US-Wahlen – FOCUS online vor Ort - „Ich bin ein Donald-Trump-Baby!“ - Fans aus ganz Georgia pilgern zu „Trump Store“
Am 5. November wählen die USA einen neuen Präsidenten. Das Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump könnte extrem knapp ausfallen. FOCUS online reist durch die Staaten und fragt Amerikaner, warum sie wem ihre Stimme geben.
Am 5. November wählen die USA einen neuen Präsidenten. Umfragen zufolge kann die Entscheidung zwischen Vizepräsidentin Kamala Harris (Demokraten) und Ex-Präsident Donald Trump (Republikaner) äußerst knapp ausfallen. Entscheidend wird sein, wie Harris und Trump in den sieben „Swing States“ abschneiden, wo Umfragen noch kein eindeutiges Bild zugunsten des einen oder anderen Kandidaten zeigen.
FOCUS-online-Reporter Ulf Lüdeke ist in den USA unterwegs, um sich von den Amerikanern selbst schildern zu lassen, was ihnen auf den Nägeln brennt und wem sie ihre Stimme geben werden.
Ellijay, Samstag, 19. Oktober: Mitten im Gespräch mit dem Reporter aus Deutschland in Ellijay im Norden von Georgia hält Jon Lock plötzlich inne: „I am a Donald Trump Baby!“, schallt es vom Eingang in den hinteren Bereich seines Geschäfts, und Lock muss lachen. Denn die Person, die den Satz gerufen hat, ist ein kleines Mädchen von fünf, sechs Jahren, das gerade mit den Eltern den „Trump Store“ betreten hat.
Poster von der bekannten demokratischen Politikerin Nancy Pelosi (84) als Zombi verunstaltet, T-Shirts, die Donald Trump mit blutendem Ohr nach dem Attentat und hochgereckten Mittelfingern zeigen, US-Präsident Joe Biden in diversen Varianten zu Fratzen verzerrt: Der Laden von Jon Lock und seiner Schwester Alicia hat es in sich. „LGBT“ steht hier nicht für „Lesbisch, Gay, Bisexuell, Transgender“, sondern für „Liberty, Guns, Beer, Trump“. Ob nun auf Stickern, Fahnen, Karten oder T-Shirts: so ein Geschäft wie das von Jon und Alicia gibt es in Georgia kein zweites Mal.

Kunden fragten während Live-Bericht zu Trump-Attentat, ob es schon T-Shirt dazu gibt
„Unsere Kunden kommen aus ganz Georgia und weit darüber hinaus. Die meisten nehmen mindestens ein bis zwei Stunden Fahrzeit auf sich, um zu sehen, was sie hier finden können“, sagt der 32-Jährige. Widerspruch gebe es nur sehr selten. Und wenn sich solche „Störer“ danebenbenähmen, würden sie von seinen Kunden öfter bis zum Auto auf dem Parkplatz vor dem Store „zurückbegleitet“, erzählt Jon. „Wir befinden uns hier in guter Gesellschaft. Bei den letzten Wahlen 2020 haben mehr als 80 Prozent im Gilmer County für Trump gestimmt.“
Was im September 2020 zu Coronazeiten als neue Geschäftsidee mit einer kleinen Druckerei begann, sei inzwischen zu einem einträglichen Geschäft geworden, sagt Jon. Und oft wären seine Kunden mit neuen Ideen sogar schneller als er selbst. „Mitte Juli sahen wir gerade im Fernsehen, dass auf einer Rally in Pennsylvania auf Trump geschossen worden war. Die Berichterstattung lief noch, da klingelte schon das Telefon, und jemand fragte, ob es T-Shirts mit Bildern vom Attentat gäbe“, so Jon. Das Gleiche galt für das berühmte Polizeifoto aus einem Gefängnis in Atlanta, wo Trump sich wegen zeitweiliger strafrechtlicher Ermittlungen gegen ihn im Sommer vorigen Jahres einfinden musste.

