US-Präsident sich lieber mal zuerst um die Amerikaner kümmern.“

Hurrikan Helene hat im US-Bundesstaat Georgia Ende September schwere Schäden angerichtet, deren Folgen auch drei Wochen später noch zu sehen sind.
Ulf Lüdeke / FOCUS online Hurrikan "Helene" hat im US-Bundesstaat Georgia Ende September schwere Schäden angerichtet, deren Folgen auch drei Wochen später noch zu sehen sind.

„Viele wollen eine Frau als Präsidentin, nur ist Harris die Falsche“

Ob es stimme, was Trump behauptet habe, nämlich dass die Regierung von US-Präsident Joe Biden Geld von der FEMA abgezweigt und illegalen Flüchtlingen zugutekommen lassen habe und obendrein republikanischen Wählern unter den Sturmopfern nicht geholfen werde, wisse er nicht. Das Dementi aus dem Weißen Haus dazu lässt Jeff Jernigan unbeeindruckt.

Was einen möglichen Wahlsieg von Kamala Harris angeht, meint Jeff hingegen: „Ich hoffe, dass die Umfragen nicht stimmen, die sie vorne sehen. Natürlich hat es Trump nun schwerer, als wenn er gegen Biden angetreten wäre. Viele wollen eine Frau als Präsidentin, ich fände das auch nicht schlecht. Nur gibt es ein Problem: Kamala Harris ist die Flasche. Ich traue es ihr nicht zu, den Armen zu helfen und die Inflation zu bremsen.“

„Sturm aufs Kapitol wiederholt sich nicht - aber etwas anderes wird passieren“

Dass sich bei einem Sieg von Harris ein Ereignis wie der Sturm auf das Kapitol wiederholen könnten, zu dem Trump nach der Niederlage gegen Biden nach der letzten Wahl im Januar 2021 zumindest indirekt aufgerufen hatte, glaubt Jeff Jernigan indes nicht. „Aber das bedeutet nicht, dass nicht doch irgendetwas Schlimmes passiert. Denn gewinnt Harris, rutschen die USA in eine Rezession.“