Ukraine-Krieg - Stimmen und Entwicklungen - Russischer Verteidigungsminister Schoigu: „Vollständige Kontrolle“ über Awdijiwka

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe hat Russland seinen Nachbarn in der Nacht mit sechs umfunktionierten Flugabwehrraketen vom Typ S-300, drei Marschflugkörpern vom Typ Ch-22 und einer Luft-Boden-Rakete vom Typ Ch-59 beschossen. Darüber hinaus habe das russische Militär 14 Kampfdrohnen vom Typ Shahed gestartet und habe zudem mehrere Luftangriffe mit Kampfflugzeugen geflogen. 12 der 14 Drohnen und die Luft-Bodenrakete seien abgefangen worden. Zudem sei es gelungen, einen Kampfjet abzuschießen, meldete die Flugabwehr.

Allerdings sind die Schäden Filaschkin zufolge groß. Neben den Wohnhäusern wurden in Kramatorsk wohl auch Industrieanlagen getroffen. In der Nachbarstadt Slowjansk sei durch den Beschuss eine Schule beschädigt worden. Auch dort suchen Helfer nach möglichen Opfern und Verschütteten.

Im zentralukrainischen Gebiet Poltawa hat ein Drohneneinschlag laut Militärgouveneur Filip Pronin einen Brand in einem Infrastrukturobjekt ausgelöst. Das Feuer habe aber gelöscht werden können, Tote und Verletzte gebe es nicht, schrieb er. Angaben zum Ausmaß der Schäden machte er nicht.

Russland hat seit Beginn seines Angriffskriegs regelmäßig auch zivile Objekte im Hinterland der Ukraine beschossen. Oft trifft es dabei - gerade im Winter - Anlagen der Energieversorgung, womit große Teile der Bevölkerung immer wieder stundenlang in Dunkelheit und Kälte gestürzt werden. Die Angriffe dienen nach Ansicht von Experten dazu, den Widerstandswillen der Ukrainer zu brechen.

Schoigu: „Vollständige Kontrolle“ über Awdijiwka

22.03 Uhr: Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Eroberung der ostukrainischen Stadt Awdijiwka als „wichtigen Sieg“ bezeichnet und seiner Armee gratuliert. „Der Präsident hat unserem Militär und unseren Kämpfern zu einem so wichtigen Sieg, zu einem solchen Erfolg gratuliert“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow laut Berichten staatlicher Nachrichtenagentur am Samstag. Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte Putin zuvor offiziell über die Eroberung der seit Monaten umkämpften Stadt informiert.

Schoigu habe Putin bei einem Treffen im Kreml mitgeteilt, dass russische Soldaten „die vollständige Kontrolle“ über Awdijiwka übernommen hätten, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau. Die Stadt in der Region Donezk sei ein wichtiger „Verteidigungsknotenpunkt“ für die Ukraine gewesen. Ihre Einnahme vergrößere zudem die Entfernung der von Russland kontrollierten Großstadt Donezk zur Frontlinie.

Nach monatelangen Kämpfen hatte die Ukraine in der Nacht zu Samstag den Rückzug aus Awdijiwka bekanntgegeben. Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Samstagabend, die russische Armee sei nun dabei, die Stadt endgültig von ukrainischen Soldaten zu „befreien“ und ukrainische Einheiten einzukesseln, „die sich in der Kokerei im Norden von Awdijiwka verschanzt haben“.

Selenskyj: Russlands militärischer Vorteil ist „völlige Entwertung menschlichen Lebens“

10.30 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Mangel an Artillerie und Waffen mit hoher Reichweite für ausbleibende Erfolge der Ukraine im Krieg gegen Russland verantwortlich gemacht. Dieses „künstliche Waffendefizit“ führe dazu, „dass aktuell mit dieser hohen Intensität nicht gekämpft werden kann“, sagte Selenskyj am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Russland habe derzeit nur einen „militärischen Vorteil, nämlich die völlige Entwertung menschlichen Lebens“, fügte er hinzu.

