Charkiw-Offensive: Russische Einheit verweigert Angriffs-Befehl

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Bislang gibt es nicht viele Berichte über russische Befehlsverweigerer. Bei der Anordnung des Angriffs auf die Region Charkiw soll sich eine Einheit Putins Willen widersetzt haben.

Charkiw – Seit Freitag versuchen russische Truppen im Oblast Charkiw im Nordosten der Ukraine vorzurücken. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einer „neuen Welle an Offensive-Aktionen“ Russlands in Richtung Charkiw und dem Versuch der russischen Truppen, „ihre Operation gegen die Ukraine auszuweiten“.

Eine Division eines russischen motorisierten Schützenbataillons soll sich einem Bericht der Kyiv Indepentent zufolge geweigert haben, den Angriff im Oblast Charkiw auszuführen.

Putins Offensive in Oblast Charkiw: Russische Soldaten verweigern Befehl

Ein Agent der Untergrundwiderstandsbewegung Atesh, der in einem der motorisierten Schützenbataillone des 44. Armeekorps der russischen Streitkräfte dient, hat die Information über die Befehlsverweigerung der russischen Einheit auf Telegram geteilt. Der Einheit soll nach Bericht des Atesh-Agenten das hohe Risiko des Einsatzes bewusst gewesen sein.

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Eine Division eines russischen motorisierten Schützenbataillons soll sich geweigert haben, den Angriff im Oblast Charkiw auszuführen (Archivbild) © IMAGO/Belkin Aleksey/NEWS.ru

Einem Bericht der Ukrainska Pravda zufolge hat die Atesh-Bewegung angegeben, dass die Soldaten der russischen Division die hohe Qualität der Befestigungsanlage an der Grenze zwischen der Ukraine und Russland gekannt haben sollen. Zuvor hätten die Soldaten außerdem erfolglose Sabotage- und Aufklärungsoperationen russischer Truppen miterlebt. Infolgedessen „weigerte sich ein Teil der Einheit, dem verbrecherischen Willen des Kommandos nachzukommen“, hieß es auf Telegram weiter.

Selenskyj über Russlands Offensive in Region Charkiw: „Wir sehen ihren Plan“

Infolge der jüngsten russischen Angriffe im Ukraine-Krieg in der Region Charkiw gab das ukrainische Verteidigungsministerium an, dass Reserveeinheiten in den Norden der Oblast Charkiw geschickt worden seien. Das russische Verteidigungsministerium hat die Offensive inzwischen bestätigt. Russische Truppen hätten fünf ukrainische Grenzdörfer besetzt, teilte das Ministerium am Samstag in Moskau mit. 

Die Offensive sei nicht überraschend gekommen, erklärte Selenskyj in seiner Videoansprache am Freitagabend. „Wir kennen die Stärke der Truppen des Besatzers und sehen ihren Plan“, sagte der ukrainische Präsident. Die ukrainische Armee wehrt sich nach Angaben des Generalstabs weiter gegen die russische Offensive im Grenzgebiet bei der Millionenstadt Charkiw.

USA wirft Putin vor, russische Befehlsverweigerer hingerichtet zu haben

Beim Kampf um die Stadt Awdijiwka im Osten der Ukraine gab es im Oktober 2023 schon einmal einen Bericht über die Befehlsverweigerung einiger russischer Soldaten. Damals verbunden mit dem Vorwurf der USA an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, Russland habe Befehlsverweigerer hingerichtet.

John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, sagte damals laut einem Bericht des Nachrichtenportals Newsweek: „Wir haben auch die Information, dass russische Kommandeure damit drohen, ganze Einheiten zu exekutieren, wenn diese sich vor dem ukrainischen Artilleriefeuer zurückziehen.“

Über den mutmaßlichen Umgang des Kreml mit Verweigerern im russischen Angriffskrieg berichtete auch das Investigativ-Onlinemedium The Insider im Jahr 2022 unter Berufung auf Aussagen des Vaters eines russischen Soldaten. Demzufolge seien russische Soldaten, die sich geweigert hatten, weiterhin am Krieg gegen die Ukraine teilzunehmen, in den von Russland besetzten Gebieten der Oblast Luhansk „in Gewahrsam“ gehalten und zur Rückkehr an die Front gezwungen worden. (pav)

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