Russlands Wirtschaft leidet unter Rubel-Verfall: So rächen sich Putins Pläne für den Ukraine-Krieg
Die Folgen des schwachen Rubels decken die grundlegenden Probleme der russischen Wirtschaft auf. Wladimir Putin steht vor einem großen Scherbenhaufen.
Moskau – Der Verfall des russischen Rubels dürfte in der Wirtschaft für Aufruhr sorgen. Auch wenn der russische Präsident Wladimir Putin laut eigener Aussage keinen Grund zur Panik sieht, regt sich einiges im Finanzsektor. Zudem könnte der Rubel-Verfall ein hartnäckiges Problem der russischen Wirtschaft befeuern. Die Entwicklung der russischen Währung bestätigt aber vor allem eins: Putins Plan für die russische Wirtschaft geht nicht auf.
Russlands Wirtschaft unter Druck wegen Rubel-Verfall: Putins Maßnahmen rächen sich
Kürzlich hatte der Rubel den niedrigsten Wert seit März 2022 erreicht und könnte laut Analysten sogar weiter abstürzen. Dem Datenanbieter LSEG zufolge mussten am Mittwoch (27. November) 106,40 Rubel für einen Dollar bezahlt werden - 0,86 Prozent mehr als am Vortag.
Der Kursverfall des Rubels erfolgte nur wenige Tage, nachdem die USA Sanktionen gegen die Gazprombank und ihre sechs ausländischen Tochtergesellschaften verhängt hatten. „Die jüngsten US-Sanktionen gegen russische Banken und insbesondere die Gazprombank, über die EU-Staaten ihre Gasimporte aus Russland abwickeln, verschärften die Entwicklung“, sagte Russland-Experte und Ex-Manager der Sberbank, Oliver Kemkpens, gegenüber IPPEN.MEDIA bereits. Die Gazprombank war bislang nicht von US-Sanktionen betroffen – das änderte sich am 21. November 2024.
„Die neuen Sanktionen sorgen dafür, dass die Zahlungen, die eigentlich über die Gazprombank hätten abgewickelt werden sollen, momentan nicht abgewickelt werden können“, erklärte Russlandexperten Janis Kluge von der Stiftung Wissenschaft und Politik gegenüber der WirtschaftsWoche. Die Folge: Russland kommt nicht an seine Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas. Dabei sind die Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft essenziell für Putins Kriegskasse.
Rubel-Absturz könnte Inflation befeuern – Zentralbank sucht Lösung für Russlands Wirtschaft
Kluge zufolge hängt der Kursverfall auch mit der hartnäckigen Inflation in Russland zusammen. Die Zentralbank der Russischen Föderation griff angesichts des schwachen Rubels ein und kündigte an, ihre Devisenkäufe einzustellen. Zudem gibt es Mutmaßungen, dass die Rubelschwäche die Zentralbank dazu zwingen könnte, den Leitzins noch weiter zu erhöhen. Bei einem schwachen Rubel würden die Importe teurer werden, was wiederum die Inflation anheizt. Und dann müsste die Zentralbank möglicherweise erneut den Leitzins anheben, um die steigende Inflation zu bekämpfen. Das wird auch Folgen für Verbraucher haben, die jetzt schon hohe Lebensmittelpreise beklagen.
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Ein Berater der russischen Zentralbank, Kirill Tremassow, sagte: „Es gibt praktisch keine Zweifel, dass der Vorstand der Zentralbank bei der Sitzung im Dezember die Frage nach einer weiteren Erhöhung des Leitzinses beraten wird.“ Zuletzt hatte die Zentralbank den Leitzins auf 21 Prozent angehoben, so hoch war er seit fast 20 Jahren nicht mehr. Bereits jetzt macht der Leitzins einigen Unternehmen in Russland offenbar zu schaffen. Viele Unternehmen finanzieren laut Kluge ihre Investitionen stärker über eigene Einnahmen und weniger über Kredite und Anleihen. Das könnte es für die Zentralbank erschweren, Unternehmen durch ihre Geldpolitik zu erreichen oder zu beeinflussen.
Putin fährt Investitionen für Verteidigung hoch – und überhitzt die russische Wirtschaft
Doch vor allem wird anhand der jüngsten Entwicklungen beim Rubel deutlich, dass Putins Pläne für die russische Wirtschaft nicht nachhaltig sind. Um den Ukraine-Krieg zu finanzieren, hatte Putin massiv in die Verteidigung investiert und will auch für das Jahr 2025 hohe Staatsausgaben für den Bereich einplanen. Die enormen Kriegsausgaben überhitzen nicht nur die russische Wirtschaft – die hohen Staatsausgaben haben auch eine inflationsfördernde Wirkung, teilte die Zentralbank bereits mit.
„Der Verfall des Rubels deckt das grundlegende Problem der russischen Kriegswirtschaft auf: Sie ist nicht nachhaltig zu finanzieren“, sagt Alexander Kriwoluzky, Abteilungsleiter Makroökonomie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gegenüber dem Handelsblatt.
Dennoch: Devisenmarktexperte der Commerzbank, Ulrich Leuchtmann, warnt im Gespräch mit der Wirtschaftszeitung davor, zu viel in den Rubelkurs hineinzulesen. „Im Fall Russlands verhindern weitreichende Sanktionen den freien Fluss von Hartwährungen“, gemeint sind etwa Euro und Dollar. Zumindest Rohstoff- und Energieexporte werden aber nach wie vor meist in Dollar oder Euro abgewickelt.