Die Ukraine habe zudem nicht genug Waffensysteme zur Luftabwehr, um „schnell fortzuschreiten“, sagte Selenskyj. „Es geht darum den Himmel zu befreien, damit wir Fortschritte machen können.“ Mit entsprechenden Waffensystemen und Artillerie mit höherer Reichweite „können wir Ziele erreichen“, warb Selenskyj für weitere Waffenlieferungen. 

Selenskyj ist das erste Mal seit Beginn des Ukrainekriegs persönlich auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Im vergangenen Jahr war der ukrainische Präsident per Video zugeschaltet. Vor ihm hatte bereits Bundeskanzler Olaf Scholz die europäischen Länder dazu aufgefordert, mehr Militärhilfe für die Ukraine zu leisten. 

Ukrainische Armee zieht sich aus Awdijiwka zurück

Samstag, 17. Februar, 7.00 Uhr: Die ukrainische Armee zieht sich im Krieg gegen die russischen Invasoren aus der seit Monaten umkämpften ukrainischen Stadt Awdijiwka zurück. „Angesichts der operativen Lage um Awdijiwka habe ich beschlossen, unsere Einheiten aus der Stadt abzuziehen und auf günstigeren Linien in die Verteidigung zu gehen, um eine Einkreisung zu vermeiden und das Leben und die Gesundheit der Soldaten zu schützen“, schrieb der neue ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj am frühen Samstagmorgen auf der Plattform X (vormals Twitter) und Facebook.

Ukraine versenkt „Zesar Kunikow“ - Putin entlässt Kommandeur der Schwarzmeerflotte

Freitag, 16. Februar, 08.18 Uhr: Der russische Präsident Wladimir Putin hat einem Bericht der „Moscow Times“ zufolge den Kommandeur der Schwarzmeerflotte entlassen. Hintergrund sei das Debakel um das versenkte Landungsschiff „Zesar Kunikow“, berichtet die Zeitung unter Berufung auf russische Militärblogger. Demnach sei Viktor Sokolov entlassen worden. Wer sein Nachfolger wird ist dem Bericht zufolge noch unklar.

Weißes Haus: Moskau arbeitet an Fähigkeit zum Einsatz gegen Satelliten

21.24 Uhr: Nach Angaben der US-Regierung entwickelt Russland militärische Fähigkeiten zum Einsatz gegen Satelliten im Weltall. Das bestätigte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Donnerstag in Washington. Zur spezifischen Art dieser Bedrohung könne er nichts sagen, erläuterte Kirby, betonte aber, es bestehe keine unmittelbare Gefahr für die Sicherheit „von irgendjemandem“. Während das Streben danach besorgniserregend sei, handele es sich nicht um eine „aktive Fähigkeit“. Man beobachte aber Russlands Aktivitäten und nehme die Situation sehr ernst.

„Wir sprechen hier nicht von einer Waffe, mit der man Menschen angreifen oder hier auf der Erde physische Zerstörung anrichten kann“, sagte Kirby. Auf die Frage, ob es sich um eine Atomwaffe, eine nuklear angetriebene Waffe oder eine nuklearfähige Waffe handelte, antwortete Kirby, er könne nicht detaillierter auf diese Frage eingehen.

Mehrere US-Medien, darunter die „New York Times“ und die Sender ABC und Fox News, hatten am Mittwochabend (Ortszeit) über neue nukleare Ambitionen Russlands im Weltall berichtet. Dabei gehe es um neue Erkenntnisse über russische nukleare Fähigkeiten, die sich gegen Satelliten im All richten und so eine Bedrohung für die nationale wie die internationale Sicherheit darstellen könnten.

Ukrainische Truppen verlieren Hauptversorgungsroute nach Awdijiwka

15.12 Uhr: Nach Geländegewinnen russischer Truppen haben die ukrainischen Einheiten ihre Hauptversorgungsroute in die halb eingeschlossene Stadt Awdijiwka verloren. „Der Nachschub für Awdijiwka und die Evakuierung aus der Stadt sind erschwert, doch wird jetzt eine rechtzeitig vorbereitete logistische Arterie genutzt“, versicherte der für den Frontabschnitt zuständige Sprecher, Dmytro Lychowij, am Donnerstag im ukrainischen Fernsehen. Insgesamt sei die Frontlinie stark in Bewegung und einige ukrainische Einheiten hätten sich auf „vorteilhaftere Positionen“ zurückziehen müssen. An anderen Stellen seien wiederum russische Einheiten zurückgedrängt worden.