„Meine Mutter ist Demokratin und findet unseren Trump-Store fürchterlich“
Nicht alle in seiner Familie seien damit einverstanden gewesen, als er und seine Schwester beschlossen hatten, den Trump-Store zu gründen. „Meine Mutter ist Demokratin, sie findet es fürchterlich, dass wir das machen. Aber ich überzeugt davon, dass dieses Land Trump erneut als Präsidenten braucht. Vor allem, um die Migrantenflut einzudämmen“, meint John. Auch die finanzielle Unterstützung von fremden Ländern wie die Ukraine hält er für falsch. „Es kann nicht sein, dass wir Milliarden von Steuergeldern ins Ausland verschieben, während hier Kriegsveteranen auf Parkbänken übernachten müssen.“
Was ihn beunruhige, sei, dass zumindest die Amerikaner, die er kenne, aus Enttäuschung über das Wahl- und Regierungssystem immer weniger Lust zum Wählen hätten. „Meiner Meinung nach liegt das daran, dass die Leute ignorieren, dass es bei Bidens Wahlsieg viele Unregelmäßigkeiten gegeben hat.“ Es gäbe etliche Videos, die das bewiesen. Er selbst könne nicht begreifen, dass viele der Teilnehmer des Sturms auf das Kapitol Anfang 2021 noch im Gefängnis säßen, während „Wahlbetrüger“ noch immer frei herumliefen.
Warum noch immer niemand Anklage gegen angebliche Wahlbetrüger erhoben hat, hinterfragt Jon Lock hingegen nicht. Und er erwähnt auch nicht, dass sein Idol Trump der erste Ex-Präsident in der US-Gesichte ist, der von der Jury eines Gerichts im Mai für schuldig befunden wurde - für die Verschleierung von Schweigegeldzahlungen, und zwar in allen 34 Anklagepunkten.
Jon schöpft neue Hoffnung, das Trump die Wahlen gewinnen könnte
Nun, keine drei Wochen mehr vor der Wahl, schöpfen Jon Lock und seine Unterstützer jedenfalls neue Hoffnung, dass Trump die Wahl am 5. November doch noch gewinnen könnte, seit er in neuen Umfragen erstmals seit etlichen Wochen wieder gleichauf mit Kamala Harris liegt. „Das, was ich jedenfalls allen rate, ganz gleich, ob sie nun für Trump oder Harris stimmen, ist: 'Leute, geht wählen, denn das ist eure Pflicht'.“
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Atlanta, 18. Oktober: „Aggressiv, aber der bessere Business-Mann“ - so himmeln Migranten Trump an
„Es ist schon wahr: Trump kann manchmal ziemlich aggressiv und plump sein“, sagt der Kellner eines größeren chinesischen Restaurants in Clayton County im Süden von Atlanta am Donnerstag zur Mittagszeit. „Doch worauf kommt es bei einer Wahl denn am Ende an? Dass der Kandidat das Beste für einen selbst tut. Und ich glaube, das kann Trump. Denn im Gegensatz zu Kamala Harris verfügt er als Ex-Präsident und auch als Geschäftsmann über die bessere Erfahrung für dieses Amt.“
Der junge Chinese, der dies sagt, kam mit seinen Eltern vor zehn Jahren aus Zentral-China in die USA. Weil er aber noch keine US-Staatsbürgerschaft besitzt, sondern nur eine Greencard und deshalb noch nicht wählen kann, will er lieber anonym bleiben. Und etwas leiser und zum Reporter aus Deutschland geneigt sagt er: „Auch die meisten Freunde und Bekannten meiner Familie wählen Trump. Die Inflation drückt einfach viel zu sehr, die Demokraten haben in den letzten vier Jahren bewiesen, dass sie das nicht im Griff haben.“
Minderheiten kommen bei Wahl besondere Rolle zu
Je näher der 5. November rückt, desto genauer zeichnet sich in den Umfragen ab: Das Rennen um die US-Präsidentschaft zwischen Vize-Präsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident Donald Trump könnte so knapp ausfallen, dass buchstäblich jede Stimme zählt. Ganz besonders gilt dies für sieben Swing States, in denen sich im Gegensatz zu den anderen in den Umfragen keine klaren Mehrheiten für die eine oder andere Seite abzeichnen.
Das Besondere an der Präsidentschaftswahl ist: sie wird nicht durch das Mehrheitswahlrecht entschieden, also direkt durch die abgegebenen Wählerstimmen, sondern von Wahlmännern und -frauen, die nur noch pro forma allesamt dem Sieger ihre Stimme bei einer weiteren Wahl geben. Der Kandidat, der die einfache Mehrheit in einem Bundesstaat erreicht, erhält also alle Stimmen der Wahlleute, der Verlierer hingegen geht leer aus.
Das ist auch der Grund, warum Minderheiten in den Swing States eine größere Rolle zukommen, wenn sich ihr Abstimmungsverhalten durch bestimmte politische Ereignisse oder durch einen wachsenden Anteil in der Bevölkerung verändert. Dem Bevölkerungsanteil entsprechend stellt Georgia wie auch North Carolina je 16 Wahlleute. Nur Pennsylvania stellt unter den Swing States mit 19 noch drei mehr.
Taiwanesische Einwanderin wird diesmal Harris wählen
Eine taiwanesische Journalistin namens Angela Chang, die in Buford im Gwinnett County ein Regionalbüro der chinesischsprachigen Zeitung „World Journal“ leitet, erklärte FOCUS online in einem Interview, dass sie eigentlich konservativ eingestellt sei und Republikaner wähle.
Doch bei dieser Wahl, so Chang, sei ihr dies nicht möglich - wegen Trumps Verhalten als US-Präsident in Bezug auf mexikanische Flüchtlinge. „Während der Trump-Regierung wurden Eltern von ihren Kindern getrennt, die ihre Eltern nicht wiederfinden konnten. Aus diesem Grund kann ich Trump nicht wählen, das ist völlig unbestritten.“
Harris fehlen wichtige Stimmen der schwarzen Wählerschaft
Eine weitere Minderheit, die größte in den USA überhaupt, ist die schwarze Bevölkerung. Viele Schwarze haben es Trump übelgenommen, dass er Harris unterstellt hatte, sie behaupte erst seit einiger Zeit, dass sie eine Schwarze sei, obwohl sie sich früher immer als indisch bezeichnet habe, da ihre Mutter aus Indien stammt.
Dennoch scheint Harris, die sich stolz selbst schon seit Jahrzehnten als Schwarze bezeichnet, mit rund 78 Prozent nicht jenen Anteil an schwarzen Wählern mobilisieren zu können, den der weiße Joe Biden 2020 für sich gewann, als 90 Prozent der Schwarzen ihm ihre Stimme gaben. In kurzen Interviews haben einige Schwarze in Atlanta FOCUS online erklärt, woran das ihre Meinung nach liegen könnte.
Bei Lateinamerikanern hat Trump einen schweren Stand
Bei lateinamerikanischen Einwanderern in Clayton County im Süden von Atlanta hingegen hat Trump einen schweren Stand. „Natürlich werde ich Harris, nicht Trump wählen, er hat zumindest einen Teil einer Mauer nach Mexiko gebaut und ist ein Rassist“, sagt ein Gemüsehändler, der als Fünfjähriger mit seinen Eltern aus El Salvador in die USA eingewandert war. Was er sich wünsche, sei, dass künftig mit kriminellen Migranten schonungsloser verfahren werde als bisher. „Anstatt sie ins Gefängnis zu werfen, sollten sie einfach abgeschoben werden.“
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Atlanta, 15. Oktober: Prominente Wahlkampfhilfe von Clinton und Obama

