FOCUS online bei US-Wahlkampf - Als Trump ein radikales Flüchtlings-Versprechen macht, jubelt die ganze Halle

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dpa

Donald Trump ist als frischgebackener US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner zurück im Wahlkampf. Bei seinem ersten Auftritt nach dem Attentat wird er von seinen Fans begeistert gefeiert. Trump nutzt die Rede vor allem, um gegen illegale Migranten zu wettern.

Donald Trump muss nichts tun. Seine Anhänger sind ihm so ergeben, sie ticken wie er, sie wissen, was er will. Trump spricht gerade auf einer Bühne in Grand Rapids über den Anschlag auf ihn. Beschreibt, wie er an jenem 13. Juli bei einer Wahlkampfveranstaltung im letzten Moment den Kopf drehte, bevor ihn eine Kugel am Ohr traf. Fast auf die Stunde genau eine Woche später, bei seiner ersten „Rally“ nach dem gescheiterten Attentat, recken Tausende Fans in der Halle von Grand Rapids wie auf ein Kommando die rechte Faust in die Luft und brüllen „Fight, fight, fight“. Es ist genau die Geste, es sind die Worte, die Trump am 13. Juli gewählt hat und die das Attentat und die Bilder davon schon jetzt zu einem Teil der amerikanischen Geschichte machen.

Trump-Auftritt in Grand Rapids: Zehntausende strömen in die Stadt

Die Macht und Kraft dieses Moments für den weiteren US-Wahlkampf ist nicht zu unterschätzen. Und Trump, das beweist er an diesem Abend in Grand Rapids, einer Stadt im für den Wahlausgang im November extrem wichtigen Bundesstaat Michigan, hat diese Erfahrung noch aggressiver und noch furchtloser gemacht. Gott persönlich habe ihn gerettet, betont er immer wieder, und seine Anhänger sind mehr als bereit, genau das zu glauben. Sie sehen ihn in göttlicher Mission. Jetzt erst recht.

Zehntausende, laut lokalen Medien bis zu 40.000 Menschen, sind in die Innenstadt von Grand Rapids gepilgert, einer Stadt, die nur rund 120.000 Einwohner hat. Ein Taxifahrer wird später sagen, er habe noch nie so viele Menschen in der Stadt gesehen. Nur gut 10.000 passen in die Arena, in der Trump an diesem Samstagabend auftreten wird.

Troy und Anitha, ihren Nachnamen wollen sie nicht nennen, wollen auf Nummer sicher gehen, haben sich schon um 8.30 Uhr in die Schlange eingereiht und sind bei weitem nicht die Ersten.  Sie sind zwei Stunden gefahren, um ihr Idol einmal live zu sehen. Er trägt einen Trump-Hut, ein Trump-T-Shirt und eine Hose mit amerikanischer Flagge. Und obwohl oder gerade weil seine Freundin auf den Philippinen geboren wurde, erwartet er von Trump vor allem eines: „Wir müssen die illegale Einwanderung stoppen. Meine Freundin musste den harten Weg gehen, es hat Jahre gedauert, bis sie ins Land durfte. Und all diese illegalen Migranten können einfach so einreisen. Das muss aufhören.“

Kein Problem, wird Trump später sagen.

Trump-Fan: „Er macht, was er sagt“

Die Van Andel-Arena ist jedenfalls bereit für seinen Auftritt. Fast alle Besucher tragen Trump-Fanartikel. Besonders beliebt sind die roten „MAGA“-Mützen (Make America Great Again) und natürlich gibt es auch die ikonische Trump-Geste mit dem blutverschmierten Gesicht schon als T-Shirt.  Über den großen Bildschirm, auf dem sonst die Spieler des örtlichen Eishockey-Clubs vorgestellt werden, flimmert die Aufforderung, Geld für die Trump-Kampagne zu spenden. Man kann sogar „Trump Force 47 Captain“ werden. (Trump wäre als Wahlsieger der 47. Präsident).

Nick Flegler und seine Freunde bei der Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump
Arnsperger/FOCUS online Nick Flegler und seine Freunde bei der Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump

Nick Flegler ist mit vier Freunden aus dem Nachbarort angereist. Der 20-jährige Student darf im November zum ersten Mal wählen, seine Wahl hat er schon getroffen, wie die rote Trump-Mütze auf seinem Kopf zeigt. Und auch er ärgert sich über die „offenen Grenzen“. Es müsse doch, sagt er, „einen geordneten und geregelten Prozess der Einwanderung geben. Wir können nicht einfach jeden reinlassen". Dass Trump ein notorischer Lügner ist, stört den jungen Wirtschaftsstudenten nicht: „Alle Politiker lügen. Wichtig ist, dass sie halten, was sie im Wahlkampf versprechen. Und das hat Trump in seiner ersten Amtszeit getan. Er macht, was er sagt."

Während Nick Flegler für 7 Dollar Pommes frites futtert, heizen einige Kongressabgeordnete und Trumps Vizekandidat JD Vance der Menge ein. Sie hämmern den Menschen in der mittlerweile voll besetzten Arena vier ganz einfache Kernbotschaften in die Köpfe: Grenzen schließen, Amerika sicher machen, die Wirtschaft ankurbeln. Und: Die größte Gefahr für Amerika sitzt im Weißen Haus, das personifizierte Böse, die Demokraten und ihr Präsident Joe Biden.

Zum Glück gibt es den Retter. Der lässt das Publikum zwar lange warten, aber um 17.20 Uhr betritt er endlich die Arena in Grand Rapids und genießt erst einmal ein Bad in der Menge.

Trump ist gut gelaunt an diesem Abend. Er macht viele Witze, vor allem natürlich über den „verrückten“ Biden, und lässt offenbar spontan sogar einen Zuschauer aus der Menge auf die Bühne, kritisch beäugt von den vielen Sicherheitskräften, die nicht noch einmal einen Albtraum wie am 13. Juli erleben wollen. Seine Rede ist eine scheinbar wahl- und ziellose Aneinanderreihung von Wahlversprechen („Wir werden die Inflation stoppen“), pauschalen Ausfällen gegen Migranten („Sie lassen unsere Kriminellen und Banden wie die nettesten Menschen der Welt aussehen“), Überhöhungen der bevorstehenden Wahl („Die wichtigste in der Geschichte unseres Landes“) und schier endlosen Selbstbeweihräucherungen („So etwas wie unsere MAGA-Bewegung hat es noch nie gegeben“).

Trump gibt Flüchtlings-Versprechen

Doch selbst Nick Flegler und seine Jungs, die um diese Zeit auch in einer Bar in ihrer College-Stadt feiern könnten, stehen nach fast zwei Stunden immer wieder begeistert auf, johlen und klatschen begeistert. Den wohl größten Applaus bekommt Trump, als er gegen Ende seiner Rede noch einmal auf die Immigranten zu sprechen kommt. Er wirft den Ländern Mittel- und Südamerikas vor, ihre Kriminalitätsraten auf Kosten der USA drastisch gesenkt zu haben.

“Die entsorgen ihre Kriminellen bei uns“, behauptet der Ex-Präsident, ein höchst zweifelhafter Vorwurf, den er aber in den letzten Wochen immer wieder erhoben hat. Er verspricht: „Das lassen wir nicht mehr zu. Und deshalb werden wir die größte Abschiebung der Geschichte durchführen.“ Wieder hält es Nick Flegler nicht auf seinem Sitz, der ganze Saal johlt und klatscht.

Trump und seine Fans - sie kennen sich eben.