Seit mehreren Tagen berichten ukrainische und russische Militärblogger übereinstimmend von Durchbrüchen russischer Einheiten vor allem nordwestlich der stark zerstörten Stadt. Damit droht der verbliebenen Garnison akut eine Einschließung. Die Versorgung ist nur noch auf Feldwegen über einen etwas mehr als drei Kilometer breiten Korridor möglich. Die Industriestadt Awdijiwka hatte vor dem russischen Einmarsch vor knapp zwei Jahren noch über 30.000 Einwohner. Behördenangaben nach sollen nur noch einige Hundert Zivilisten in den Ruinen ausharren.

Ukraines Präsident Selenskyj besucht am Freitag Berlin und Paris

10.46 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird nach Angaben seines Büros am Freitag in Berlin mit Bundeskanzler Olaf Scholz zusammentreffen. Auch eine Visite in Paris bei Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sei geplant, teilte das Präsidialbüro in Kiew am Donnerstag auf Telegram mit. Am Samstag werde Selenskyj dann bei der Münchner Sicherheitskonferenz auftreten.

Frankreich und die Ukraine wollen ein bilaterales Sicherheitsabkommen schließen. Der französische Staatschef Emmanuel Macron werde den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Freitag in Paris empfangen. Dabei werde das Abkommen unterzeichnet, teilte der Élyséepalast am Donnerstag mit. Details zum Inhalt der Übereinkunft gab es vom Élysée zunächst nicht.

Ukraine ruft landesweiten Luftalarm wegen russischer Langstreckenbomber aus

07.24 Uhr: In der Ukraine ist am frühen Donnerstag ein landesweiter Luftalarm ausgerufen worden. Wie die ukrainische Luftwaffe mitteilte, waren zuvor mehrere Tupolew-Langstreckenbomber vom Typ Tu-95MS vom Flugfeld Olenja im Norden Russlands gestartet. Später hob die Luftwaffe den Alarm mit einer Botschaft im Onlinedienst Telegram wieder auf, wonach die „Bedrohung vorbei“ sei. 

Aus den Regionen Kiew, Saporischschja, Lwiw und Poltawa wurden Explosionen gemeldet. Kiews Verwaltung erklärte, der Luftalarm habe für mehr als zwei Stunden gegolten, die Flugabwehr habe aber „alle feindlichen Geschosse zerstört“. 

Der Gouverneur der ostukrainischen Region Saporischschja erklärte, eine Person sei verletzt und ein „Infrastrukturziel“ getroffen worden. 

Die Ukraine hatte in den vergangenen Wochen bereits zweimal den Start der Tupolew-Kampfflugzeuge gemeldet, die noch aus der Sowjetära stammen. Ende Dezember setzte Russland die Flugzeuge bei einer Reihe von Angriffen auf ukrainische Städte ein, darunter auch die Hauptstadt, bei denen 39 Menschen getötet wurden.

Pistorius: Ukraine-Hilfe wichtigstes Signal der Sicherheitskonferenz

Donnerstag, 15. Februar, 00.03 Uhr: Die Münchner Sicherheitskonferenz soll nach dem Willen von Verteidigungsminister Boris Pistorius einen Impuls setzen für „die Geschlossenheit der freien, demokratischen Welt, sich weiter für die Unterstützung der Ukraine einzusetzen“. Dies wäre das „wichtigste Signal“, das von dem am Freitag beginnenden Treffen ausgehen könne, sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der Krieg Russlands gegen das Nachbarland gehe alle an. „Denn es würde Autokraten und Diktatoren dieser Welt ermuntern, Ähnliches zu tun, wenn (Kremlchef Wladimir) Putin damit durchkäme.“