Der Wahlkampf im US-Bundesstaat Georgia, dem bei der US-Präsidentschaftswahl am 5. November als Swing State ein ganz besonderes Gewicht zukommen wird, tritt in seine heiße Phase. Der Grund: In diesem US-Bundesstaat, der an den Norden von Florida grenzt, können die Wähler in der kommenden Woche mit der vorzeitigen Stimmenabgabe beginnen.
Schon die vergangenen Tage waren sowohl bei den Demokraten von Kamala Harris als auch bei den Republikanern von Donald Trump von sehr prominenter Wahlkampfhilfe und wichtigen innerparteilichen Entscheidungen geprägt.
Harris bekam am Wochenende Unterstützung von Ex-Präsident Bill Clinton in Forth Valley im Süden des Landes. Und in Kürze, meldet nun des „Atlanta Journal-Constitution“ (AJC), soll auch Barack Obama im „Pfirsich-Staat“ aufkreuzen, um für Harris um Stimmen zu werben.
Hollywood-Star und Aktivistin Julia Roberts hatte am 9. Oktober für Aufsehen gesorgt, als sie bei einer Wahlkampfveranstaltung im Norden von Atlanta für Harris Werbung machte. Roberts stammt aus Georgia.
Frieden zwischen Trump und Georgias Gouverneur Brian Kemp
Bei den Republikanern hingegen war es vor allem ein Burgfrieden zwischen Trump und dem republikanischen Gouverneur Brian Kemp, den Trump wiederholt angegriffen und damit viele Republikaner in Georgia verärgert hatte. Zudem gibt Greg Bluestein vom AJC zu bedenken, habe Trump mit seinen Unwahrheiten, die er von sich gebe, viele Wechselwähler verschreckt.

