Ukraine-Krieg - Stimmen und Entwicklungen - Geheimdienst: Rattenbissfieber unter russischen Soldaten ausgebrochen
Ukrainische Luftwaffe meldet Abschuss von drei russischen Kampfjets
09.49 Uhr: Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben am Freitag drei russische Kampfjets vom Typ Suchoi Su-34 im Süden des Landes abgeschossen. Die Kampfflugzeuge seien mittags in der südlichen Einsatzzone abgeschossen worden, teilte der ukrainische Luftwaffenkommandeur Mykola Oletschtschuk im Onlinedienst Telegram mit.
In seiner Videoansprache am späten Freitagabend dankte Präsident Wolodymyr Selenskyj den Soldaten, welche die drei Kampfjets in der südukrainischen Region Cherson abgeschossen hätten. „Das ist der Verdienst unserer Luftwaffe und der direkten Aktion der Flugabwehrraketenbrigade von Odessa. Danke, Jungs“, sagte er.
Die russischen Behörden machten zunächst keine Angaben zu dem Vorfall. Der einflussreiche russische Militärblog Fighterbomber berichtete jedoch von Verlusten, die womöglich auf das von den USA gelieferte Patriot-Luftabwehrsystem zurückzuführen seien. Ein weiterer russischer Militärblog, der Telegram-Kanal Wojennyj Oswedomitel, berichtete ebenfalls von „Verlusten bei Su-34-Bombern“. Diese hätten das ukrainische Dorf Krynky nahe Cherson am russisch kontrollierten Ostufer des Flusses Dnipro zum Ziel gehabt.
Ukrainische Truppen hatten den Fluss Dnipro im November in der Region Cherson überquert und in einem taktischen Erfolg Stellungen im Dorf Krynky errichtet. Der breite Dnipro stellt seit einem Jahr die Frontlinie zwischen den ukrainischen und russischen Streitkräften im Süden der Ukraine dar. Das Westufer wird von der Ukraine gehalten, während Russland das gegenüberliegende Ufer kontrolliert.
Korruptionsverdacht: Hochrangiger Verteidigungsbeamter in Ukraine festgenommen
03.40 Uhr: In der Ukraine ist ein hochrangiger Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums wegen Korruptionsverdachts festgenommen worden. Dem Beamten werde vorgeworfen, 36 Millionen Euro für den Kauf dringend benötigter Artilleriegranaten im Krieg gegen Russland veruntreut zu haben, teilten die Behörden am Freitag mit.
Die Staatsanwaltschaft äußerte sich zunächst nicht zur Identität des Mannes, erklärte aber: „Der Direktor einer der wichtigsten Dienststellen des Verteidigungsministeriums wurde in Gewahrsam genommen.“ Der Mann habe ein System entwickelt, mit dem er Artilleriegranaten zu überhöhten Preisen gekauft habe. Dies hätten in der Wohnung des Verdächtigen gefundene Dokumente bestätigt.
Arzneihersteller Stada hat Russland-Geschäft abgespalten
01.03 Uhr: Der hessische Pharmakonzern Stada hat sein Russland-Geschäft abgespalten. „Die Eigentümer von Stada haben sich kürzlich entschieden, das Russland-Geschäft der Stada AG auszugliedern und in eine eigene Gesellschaft zu übertragen, die unter dem Namen Nizhpharm unabhängig und eigenständig agiert„, teilte das Unternehmen auf Nachfrage mit. Weitere Details zu der Neuordnung, über die zuvor die „Welt am Sonntag“ berichtete, gab es nicht.
Sechs Jahre nach der Übernahme durch die Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven 2017 gab es bereits im Sommer Spekulationen über einen milliardenschweren Verkauf des Arzneikonzerns. Bei einem Deal könnte Stada, bekannt für Mittel wie Grippostad und Ladival, mit zehn Milliarden Euro oder mehr bewertet werden, hieß es damals. Im August hatte Stada-Chef Peter Goldschmidt der Deutschen Presse-Agentur gesagt, die Eigentümer befänden sich in einer Orientierungsphase, in der erste Sondierungsgespräche stattfänden.
