Ukraine macht sich bereit für F-16-Jets: Tschechien liefert erste Trainingssimulation
Auf effiziente und vor allem schnelle Hilfe im Krieg gegen Russland konnte die Ukraine bislang nicht immer zählen. Nun kommt neue Unterstützung aus Tschechien.
Kiew – Im mittlerweile seit mehr als zwei Jahren andauernden Ukraine-Krieg sind die Verluste auf beiden Seiten hoch. Von ukrainischer Seite wurden in den vergangenen Wochen und Monaten zunehmend personelle und materielle Engpässe beklagt. Auch ein Mangel an Artilleriemunition war dabei immer wieder Thema. Und mit schneller Unterstützung ihrer Verbündeten in Form von Waffenlieferungen kann die Ukraine nicht fortwährend rechnen, wie etwa die monatelange Blockade von US-Waffenlieferungen an die Ukraine durch Republikaner im US-Senat zeigte.
Nun dürfte eine weitere Unterstützungsmaßnahme für die Ukraine aus Tschechien einiges an Aufsehen erregen: Wie die Ukrainska Pravda berichtete, wurde einer taktischen ukrainischen Fliegerbrigade ein erster F-16-Kampfjet-Simulator übergeben. Dessen Hauptmodul werde gegenwärtig von ukrainischen Ingenieuren getestet und für den Einsatz vorbereitet.
Tschechien übergibt F-16-Simulation für Kampfjets an die Ukraine – Befehlshaber zeigt sich dankbar
Zuvor hatte der tschechische Präsident Petr Pavel im Februar eine Munitionsinitiative gestartete – wahrscheinlich zur großen Überraschung vieler Verbündeter in der Ukraine. Der Plan: Munition aus Drittländern kaufen und an die ukrainischen Streitkräfte weitergeben. Im April zeigte die Initiative erste Erfolge: Es war Tschechien gelungen, dem ukrainischen Militär 500.000 Schuss Artilleriemunition aus Drittländern bereitzustellen, berichtete der Deutschlandfunk.
Nun wird zusätzlich mit einer Simulation für Kampfjets unterstützt. „Ich danke allen, die der Ukraine helfen, ihre Flugzeugkomponente zu stärken“, wird der Befehlshaber der ukrainischen Luftstreitkräfte, Generalleutnant Mykola Oleshchuk, vom Pressedienst des Kommandos der Luftstreitkräfte auf deren Telegram-Kanal zitiert. „Natürlich müssen wir nicht nur die F-16 selbst, sondern auch ein starkes Angebot an Ausbildungsausrüstung für unsere Jugend schaffen. Ich fordere unsere Verbündeten auf, sich dieser Initiative anzuschließen“, appellierte Oleshchuk.
Kampfjets für Kiew im Ukraine-Krieg: Tschechiens Präsident forderte zuletzt „Ukraine mit allen Mitteln zu unterstützen“
Neben seiner Munitionsinitiative befürwortete Tschechiens Präsident Pavel im März bereits die Idee, Nato-Bodentruppen in die Ukraine zu entsenden. Der Ruf nach weiterer und schnellerer Unterstützung der ukrainischen Armee durch ihre Verbündeten wurde zuletzt erneut durch den tschechischen Präsidenten laut. Zwar unterstütze der Westen die Ukraine technisch und finanziell. Jedoch hätte der Ukraine-Krieg die Wegmarke bereits erreicht, dass die Humanressourcen und auch die Unterstützung in der ukrainischen Bevölkerung zunehmend begrenzende Faktoren sein werden, erklärte Pavel in einem Interview mit der Tagesschau (ARD).

„In dieser Situation – und dafür plädiere ich seit Langem – ist es unerlässlich, die Ukraine mit allen Mitteln zu unterstützen, damit sie dem russischen Aggressor klarmachen kann, dass es keinen Sinn hat, den Krieg fortzusetzen; dass Russland militärisch keine weiteren Erfolge erzielen wird“, betonte Pavel. Solange Russland noch eine Hoffnung auf Erfolg habe, gebe es für Wladimir Putin „keinen Grund für Friedensgespräche“, fügte Tschechiens Präsident hinzu.
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Waffenlieferung für den Ukraine-Krieg: Tschechiens Präsident appellierte zuletzt erneut an Verbündete
Bezüglich bisheriger Bemühungen im Rahmen der tschechischen Munitionsinitiative zeigte sich Pavel im Interview mit der ARD unterdessen zuversichtlich: „Ich gehe mit unserem Ministerpräsidenten Petr Fiala davon aus, dass im Juni die ersten etwa 180.000 Stück Munition geliefert werden, und es gibt bereits Verträge für eine weitere fünf- bis sechsstellige Zahl von Granaten“, erklärte er.
Die bisherige Effizienz von westlichen Waffenlieferungen im Ukraine-Krieg veranlasste Tschechiens Präsidenten gegenüber der Tagesschau jedoch zu teils deutlicher Kritik: „Ich würde nicht sagen, dass er (der Westen, Anm. d. Red) die Hoffnung verloren hat, aber während des gesamten Krieges in der Ukraine betreibt der Westen seine Unterstützung mit sehr großer Vorsicht“, betonte Pavel. Als Grund dafür sehe er bereits seit Beginn des Krieges vor mehr als zwei Jahren das Bemühen, den Konflikt nicht zu eskalieren.
So seien jeder neuen Stufe von Waffenlieferungen langwierige Debatten vorausgegangen, bevor sich letztendlich doch dazu entschlossen wurde, die Ukraine mit weiterem Kriegsgerät zu unterstützen. „Hätten wir diese Zeit der Überlegungen und der Risikoabwägung übersprungen, dann hätte die Ukraine diese Hilfe Monate, vielleicht sogar Jahre früher erhalten und die Lage könnte anders aussehen“, betonte Pavel. Nun sei es an der Zeit, aus der Vergangenheit zu lernen und „die Hilfe in größtmöglichem Umfang und so schnell wie möglich leisten, um zu verhindern, dass die Ukraine weitere Gebiete und Menschenleben verliert“, appellierte er an die ukrainischen Verbündeten. (fh)