Ukraine-Krieg - Stimmen und Entwicklungen - Russland verliert immer mehr Flugzeuge - dahinter steckt wohl ein Plan
Russland opfert offenbar Flugzeuge für Vorstöße im Donbass und meldet großangelegten Drohnen-Angriff auf Krim. Die Ukraine unterzeichnet mit Niederlande das nächstes Sicherheitsabkommen. Alle News zum Krieg gegen die Ukraine im Live-Ticker.
Nato-Truppen üben in Polen die Überquerung der Weichsel
Montag, 04. März, 04.30 Uhr: Im Rahmen einer gemeinsamen Militärübung wollen Soldaten aus mehreren Nato-Ländern an diesem Montag (9.00 Uhr) die Weichsel in Polen überqueren. Die Übung mit dem Namen Dragon 24 ("Drache") am längsten Fluss Polens findet auf Höhe des Ortes Korzeniowo etwa hundert Kilometer südlich von Danzig statt. Insgesamt sind nach Angaben der polnischen Streitkräfte 20 000 Soldaten aus zehn Nato-Ländern beteiligt, davon 15 000 aus Polen. Die Überquerung der Weichsel mit dem Bau einer Ponton-Brücke ist ein Test für die Zusammenarbeit der Streitkräfte zu Land, zu Wasser, in der Luft und im Cyberraum.
Die Übung ist Teil eines Großmanövers, das die Nato zur Abschreckung Russlands an ihrer Ostflanke abhält. Die rund vier Monate dauernde Übung Steadfast Defender (etwa: „Standhafter Verteidiger“) erstreckt sich von Norwegen bis hin in Länder wie Rumänien. Das Verteidigungsbündnis hat dafür rund 90 000 Soldaten mobilisiert.
Ein Hauptziel des Großmanövers ist neben dem Trainingseffekt die Abschreckung. Es gibt zunehmende Warnungen, dass Russland in einigen Jahren bereit sein könnte, den Bündniswillen der Nato auf die Probe zu stellen. Seit dem Vorstoß des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der einen Einsatz von Bodentruppen in der Ukraine nicht ausschließen will, hat die Debatte um die Kriegstüchtigkeit des Bündnisses noch weiter an Fahrt gewonnen.

Polen ist einer der engagiertesten Unterstützer der Ukraine, es hat zudem knapp eine Million Kriegsflüchtlinge aus seinem östlichen Nachbarland aufgenommen. Außerdem dient es als logistische Drehscheibe für die Militärhilfe des Westens. Das EU- und Nato-Mitglied gehört zu den Ländern, die sich wegen ihrer Lage besonders von Russland bedroht fühlen. Viele Polen befürchten, dass ihnen eines Tages ein ähnliches Schicksal drohen könnte wie den Menschen in der Ukraine, die mittlerweile seit mehr als zwei Jahren mit einem russischen Angriffskrieg konfrontiert sind.
Polen hat zuletzt massiv in moderne Waffensysteme investiert und gibt rund vier Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung aus. Regierungschef Donald Tusk warnte kürzlich, man müsse die Drohungen von Russlands Präsidenten Wladimir Putin gegen den Westen „todernst“ nehmen.
In einem Interview mit dem rechtsgerichteten US-Moderator Tucker Carlson hatte Putin Anfang Februar erklärt, ein Einmarsch Russlands in die Nato-Staaten Polen und Lettland sei „absolut ausgeschlossen“ - mit einer Ausnahme. Auf die Frage, ob er sich ein Szenario vorstellen könnte, in dem er russische Truppen nach Polen schicken würde, entgegnete Putin: „Nur in einem Fall: Wenn Polen Russland angreift.“ Russland habe keine territorialen Interessen in Polen oder Lettland, versicherte er. Gleiches hatte er aber auch vor seinem Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 gesagt.
Russland verliert immer mehr Flugzeuge - dahinter steckt wohl ein Plan
16.55 Uhr: Die russischen Truppen rücken seit der Eroberung Awdijiwkas Mitte Februar in der Ostukraine immer weiter vor. Doch dies geht einher mit hohen Verlusten an anderer Stelle. 15 Abschüsse von russischen Flugzeugen hat die Ukraine seitdem vermeldet.