Das Russland-Geschäft von Stada, das zuletzt rund 15 Prozent zum Umsatz beitrug, wurde jedoch als eine der Hürden für einen Verkauf gesehen. Ein Kauf von Stada inklusive Russland-Aktivitäten galt zumindest für Interessenten aus Europa oder den USA kaum als vertretbar. Daher wurde schon länger über eine Abspaltung spekuliert. Stada hatte sich trotz des Kriegs in der Ukraine nicht aus Russland zurückgezogen und verwies stets auf die medizinische Versorgung der Menschen vor Ort.
Die Ausgliederung des Russland-Geschäfts könnte ein Vorgriff auf einen möglichen Verkauf oder Börsengang von Stada sein, die für 2024 erwartet werden, berichtete die “Welt am Sonntag“ weiter. Die Abspaltung des Russland-Geschäfts sei bereits zum Ende des dritten Quartals vollzogen worden. Damit hätten die Stada-Eigentümer nun alle Optionen für einen möglichen Verkauf.
Botschafter Lambsdorff: Putin ist überhaupt nicht verhandlungsbereit
Samstag, 23.Dezember, 00.01 Uhr: Der neue deutsche Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, sieht bei Russlands Präsident. Wladimir Putin auf absehbare Zeit keine Anzeichen für Kompromissbereitschaft im Ukraine-Krieg. „Putin hat gerade noch einmal seine Kriegsziele bekräftigt, er ist überhaupt nicht verhandlungsbereit“, sagte Lambsdorff dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Es gebe auch keinen Hinweis darauf, dass Putin seine Haltung nach der Präsidentschaftswahl im März 2024 ändere. Lambsdorff machte deutlich, dass er weder politische noch gesundheitliche Gründe für eine Ablösung Putins erkennen könne. Mit Putins Wiederwahl sei zu rechnen, Bruchlinien im System Putin erkenne er „derzeit nicht“.
Mit Blick auf Spekulationen über Putins Gesundheitszustand sagte Lambsdorff, bei der Übergabe seines Beglaubigungsschreiben an Putin, „konnte ich keinerlei Hinweis darauf erkennen, dass es ihm nicht gut gehen könnte“. Zudem habe der Präsident gerade eine Live-TV-Sendung von über vier Stunden mit Fragen und Antworten durchgehalten.
Lambsdorff verteidigte die EU-Sanktionen gegen Russland, die vor wenigen Tagen erneut verschärft wurden. „Sanktionen sind dazu da, die Kosten für ein bestimmtes Verhalten in die Höhe zu treiben. Und das passiert nachweislich“, sagte er.
In der russischen Bevölkerung konstatierte Lambsdorff ein vorsichtiges Abrücken vom Krieg. „In der normalen Bevölkerung gibt es eher eine diffuse Friedenssehnsucht. Umfragen zeigen, dass der Wunsch nach einer Rückkehr zur Normalität sehr stark ist. Viele stören sich an der Inflation und den wegen der Sanktionen eingeschränkten Reisemöglichkeiten“, sagte Lambsdorff. Der frühere FDP-Außenpolitiker Lambsdorff hatte sein Amt in Moskau im August angetreten.
Rumänien macht Donau-Arm für ukrainische Waren auch nachts schiffbar
18.40 Uhr: Zur Verbesserung des Transits ukrainischer Waren in die Welt ist der Sulina-Arm des rumänischen Donaudeltas nicht mehr nur tagsüber, sondern jetzt auch nachts schiffbar. Die technischen Voraussetzungen seien geschaffen worden, teilte die Flussverwaltung der Unteren Donau (AFDJ-RA) im ostrumänischen Galati am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit.