Geoff Duncan, einst Kemps Vize-Gouverneur, unterstütz als Republikaner sogar nun „aggressiv“ die Wahlkampagne von Kamala Harris und bereitet republikanischen Wahlkampfstrategen damit Kopfzerbrechen, schreibt Bluestein.
Sieg in Georgia kann entscheidend für die gesamte Wahl sein
Am Ende aber verschafft bislang aktuellen Umfragen zufolge keine Aktion dem einen oder anderen Kandidaten einen nennenswerten Vorteil. Die Präsidentschaftswahl gilt hier als besonders spannend, weil der Gewinner nicht die meisten Wählerstimmen auf sich vereinen muss, sondern die meisten Wahlleute, deren Zahl sich nach der Bevölkerungsgröße richtet.
Will heißen: Wer die Mehrheit der Stimmen in einem Staat bekommt, erhält alle Stimmen der Wahlleute, der Verlierer hingegen geht leer aus. Georgia hat wie North Carolina mit 16 Wahlleuten die zweithöchste Zahl, nur Pennsylvania hat mit 19 Wahlleuten noch drei mehr. Der Sieger benötigt 270 Wahlleute. Als sicher für Harris gelten 226, für Trump 219, offen sind 93, die sich auf sieben Swing States verteilen.
Atlanta, 14. Oktober: Tragischer Tod einer jungen Schwangeren wird für Trump gefährlich

Zwei schmissige Soul-Songs zum Anfang des Gottesdienstes und eine knackige, leidenschaftliche Predigt, die immer wieder von bestätigenden Zwischenrufen aus den Reihen der Gemeinde begleitet wird: Wer einen guten Einblick in das Amerika der Schwarzen erhalten will, sollte einen Gottesdienst in einer der Baptisten-Kirchen von Atlanta nicht verpassen.
Die Hauptstadt des US-Bundesstaates Georgia gilt als Wiege des „Civil Rights Movement“, der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Martin Luther King wurde hier geboren, die Stadt ist voll Reminiszenzen und Erinnerungen an ihn.
Ganz gleich, ob es sich um das „National Center For Civil And Human Rights“ handelt oder den Straßennamen „Martin Luther King Drive“, an der die „Friendship Baptist Chruch“ liegt, in der die Messe an diesem Sonntagmorgen pünktlich um 11 Uhr beginnt.

Im wichtigen Swing State Georgia liegt Trump in Umfragen vor Harris
Es war Joe Biden, dem es 2020 das erste Mal seit 30 Jahren gelang, den Südstaat, dessen Bevölkerung zu einem Drittel schwarz ist, für die Demokraten von den Republikanern wieder zurückzuerobern. Mit einer schwarzen Kandidatin wie Kamala Harris sollte dies erst recht gelingen, könnte man meinen.

Ein Blick auf aktuelle Umfragen für diesen sehr wichtigen Swing State zeigt jedoch, dass dies ein Irrtum ist. Denn Trump, der für sich allein proklamiert, Amerika wieder groß machen zu können („Make America Great Again“, abgekürzt MAGA), liegt dort vor Harris.
Tod einer Schwangeren beschäftigt Georgia
Auch für Ted Blackshear ist die Hautfarbe kein Grund, einer Kandidatin wie Harris seine Stimme zu geben, nur weil sie wie er Schwarz ist.
„Ich lese mir die Programme der Kandidaten genau durch. Das ist, was zählt“, sagt der Mitsiebziger, schwarze Hose, schwarzer Schlips und eine persönliche Bibel in einem hochwertigen Lederumschlag vor der Brust.
Es gibt durchaus schwerwiegende Gründe, warum Schwarze Harris bei der Wahl am 5. November bevorzugen könnten. Heiß diskutiert wird vor allem das landesweite Recht auf Abtreibung, das der von Trump maßgeblich geformte Oberste Gerichtshof gekippt hatte. 2022 war eine schwangere Schwarze gestorben. Der Fall sorgt bis heute für Aufsehen, weil ein Arzt ihr die nötige Abtreibung unter Berufung auf den Richterspruch versagt hatte, obwohl die Abtreibung nötig war, um ihr Leben zu retten. Harris versucht deshalb, den Richterspruch als „Trumps Abtreibungsverbot“ zu labeln.
Doch auf die Frage, welche Themen denn für Schwarze in Georgia seiner Meinung nach wahlentscheidend sein könnten, antwortet Ted Blackshear mit einem Satz, der weit über Politik hinausgeht.
„Damit Amerika wieder so groß wird, wie es mal war, muss erst mal der Hass zwischen den beiden Parteien verschwinden. Schwarz gegen Weiß, Republikaner gegen Demokraten - das ist Gift für unser Land und seine Menschen. Das abzubauen ist die wichtigste Voraussetzung, unter der Amerika wieder so groß werden kann, wie es das einmal war.“
Georgia bringt 16 Stimmen
Georgia gilt als wichtiger Staat bei der Wahl, dem Gewinner winken hier 16 von 270 benötigten Wahlmännerstimmen. Ein Sieg in diesem Staat kann also bei der erwarteten extrem knappen Wahl schnell entscheidend sein. 2020 fiel das Ergebnis für Biden denkbar knapp aus. Am Ende waren es nicht einmal 13.000 Stimmen, die ihm zum Sieg über Trump verhalfen.
Nashville, 12. Oktober: „Trump sollte seinen Mund halten. Aber ...“
Wer etwas mehr als drei Wochen vor der US-Wahl durch den Süden von Georgia übers Land fährt, stößt in den Ortschaften diverser Countys immer wieder auf große Haufen frisch zersägter Baumstämme am Straßenrand. Viele liegen samt manchmal meterhoch aufragendem Wurzelwerk zudem noch immer so, wie sie gefallen sind, in Gärten herum.