Dies liegt auch daran, dass laut der ukrainischen Militärdenkfabrik Centre for Defence Strategies jetzt wieder vermehrt Kampfjets in den ukrainischen Luftraum eindringen. „Der Feind hat die Angst vor dem Einsatz von Flugzeugen direkt über dem Schlachtfeld überwunden“, schrieben die Analysten Ende Februar. Dies hätte auch für die russischen Streitkräfte am Boden große Vorteile.
Zu dem selben Schluss kommt auch das Institute für the Study of War (ISW). „Die russischen Streitkräfte scheinen bereit zu sein, weitere Verluste in der Luftwaffe zu riskieren, um taktische Gewinne in der Ostukraine zu erzielen“, heißt es in einem Lagebericht vom Samstag.
Bei den 15 abgeschossenen Flugzeugen handelt es sich laut ukrainischen Militärangaben um zwölf Kampfjets sowie ein Aufklärungsflugzeug des Typs A-50. „Ein Grund für diese Abschüsse ist, dass die russische Luftwaffe in den vergangenen Monaten in dem Krieg immer aktiver geworden ist“, sagte Militärexperte Gustav Gressel zuletzt im Interview mit t-online.
Medwedew: Deutschland bereitet sich auf Krieg mit Russland vor
14.39 Uhr: Nach der Veröffentlichung eines abgehörten Gesprächs von Bundeswehroffizieren über den Marschflugkörper Taurus hat der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew Deutschland vorgeworfen, sich auf einen Krieg mit Russland vorzubereiten. Versuche, das Gespräch der Bundeswehroffiziere als ein bloßes Gedankenspiel über Raketen und Panzer darzustellen, seien „böswillige Lügen“, schrieb der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats am Sonntag im Onlinedienst Telegram. „Deutschland bereitet sich auf einen Krieg mit Russland vor.“
Seit Freitag kursiert ein rund 38 Minuten langer Mitschnitt, in dem ein Gespräch zwischen vier deutschen Offizieren zu hören sein soll. Verbreitet wurde die Aufnahme von der Chefredakteurin des früher als Russia Today bekannten russischen Staatssenders RT, Margarita Simonjan, auf Telegram. In dem Gespräch geht es um einen möglichen Einsatz von deutschen Taurus-Marschflugkörpern, die eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern haben, durch ukrainische Streitkräfte und deren mögliche Auswirkungen.
Es sei zwar nicht klar, ob die „politische Führung“ und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über die Gespräche der Offiziere informiert gewesen seien, schrieb Russlands Ex-Präsident und schmähte Scholz als „Leberwurstkanzler“. Die Geschichte kenne jedoch viele Beispiele dafür, dass Militärs Kriege „anzetteln oder provozieren“ könnten.
Zahl der Todesopfer in südukrainischem Odessa steigt auf zehn
10.19 Uhr: Nach dem schweren russischen Drohnenangriff in der Nacht auf Samstag ist die Zahl der Toten in der südukrainischen Stadt Odessa auf zehn gestiegen. Zuletzt seien die Leichen einer Frau und eines Babys aus den Trümmern geborgen worden, teilte der Gouverneur des Gebiets Odessa, Oleh Kiper, am Sonntag auf Telegram mit. Das Kind sei nicht einmal ein Jahr alt gewesen. Die Zahl der im Zuge dieses Angriffs in Odessa getöteten Kinder steigt damit auf drei. Die russische Drohne war in ein neunstöckiges Wohnhaus eingeschlagen. Seitdem laufen in der Hafenstadt am Schwarzen Meer die Bergungsarbeiten.
Russland meldet großangelegten Drohnen-Angriff auf Krim

Sonntag, 03. März, 08.51 Uhr: Russischen Angaben zufolge hat die ukrainische Armee in der Nacht zum Sonntag erneut einen größeren Drohnenangriff auf die von Moskau annektierte Halbinsel Krim gestartet. Alle 38 Drohnen seien aber erfolgreich in der Schwarzmeer-Region von der Luftverteidigung abgeschossen worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Ob das wirklich so war, ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Moskau behauptet bei ukrainischen Drohnenangriffen oft, alle Geschosse abgewehrt zu haben.