Es sei für beleuchtete Bojen im Wasser und an den Ufern gesorgt worden. Auch seien 18 zusätzliche Lotsen und ein modernes, digitales Navigationssystem zur Verfügung gestellt worden. Arbeiten zum weiteren Ausbaggern seien im Gange, teilte die Flussverwaltung mit. Die Navigation im Unterlauf der Donau erfordert Fachwissen, weil das Flussbett nicht einheitlich tief ist und die Schiffe je nach Größe und Beladung unterschiedliche Fahrwasser brauchen.
Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wird der Transport des weltweit benötigten ukrainischen Weizens über ukrainische Schwarzmeer-Häfen behindert. Rumäniens Donaudelta ist Teil einer Alternativroute, die einem Nadelöhr gleicht. Die Schiffe müssen mühsam durch sich schlängelnde Donau-Arme fahren. Über den Sulina-Arm fuhren im Vorkriegsjahr 2021 laut Flussverwaltung 1823 Schiffe - 2022 waren es mit 3655 fast doppelt so viele. In den ersten neun Monaten dieses Jahres lag die Zahl bei 3262.
Etwa 60 Prozent des ukrainischen Weizen-Exports läuft derzeit über Rumänien. Aus den ukrainischen Donau-Häfen Reni und Ismajil steuern die Schiffe den rumänischen Schwarzmeer-Hafen Constanta an, indem sie auf der Donau flussaufwärts und danach entweder über Sulina oder über den Kanal Cernavoda Richtung Meer fahren. Teile dieser Exporte laufen auch auf dem Schienenweg, der nach Kriegsausbruch in Galati durch Instandsetzung des seit Jahrzehnten nicht mehr genutzten Breitspur-Anschlusses von sowjetischem Typ ermöglicht wurde.
Der Sulina-Arm ist der mittlere Hauptarm der Donau in ihrem Delta an der Mündung ins Schwarze Meer. Von allen drei Hauptarmen ist Sulina der geradlinigste, weil er schon seit mehr als hundert Jahren immer wieder ausgebaggert wird. Diesen Regulierungsprozess hatte die 1856 gegründete Europäische Donau-Kommission begonnen - eine Behörde, die von den damaligen Imperien Russland, Frankreich, Großbritannien, Österreich-Ungarn, dem Osmanischen Reich, Preußen und dem Königreich Sardinien getragen wurde.
Selenskyjs Aufgabe für ukrainische Diplomaten
18.30 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Freitag den Diplomaten seines Landes die wichtigsten Aufgaben für das kommende Jahr vorgegeben. Diese reichten von der Besorgung weiterer Waffen für die Ukraine über engere Anbindung des Landes an Nato und EU bis hin zu Hilfe aus dem Ausland für die ukrainische Rüstungsindustrie, berichtete die Präsidialkanzlei in Kiew von dem Treffen. Vor allem bei der weiteren Annäherung an das nordatlantische Verteidigungsbündnis sollte der Schlüssel „nicht in den höheren politischen Ämtern gesucht werden“, so der Präsident. „Wir müssen die Gesellschaften überzeugen - so wie wir es gleich zu Beginn des Krieges geschafft haben, uns um die Ukraine zu scharen“, sagte Selenskyj. „Wir müssen die Herzen der Menschen überzeugen.“
„Wir brauchen mehr Waffen, denn niemand wird kapitulieren“, stellte Selenskyj den Diplomaten eine ihrer Aufgaben für 2024. Auch die Rüstungsindustrie brauche Unterstützung. „Jeder von Ihnen, der der Ukraine helfen kann, die Produktion von Waffen, Granaten, Ausrüstung, Luftabwehr in der Ukraine zu erhöhen, sollte dies tun“, betonte er.
Die ukrainischen Diplomaten sollten auch bei der Suche nach finanzieller Unterstützung helfen. Schwerpunkt seien dabei die im Westen eingefrorenen Vermögenswerte Russlands, die nach den Vorstellungen einiger westlicher Politiker für den Wiederaufbau der kriegszerstörten Ukraine verwendet werden könnten. Selenskyj betrachtete es als „nur fair, die Mittel des Aggressorstaats“ zu verwenden.
- Mehr zum Ukraine-Konflikt lesen Sie auf den nächsten Seiten.