Das Haus auf dem Grundstück von Jeff Jernigan liegt einsam mit einem Dutzend anderer versprengt an der Route 129 zwischen Nashville und Alapaha - und damit nur 40 Kilometer von der Grenze zu Florida entfernt. Doch die Sturmschäden stammen nicht vom Hurrikan „Milton“, der am Dienstag eine Schneise der Verwüstung durch das Zentrum von Florida zog, sondern von „Helene“ Ende September.

„Bidens Katastrophenbehörde ist wirklich keine große Hilfe“
Jeff, Mitte 50, ist an diesem Samstagnachmittag mit seiner Frau und den drei Kindern bereits das dritte Wochenende in Folge damit beschäftigt, zumindest einen Teil des Windbruchs wegzuräumen. Ein Dutzend Stämme sind aber viel zu groß und schwer, als dass der Lebensmittelhändler sie selbst mit Hilfe seiner Familie wegräumen könnte.
„Wir haben bei der nationalen Katastrophenschutzbehörde FEMA einen Antrag auf Unterstützung gestellt. Doch der Antrag wurde sofort abgelehnt. „Der ganze Spaß wird uns zwischen 2000 und 3000 Dollar kosten, auf denen wir sitzenbleiben. Nein, Joe Bidens FEMA ist wirklich keine große Hilfe“, sagt Jeff wütend.
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„Trump sollte seinen Mund halten, aber er ist ein smarter Geschäftsmann“
Für den Vater aus Nashville, Georgia, steht fest, wem er am 5. November seine Stimme geben wird, und das war schon immer so, sagt er: den Republikanern, in diesem Fall erneut Donald Trump.
„Trump sollte seinen Mund halten, er redet einfach zu viel Unsinn. Doch er ist ein smarter Geschäftsmann und versteht von Wirtschaft viel mehr als Kamala Harris. Aber das ist genau, was wir brauchen, um die drängendsten Probleme zu lösen, die dieses Land hat.“
Es gebe einfach zu viele Menschen, meint Jeff, die zu wenig Geld haben. „Und anstatt Steuergelder für Einwanderer auszugeben oder den Regierungen fremder Länder wie der Ukraine, sollte der US-Präsident sich lieber mal zuerst um die Amerikaner kümmern.“

„Viele wollen eine Frau als Präsidentin, nur ist Harris die Falsche“
Ob es stimme, was Trump behauptet habe, nämlich dass die Regierung von US-Präsident Joe Biden Geld von der FEMA abgezweigt und illegalen Flüchtlingen zugutekommen lassen habe und obendrein republikanischen Wählern unter den Sturmopfern nicht geholfen werde, wisse er nicht. Das Dementi aus dem Weißen Haus dazu lässt Jeff Jernigan unbeeindruckt.
Was einen möglichen Wahlsieg von Kamala Harris angeht, meint Jeff hingegen: „Ich hoffe, dass die Umfragen nicht stimmen, die sie vorne sehen. Natürlich hat es Trump nun schwerer, als wenn er gegen Biden angetreten wäre. Viele wollen eine Frau als Präsidentin, ich fände das auch nicht schlecht. Nur gibt es ein Problem: Kamala Harris ist die Flasche. Ich traue es ihr nicht zu, den Armen zu helfen und die Inflation zu bremsen.“
„Sturm aufs Kapitol wiederholt sich nicht - aber etwas anderes wird passieren“
Dass sich bei einem Sieg von Harris ein Ereignis wie der Sturm auf das Kapitol wiederholen könnten, zu dem Trump nach der Niederlage gegen Biden nach der letzten Wahl im Januar 2021 zumindest indirekt aufgerufen hatte, glaubt Jeff Jernigan indes nicht. „Aber das bedeutet nicht, dass nicht doch irgendetwas Schlimmes passiert. Denn gewinnt Harris, rutschen die USA in eine Rezession.“