Wachstum zu erwarten: Harris-Sieg bei US-Wahl wäre besser für deutsche Wirtschaft

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Was würde ein Wahlsieg Harris‘ oder Trumps für die deutsche Ökonomie bedeuten? Laut einer Studie wäre ein Sieg der Demokratin vorteilhafter. Denn Experten fürchten Trumps Zölle.

Mannheim/Washington, D.C. – In wenigen Wochen (5. November) findet die US-Wahl zwischen der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihrem republikanischen Kontrahenten Donald Trump statt. Aber auch hierzulande ist aktuell Thema, inwiefern der Wahl-Ausgang die deutsche Wirtschaft in den kommenden vier Jahren beeinflussen könnte. Wie nun aus einer großangelegten Analyse hervorging, halten internationale Finanzmarkt-Expertinnen und -Experten es für vorteilhafter für die deutsche Ökonomie, wenn Harris und ihr Vize Tim Walz die US-Wahl für sich entscheiden würden.

Das bessere Szenario der US-Wahl für die deutsche Wirtschaft wäre laut Experten ein Wahlsieg Harris‘

Im Rahmen der Studie wertete das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim Einschätzung zu den Effekten des US-Wahlausgangs auf die deutsche Wirtschaft aus, die von insgesamt 189 Fachleuten vorlagen. Unter einer US-Präsidentin Harris erwarten 45 Prozent von ihnen für 2025 ein „moderates Wachstum“ des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP), wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) ausgehend von der ZEW-Studie am Sonntag berichtete.

Wie wirkt sich der Ausgang der US-Wahl auf die deutsche Wirtschaft aus? Dieser Frage hat sich nun eine ZEW-Studie gewidmet. Und sieht eine Amtszeit Harris‘ als vorteilhafter an.
Donald Trump und Kamala Harris beim Wahlkampf-Duell © picture alliance/dpa/AP | Alex Brandon

Die Erwartungen der Analystinnen und Analysten an eine insgesamt zweite Amtszeit Donald Trumps sind hingegen weniger optimistisch. Nur sieben Prozent der Befragten halten es für möglich, dass sich ein Wahlsieg und eine anschließende Präsidentschaft Trumps positiv auf das Deutsche BIP auswirken würden. Der Rest erwartete keinen Unterschied. 

Im Fall eines Wahlsiegs Trumps fürchten die Expertinnen und Experten protektionistische Maßnahmen

Unabhängig davon, wer künftig im Oval Office in Washington, D.C. walten wird, rechnen die Finanzexpertinnen und -experten laut dpa mit einem leichten Zuwachs des deutschen BIP in der vierjährigen Amtszeit des neuen US-Staatsoberhaupts. Für eher unwahrscheinlich halten die Analystinnen und Analysten dagegen eine mittelfristige Erholung der deutschen Konjunktur: Im Durchschnitt liegt das erwartete BIP-Wachstum in keinem der nächsten vier Jahre höher als 1,7 Prozent.

Sollte Team Harris die US-Wahl für sich entscheiden, dürfte sich das deutsche Wirtschaftswachstum laut ZEW-Studie im Genauen etwas effektiver vollziehen, als wenn Donald Trump als Sieger aus der Wahl hervorginge. Die Durchschnittsprognose für das kommende Jahr unterscheidet sich demnach in den beiden Szenarien um insgesamt 0,14 Prozentpunkte. Bis zum letzten Jahr der vierjährigen Amtszeit 2028 wächst sie auf 0,26 Prozentpunkte an, wie die dpa berichtet.

Was aber veranlasst die Finanzexpertinnen und -experten zu so unterschiedlichen Prognosen? Aus Sicht des ZEW-Ökonomen Alexander Glas und seiner Kollegin Lora Pavlova sei bei einem Wahlsieg Harris’ etwa von einer gestärkten Stabilität von Preisen und internationalen Finanzmärkten auszugehen. Eine potenzielle Amtszeit Trumps könnte dagegen dafür sorgen, dass das Wachstumspotenzial der deutschen Wirtschaft unter protektionistische Maßnahmen wie etwa höheren US-Zöllen leidet. Gegenwärtig ist die Bundesrepublik nach wie vor einer der bedeutendsten Handelspartner der USA.

ZEW-Fachleute schließen sich den Warnungen anderer Wirtschaftsinstitute vor einer zweiten Amtszeit Trumps an

In den Wochen und Monaten des Wahlkampfs hatte Trump häufiger erklärt, im Falle einer zweiten Amtszeit einen pauschalen Zoll von entweder 10 oder sogar 20 Prozent auf alle Importe in die USA erheben zu wollen, wie etwa der US-Nachrichtensender CNN berichtete. Für alle Importe aus China wolle er dagegen sogar ein Zollpauschale von 60 Prozent initiieren – auch, um die US-Industrie voranbringen zu wollen.

„Zölle sind das Größte, was jemals erfunden wurde“, sagte Trump CNN zufolge im September bei einer Bürgerveranstaltung in Michigan. Erst in der vergangenen Woche hatte Präsidentschaftskandidat Trump höhere Zölle als wichtigste Maßnahme für eine wachsende US-Wirtschaft bezeichnet. „Ich werde die höchsten Zölle der Geschichte verhängen“, betonte er.

Zuvor hatten bereits Fachleute anderer ökonomischer Institute vor negativen Auswirkungen eines Wahlsieges Trumps auf die deutsche Wirtschaft gewarnt. Erst letzte Woche machte die Hans-Böckler-Stiftung sie in einer Pressemitteilung zum Thema. Dabei erinnerte sie an den Handelskonflikt mit China während Trumps erster Amtszeit und betonte, dass negative Effekte seiner Zölle im Falle einer zweiten Amtszeit deutlich stärker ins Gewicht fallen dürften, als sie es zwischen 2017 und 2021 taten. Auch das Ifo-Institut und Econpol Europe warnten, ein Wahlsieg Trumps könnte die kriselnde deutsche Wirtschaft arg treffen. Sie prophezeiten deutschen Exporten in die USA einen Rückgang von rund 15 Prozent, sollte Trump sein Wahlversprechen höherer Zölle im Falle eines Siegs bei der US-Wahl auch einlösen. (fh)

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