Neue Eskalation im Ukraine-Krieg droht: Putin könnte nun mit neuer Super-Rakete in die Offensive gehen

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Die russische Mittelstreckenrakete „Oreschnik“ rückt immer mehr ins Zentrum von Putins Kriegsrhetorik. Nun warnt das Pentagon vor einem erneuten Vergeltungsangriff Russlands mit jener Waffe.

Kiew/Moskau – Im Februar jährt sich der Beginn des Ukraine-Kriegs mit dem Einmarsch russischer Truppen in das Nachbarland zum dritten Mal. Während der Kreml zuletzt Erfolge an den Fronten und Gebietsgewinne für sich zu beanspruchen versuchte, schlugen ukrainische Streitkräfte unweit der symbolträchtigen und für Russland strategisch bedeutenden Krim-Brücke mit neuen Seedrohnen zu. Wolodymyr Selenskyj begrüßte zuletzt die Unterstützung Dänemarks in Form einer Lieferung von F-16-Kampfjets, doch mit der bevorstehenden Amtseinführung Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten in wenigen Wochen blickt die Ukraine einer Kriegsphase voller Unklarheiten entgegen.

Angeheizt wurde der militärische Schlagabtausch im Ukraine-Krieg von ukrainischer Seite zuletzt durch einen Angriff mit ATACMS-Raketen aus US-Herstellung auf den Militärflugplatz Taganrog am Asowschen Meer. Nachdem Wladimir Putin einen vergleichbaren ukrainischen Angriff bereits im Vormonat (21. November) mit dem Abschuss der Mittelstreckenrakete „Oreschnik“ quittierte, verdichten sich auch nun die Zeichen für einen erneuten derartigen Angriff Russlands auf die Ukraine.

US-Verteidigungsministerium rechnet mit baldigem zweiten „Oreschnik“-Angriff Russlands auf die Ukraine

Laut Informationen, die nach einem Briefing aus den Kreisen des Pentagons bekannt wurden, rechnet das US-Verteidigungsministerium aktuell mit einem neuen Vergeltungsangriff Russlands unter Einsatz einer Rakete vom Typ „Oreschnik“. Und zwar könnte der Kreml diesen schon „in den kommenden Tagen“ initiieren, wie die Ukrainska Pravda am Mittwoch ausgehend von einer Einschätzung der stellvertretenden Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums, Sabrina Singh, berichtete. 

Der Kreml hat mit seiner Mittelstreckenrakete vom Typ „Oreschnik“ eine neuartige gefürchtete Waffe. Das Pentagon befürchtet eine zweiten Angriff dieser Art auf die Ukraine.
Russlands Präsident Wladimir Putin bei einem Besuch in Belarus © IMAGO / ZUMA Press Wire

Obwohl Singh von einem zeitnahen zweiten „Oreschnik“-Angriff des Kreml auf seinen selbsterklärten Feind – die Ukraine – ausgeht, betonte sie bei der Versammlung im Pentagon: „Ein genaues Datum kann ich Ihnen nicht nennen.“ Singh führte aus, ein erneuter russischer Angriff mit der Mittelstreckenrakete könne „keine Veränderung auf dem Schlachtfeld“ bewirken, sondern sei schlicht „ein weiterer Versuch, der Ukraine Schaden zuzufügen und Opfer zu fordern“. 

Zweite Amtszeit Trumps eröffnet viele Fragen im Ukraine-Krieg – noch aber sichern die USA der Ukraine ihre Unterstützung zu

Neben ihrer Einschätzung zu einem möglicherweise baldigen russischen „Oreschnik“-Angriff bekräftigte die stellvertretende Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums auch die unangefochtene Nähe und Unterstützung seitens Washingtons an Kiew. Auch werden die USA die Ukraine zu ihrer Verteidigung gegenüber Russland künftig weiter mit Mitteln militärischer Luftabwehr versorgen, fügte Singh an.

Singhs Worte stehen einer jüngsten Äußerung des baldigen US-Präsidenten Trumps entgegen, die der Republikaner wenige Wochen vor Beginn seiner zweiten Amtszeit in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview mit dem US-Sender NBC fällte. Darin betonte Trump, es für „wahrscheinlich“ zu halten, die Ukraine-Hilfen mit Beginn seiner Präsidentschaft einzuschränken. Auf die Frage, ob seine Regierung bei der Unterstützung für die Ukraine Einschnitte vornehmen werde, antwortete Trump: „Möglicherweise. Ja, wahrscheinlich, sicherlich.“

Putin setzt bei seiner Rhetorik im Ukraine-Krieg zunehmend auf die „Oreschnik“-Rakete statt auf Atomwaffen 

Auffällig ist, dass Putin bei seinen Drohungen in Richtung Ukraine seit einigen Wochen und vor allem infolge des ersten verheerenden „Oreschnik“-Angriffs auf die Großstadt Dnipro auf die neuartige Mittelstreckenrakete als Zentrum seiner Kriegsrhetorik setzt. Bis hierhin hatte Moskau – besonders in den ersten beiden Jahren des Ukraine-Kriegs – Atomwaffenangriffe als Drohmittel in Richtung der Ukraine als Mittel seiner rhetorischen Kriegsführung genutzt. Experten gehen davon aus, Putins Säbelrasseln mit der „Oreschnik“ diene auch dem Zweck, eine stärkere Position vor potenziellen Friedensverhandlungen einzunehmen. Trump hatte zuvor wiederholt ein rasches Ende des Ukraine-Kriegs mit seinem baldigen Amtsantritt als US-Präsident versprochen.

Auch wenn Selenskyj auf einen Deal mit Trump zugunsten eines positiveren Ausgangs des Krieges für die Ukraine hofft, scheint ein Ende des Krieges vorerst nicht unbedingt in Sicht. Denn während die Sorge angesichts eines baldigen zweiten „Oreschnik“-Angriffs sowohl in der Ukraine als auch bei internationalen Verbündeten wächst, plant Putin unterdessen offenbar, mit dem Jahresbeginn 2025 einen weiteren militärischen Schritt mit seiner gefürchteten Mittelstreckenrakete zu initiieren. Wie die US-Onlinezeitung Politico am Mittwoch berichtete, bereitet Russland sich aktuell darauf vor, einige Oreschnik-Raketen im neuen Jahr bei seinem engen Verbündeten, dem Nachbarland Belarus unter Machthaber Alexander Lukaschenko zu stationieren. 

„Die Russen werden uns die Raketen kostenlos zur Verfügung stellen“, sagte Lukaschenko, wie Politico ausgehend von belarussischen Medienberichten vermeldete. Der Präsident des Landes, der bereits seit 1994 im Amt ist, fügte hinzu, dass Weißrussland selbst entscheiden werde, wo die Raketen eingesetzt werden sollen. Dabei fügte Lukaschenko an, er habe den russischen Präsidenten am Freitag um die neuen Raketen gebeten, da er eine Eskalation aufgrund der Anwesenheit polnischer und litauischer Truppen in der Nähe der belarussischen Westgrenze befürchtet. (fh)

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