In sozialen Netzwerken schrieben Menschen unterdessen von lauten Explosionsgeräuschen in der Region um die Stadt Feodossija. Es gab auch Berichte über Rauchsäulen in der Nähe eines Öldepots. Zwischenzeitlich stellten die russischen Behörden den Autoverkehr auf der Krim-Brücke ein, die russisches Festland mit der bereits 2014 völkerrechtswidrig annektierten Krim verbindet.
Russland lässt offenbar A50-Aufklärer nach Abschüssen am Boden
17.30 Uhr: Nach dem zweiten Abschuss eines russischen Aufklärungsflugzeugs vom Typ Berijew A-50 innerhalb kurzer Zeit bleiben die Maschinen nach britischen Informationen vorerst am Boden. Dies werde vermutlich andauern, bis die Gründe für den Verlust geklärt sowie die Gefahr durch die ukrainische Flugabwehr für die Flugzeuge verringert werden könne, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag mit.
„Der Verlust dieser Fähigkeit zur täglichen Führung und Kontrolle der russischen Luftoperationen führt höchstwahrscheinlich zu einer erheblichen Verschlechterung des Situationsbewusstseins der Flugbesatzungen“, hieß es in London weiter. „Dies ist eine Fähigkeitslücke, die sich Russland im umkämpften Luftraum der Ost- und Südukraine kaum leisten kann.“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte vor einer Woche gesagt, der Abschuss des Aufklärungsflugzeugs über Südrussland sei das Ergebnis der „Zusammenarbeit mit Partnern“ gewesen. Bereits Mitte Januar hatte die Ukraine eines der Frühwarnaufklärungsflugzeuge abgeschossen, die mit teurer Elektronik gespickt und mit speziell ausgebildeten Experten besetzt sind.
Um die von den A-50 hinterlassene Lücke zu schließen, werde Russland vermutlich andere Flugzeuge alternativ nutzen und mehr Risiko eingehen müssen, um die notwendige Luftunterstützung für die Bodentruppen in der Ukraine zu bieten, teilte das britische Ministerium weiter mit. Sobald die Maschinen wieder eingesetzt werden, werde sich die Belastung von Material und Personal verstärken, da die Flotte überlastet sei. Womöglich werde Russland versuchen, ausgemusterte A-50-Teile wieder zu benutzen.
Jetzt rollt die große Munitionshilfe der Europäer an
Samstag, 02. März, 09.56 Uhr: Binnen weniger Wochen könnte die Ukraine Hunderttausende Schuss Artillerie-Munition erhalten - einer europäischen Initiative sei Dank. Die ersten Lieferungen sollten in den nächsten Wochen eintreffen, sagte der tschechische Vize-Verteidigungsminister Jan Jires der Nachrichtenagentur Bloomberg bei einem Besuch der US-Hauptstadt Washington, D.C.
Der tschechische Präsident Petr Pavel hatte Mitte Februar auf der Münchner Sicherheitskonferenz erklärt, sein Land habe insgesamt 800.000 Stück Artillerie-Munition in Drittländern identifiziert, die sich sofort kaufen und an die Ukraine liefern ließen - das nötige Geld vorausgesetzt. Bei einem Treffen von 21 europäischer Staats- und Regierungschefs am Montag in Paris sei der Vorschlag weiter diskutiert worden.
Das Ergebnis: Mehrere Staaten hätten sich der tschechischen Initiative angeschlossen, sagte Jires. Die Niederlande hätten sich etwa bereiterklärt, 100 Millionen Dollar für den Kauf bereitzustellen. Auch Kanada und Dänemark seien dabei, hieß es in einer Mitteilung der tschechischen Regierung in Prag. Eine Reihe weiterer europäischer Länder sei ebenfalls an der Aktion beteiligt, wolle aber zunächst nicht namentlich genannt werden, so Jires.
Die ukrainische Armee muss aus akutem Munitionsmangel bereits seine Geschosse an der Front rationieren, die russischen Truppen befinden sich derzeit auf dem Vormarsch. Die tschechische Initiative demonstriere, „dass wir tatsächlich etwas tun und nicht abwarten, was im US-Kapitol passiert“, sagte Jires in Washington. Die republikanische Partei blockiert im US-Kongress derzeit ein milliardenschweres Hilfspaket für die Ukraine.
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