Ukraine-Krieg - Stimmen und Entwicklungen - Putin lässt A50-Aufklärer am Boden: „Lücke, die sich Russland kaum leisten kann“

Russland lässt offenbar A50-Aufklärer nach Abschüssen am Boden

17.30 Uhr: Nach dem zweiten Abschuss eines russischen Aufklärungsflugzeugs vom Typ Berijew A-50 innerhalb kurzer Zeit bleiben die Maschinen nach britischen Informationen vorerst am Boden. Dies werde vermutlich andauern, bis die Gründe für den Verlust geklärt sowie die Gefahr durch die ukrainische Flugabwehr für die Flugzeuge verringert werden könne, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag mit. 

„Der Verlust dieser Fähigkeit zur täglichen Führung und Kontrolle der russischen Luftoperationen führt höchstwahrscheinlich zu einer erheblichen Verschlechterung des Situationsbewusstseins der Flugbesatzungen“, hieß es in London weiter. „Dies ist eine Fähigkeitslücke, die sich Russland im umkämpften Luftraum der Ost- und Südukraine kaum leisten kann.“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte vor einer Woche gesagt, der Abschuss des Aufklärungsflugzeugs über Südrussland sei das Ergebnis der „Zusammenarbeit mit Partnern“ gewesen. Bereits Mitte Januar hatte die Ukraine eines der Frühwarnaufklärungsflugzeuge abgeschossen, die mit teurer Elektronik gespickt und mit speziell ausgebildeten Experten besetzt sind.

Um die von den A-50 hinterlassene Lücke zu schließen, werde Russland vermutlich andere Flugzeuge alternativ nutzen und mehr Risiko eingehen müssen, um die notwendige Luftunterstützung für die Bodentruppen in der Ukraine zu bieten, teilte das britische Ministerium weiter mit. Sobald die Maschinen wieder eingesetzt werden, werde sich die Belastung von Material und Personal verstärken, da die Flotte überlastet sei. Womöglich werde Russland versuchen, ausgemusterte A-50-Teile wieder zu benutzen.

Jetzt rollt die große Munitionshilfe der Europäer an

Samstag, 02. März, 09.56 Uhr: Binnen weniger Wochen könnte die Ukraine Hunderttausende Schuss Artillerie-Munition erhalten - einer europäischen Initiative sei Dank. Die ersten Lieferungen sollten in den nächsten Wochen eintreffen, sagte der tschechische Vize-Verteidigungsminister Jan Jires der Nachrichtenagentur Bloomberg bei einem Besuch der US-Hauptstadt Washington, D.C.

Der tschechische Präsident Petr Pavel hatte Mitte Februar auf der Münchner Sicherheitskonferenz erklärt, sein Land habe insgesamt 800.000 Stück Artillerie-Munition in Drittländern identifiziert, die sich sofort kaufen und an die Ukraine liefern ließen - das nötige Geld vorausgesetzt. Bei einem Treffen von 21 europäischer Staats- und Regierungschefs am Montag in Paris sei der Vorschlag weiter diskutiert worden.

Das Ergebnis: Mehrere Staaten hätten sich der tschechischen Initiative angeschlossen, sagte Jires. Die Niederlande hätten sich etwa bereiterklärt, 100 Millionen Dollar für den Kauf bereitzustellen. Auch Kanada und Dänemark seien dabei, hieß es in einer Mitteilung der tschechischen Regierung in Prag. Eine Reihe weiterer europäischer Länder sei ebenfalls an der Aktion beteiligt, wolle aber zunächst nicht namentlich genannt werden, so Jires.

Die ukrainische Armee muss aus akutem Munitionsmangel bereits seine Geschosse an der Front rationieren, die russischen Truppen befinden sich derzeit auf dem Vormarsch. Die tschechische Initiative demonstriere, „dass wir tatsächlich etwas tun und nicht abwarten, was im US-Kapitol passiert“, sagte Jires in Washington. Die republikanische Partei blockiert im US-Kongress derzeit ein milliardenschweres Hilfspaket für die Ukraine.

Ukraine unterzeichnet mit Niederlande nächstes Sicherheitsabkommen

18.40 Uhr: Die von Russland angegriffene Ukraine hat mit den Niederlanden ein Sicherheitsabkommen unterzeichnet. „Das Dokument sieht zwei Milliarden Euro an Militärhilfe von den Niederlanden in diesem Jahr vor“, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj am Freitag bei Telegram. Zur Unterzeichnung war der niederländische Regierungschef Mark Rutte in die ostukrainische Großstadt Charkiw gereist. 

Mit dem Vertrag stellt Den Haag Kiew kurzfristig weitere Unterstützung bei Flugabwehr, Artillerie, gepanzerten Fahrzeugen und weitreichenden Waffen in Aussicht. Die Ukraine werde auch künftig bei ihrem Streben nach einem Beitritt zur Europäischen Union und der Nato von den Niederlanden unterstützt. Ähnlich wie andere Abkommen zuvor mit Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien und Kanada wurde der Vertrag auf zehn Jahre geschlossen.

Selenskyj und Rutte besichtigten dabei durch russischen Beschuss beschädigte Wohnhäuser und das bereits im März 2022 durch einen Raketenschlag getroffene Gebäude der Gebietsverwaltung. Zum Programm gehörte auch ein in einer U-Bahnstation eingerichtetes Klassenzimmer. Wegen der regelmäßigen russischen Raketenangriffe lernen über 2000 Schüler in Charkiw in Unterrichtsräumen in fünf Metrostationen der Großstadt. Die russische Grenze ist nur etwas mehr als 20 Kilometer von der Metropole entfernt. 

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