„Massiver Beschuss“ bei Charkiw: Kiew meldet Beginn russischer Bodenoffensive

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Kiew meldet eine russische Offensive rund um die Großstadt Charkiw. Die „heftigen Kämpfe“ dauern wohl an. Von „massivem Beschuss“ ist die Rede.

Charkiw – Seit mehreren Wochen wird über eine russische Offensive bei der ukrainischen Großstadt Charkiw spekuliert, Kiew fürchtete dies schon länger. Das ukrainische Verteidigungsministerium in Kiew hat nun erklärt, dass eine „massive Bodenoffensive“ gestartet wurde. Demnach stießen die russischen Truppen in ukrainisches Gebiet vor. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP.

Russland mit Bodenoffensive bei Charkiw: Bestätigung Moskaus bleibt bisher aus

Mithilfe von gepanzerten Fahrzeugen seien die Streitkräfte rund einen Kilometer in ukrainisches Gebiet vorgestoßen. Das Ministerium teilte laut Meldung mit, dass die Kämpfe andauern würden. Die Offensive könnte ein Taktik-Wechsel sein.

Das russische Verteidigungsministerium habe sich dazu zunächst nicht geäußert. Russische Militär-Blogger hingegen verwiesen auf die derzeit stattfinden Kämpfe. „Sollte der russische Vorstoß bestätigt werden, würde es sich um die größte Offensive Moskaus in der nordostukrainischen Region Charkiw seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 handeln“, schreibt AFP. Bereits im Januar dieses Jahres war die zweitgrößte Stadt der Ukraine unter Beschuss.

„Heftiger Kampf“ in der Region Charkiw: Truppen, Brigaden und Artillerie

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem „heftigen Kampf“ in der ostukrainischen Region Charkiw. „Russland hat eine neue Welle von Gegenoffensivaktionen gestartet“, äußerte sich Selenskyj am Freitag (10. Mai) bei einer Pressekonferenz. „Die Ukraine begegnete ihnen dort mit unseren Truppen, Brigaden und Artillerie“, sagte er. „Jetzt ist in dieser Richtung ein heftiger Kampf im Gange.“

Angriff bei Charkiw, Ukraine: Feuerwehrleute löschen ein Feuer, nachdem ein Haus von russischem Beschuss getroffen wurde.
Feuerwehrleute löschen ein Feuer, nachdem ein Haus von russischem Beschuss getroffen wurde. © Andrii Marienko/AP/dpa

Seit Beginn seiner Invasion im Februar 2022 habe Russland laut der AFP-Meldung versucht, die Grenzregion Charkiw zu erobern. Im Herbst 2022 mussten sich seine Armee von dort allerdings wieder weitgehend zurückziehen. „Doch wie überall an der Front sind es auch in dieser Region seit dem Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive im Sommer 2023 die russischen Streitkräfte, die derzeit die Initiative haben.“

Drohungen mit Atomraketen: Putin beschwört Kampfbereitschaft Russlands

Russland hört des Weiteren nicht damit auf, unermüdlich mit Atomraketen zu drohen. Erst gestern, am 9. Mai, der in Moskau als „Tag des Sieges“ gefeiert wird, beschwor Wladimir Putin die Kampfbereitschaft seines Landes und drohte mit Atomstreitkräften. Gerade im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg macht er häufiger solche Andeutungen.

Das ukrainische Verteidigungsministerium erklärte laut der AFP-Meldung außerdem, dass Russland am Vortag mehrere Luftangriffe mit gelenkten Bomben nahe der Kleinstadt Wowtschansk ausgeführt habe. Sie liegt nah der Grenze zur russischen Region Belgorod.

„Massiver Beschuss“ nahe der Kleinstadt Wowtschansk in der Ukraine: Mindestens zwei Menschen verletzt

Aus Wowtschansk selbst meldete ein örtlicher Behördenvertreter am Freitag „massiven Beschuss“. Die Bewohner hätten „solche Angriffe noch nicht erlebt“. Nach Polizeiangaben wurden hierbei am Morgen mindestens zwei Menschen verletzt. Regionalgouverneur Oleh Synegubow habe verstärkten russischen Beschuss im Norden der Region Charkiw bestätigt.

Es kam in Wowtschansk sowie in mehreren Ortschaften in der Umgebungen zu Evakuierungen. Das berichtet laut AFP ein regionaler ukrainischer Behördenvertreter.

Kämpfe auf der „Kontaktlinie“: Aufruf zu Vorsicht

Der für die russisch besetzten Teile der Region Charkiw zuständige, von Moskau installierte Vertreter Witali Gantschew, erklärte im Onlinedienst Telegram, es fänden Kämpfe an „mehreren Abschnitten der Kontaktlinie“ statt, „einschließlich der Grenzgebiete“. Er rief die Bewohner betroffener Gebiete auf, „vorsichtig“ zu sein und ihre Schutzräume nur in dringenden Fällen zu verlassen.

Ukrainische Streitkräfte feuern mit einer Panzerhaubitze auf eine russische Stellung in der Region Charkiw.
Ukrainische Streitkräfte feuern mit einer Panzerhaubitze auf eine russische Stellung in der Region Charkiw. © Anatolii Stepanov/AFP

Mögliches Ziel: Schaffen eines „Pufferzone“

Ein hochrangig ukrainischer Militärvertreter schätze die aktuelle Lage so ein, dass das Ziel der russischen Armee sei, eine „Pufferzone“ zu schaffen, um das ukrainische Militär daran zu hindern, die auf russischer Seite gelegene Region Belgorod weiter unter Beschuss zu nehmen.

Über entsprechende Pläne hatte im März bereits der russische Präsident Wladimir Putin gesprochen. In den vergangenen Monaten war die russische Region häufig von der ukrainischen Armee angegriffen worden. Zudem waren pro-ukrainische russische Milizen im März dieses Jahres sowie im August 2023 in russisches Grenzgebiet vorgerückt.

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