„Unfähig, ihre Munition erfolgreich abzuwerfen“: Putins Kampfjets als Gefahr für die eigene Bevölkerung

  1. Startseite
  2. Politik

KommentareDrucken

Im Ukraine-Krieg bombardiert Russland immer wieder eigene Gebiete, vor allem im Grenzgebiet Belgorod. Der britische Geheimdienst teilt seine Einschätzung zum „Friendly Fire“

Belgorod – Seit Beginn der russischen Invasion vor über zwei Jahren verteidigt sich die Ukraine gegen die Offensiven von Putins Armee. Immer wieder bombardieren die Truppen dabei ukrainisches Gebiet und sorgen so für hohe Verluste im Krieg. Doch nicht nur für die ukrainischen Streitkräfte und Zivilbevölkerung stellt Russland eine Gefahr dar: Durch Bombenabwürfe auf russischen Territorium wird der Krieg auch für Putins eigene Bevölkerung immer wieder zur Gefahr.

Bei einem Angriff auf die Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine soll am 4. Mai die russische Stadt Belgorod bombardiert worden sein. Wie der Gouverneur von Belgorod mitteilte, habe die von einem russischen Kampfjet abgeworfene Gleitbombe mehrere Häuser sowie Autos zerstört und Verletzte gefordert. Während ein ehemaliger Berater des Innenministeriums der Ukraine den Vorfall mit „früher oder später musste das passieren“ beschrieb, ist klar: Es ist nicht das erste Mal im Ukraine-Krieg, dass Russland Bomben aus Flugzeugen auf eigene Gebiete abwirft.

Russland bombardiert im Ukraine-Krieg eigene Gebiete: Bevölkerung in Belgorod besonders gefährdet

„Das ist kein isolierter Vorfall“, schreibt der britische Geheimdienst über die Bombardierung der Grenzstadt Belgorod auf X. Den Angaben von Großbritannien zufolge habe Russland bereits am 18. Februar eine FAB-250, eine 250 Kilogramm schwere Bombe, auf Soloti in der Oblast Belgorod abgeworfen. 150 Menschen seien aufgrund der Gefahr für die Bevölkerung evakuiert worden. Im Zeitraum von März bis April 2024 soll Russland allein in der Region Belgorod insgesamt 20 Mal Munition „aus Versehen abgeworfen“ haben. Der britische Geheimdienst beruft sich dabei auf Medienberichte, die jedoch nicht näher spezifiziert werden.

Eine Explosion in Belgorod, daneben Russlands Präsident Putin
Im Ukraine-Krieg bombardiert die Armee von Putin immer wieder russische Gebiete. Das linke Foto zeigt eine Explosion in Belgorod, Anfang Mai 2024. © Twitter @@Gerashchenko_en & picture alliance/dpa/Pool Sputnik Government/AP | Alexander Astafyev

„Zerstörerische und tödliche Folgen“: Russische Kampfjets bringen eigene Bevölkerung in Gefahr

Das unabhängige russische Medium Astra sprach auf Telegram vor wenigen Wochen nach einem Bombenfund auf einem Feld in Belgorod von mindestens 21 Fliegerbomben, die Russland allein im März auf eigenem Gebiet abgeworfen haben soll. Moskau äußere sich nicht zu den Vorfällen und versuche, diese zu vertuschen. Manchmal würden Fälle des Selbstbeschusses, wenn sie nicht mehr geheim gehalten werden könnten, auch als „ungewöhnlicher Abwurf von Munition“ bezeichnet, so Astra. Auch von „Notabwürfen“ sei die Rede.

Der britische Geheimdienst findet im Gegensatz zu Putin jedoch klare Worte für die Bombardierung eigener Gebiete: „Diese Fälle zeigen, dass Russland nach wie vor unfähig ist, seine Munition erfolgreich auf die vorgesehenen Ziele einzusetzen.“ Weiter heißt es, diese Fehler hätten „zerstörerische und tödliche Folgen für die russische Bevölkerung“.

Großteil der russischen Verluste im Krieg gegen Ukraine wohl auf Selbstbeschuss zurückzuführen

Schon seit Kriegsbeginn häufen sich die Berichte zu groben Fehlern in der russischen Kriegsführung – immer wieder sollen Putins Streitkräfte auch eigene Kampfflugzeuge abgeschossen haben. Wie das US-Thinktank Institute for the Study of War berichtete, seien bereits nach wenigen Monaten im Ukraine-Krieg rund 60 Prozent der russischen Verluste durch Selbstbeschuss verursacht worden.

Gründe hierfür liegen laut dem Thinktank vor allem Kommunikationsprobleme, ausgelöst durch beispielsweise wechselnde Militär-Führungen und der Beförderung von unerfahrenen Soldaten. Wie hoch die Zahl der russischen Zivilopfer durch die Bombardierung eigener Regionen ist, lässt sich aufgrund fehlender Zahlen aus Moskau nicht nachvollziehen. (nbe)

Auch interessant

Kommentare