Telefonat mit Trump über Frieden nur Show? Putin muss Ukraine-Krieg ewig weiterführen

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Der Krieg in der Ukraine hält Russlands Wirtschaft im Würgegriff. Warum Putin Frieden wenig bringen würde – und welche Gefahren in dem Fall lauern.

Moskau – Der Ukraine-Krieg hält Russlands Wirtschaft am Leben. In den vergangenen Jahren konnte Wladimir Putin immer wieder damit prahlen, wie „gut“ es der Wirtschaft geht. Eine Nachkriegszeit würde sich Russland wohl nicht wünschen: Denn über die Jahre hat Wladimir Putin die Wirtschaft auf eine Kriegswirtschaft umgestellt. Eine Rückkehr zur „normalen“ Wirtschaft hätte weitreichende Folgen.

Russlands Wirtschaft kann sich keinen Frieden im Ukraine-Krieg leisten

Ein Haupttreiber der russischen Wirtschaft sind die hohen Militärausgaben. 2025 sollen die Militärausgaben des Kreml deutlich wachsen – Putin bewilligte bereits im Dezember 2024 Rekord-Ausgaben. Mit dem Haushalt 2025 sollen die Mittel für die Landesverteidigung von 10,8 Milliarden Rubel (ca. 97 Millionen Euro) im Jahr 2024 auf 13,5 Milliarden Rubel, also umgerechnet 121 Millionen Euro, steigen.

EU-Geld fließt in Russlands Wirtschaft – Ukraine-Hilfen bleiben dahinter zurück © IMAGO / Ukrinform & IMAGO / ITAR-TASS

Wirtschaftlich ist Putin darauf angewiesen, mehr Geld ins Militär zu pumpen und stärker in den Krieg zu investieren. Das kann er aber nur tun, wenn der Krieg weitergeht. Wenn Putin aber mehr Ausgaben für den Krieg einplant, befeuert er jedoch ein weiteres Problem der russischen Wirtschaft: Die Militärausgaben zu erhöhen würde darin resultieren, dass Putin die Inflation weiter anheizt und die Zentralbank ihren Leitzins möglicherweise erneut anheben muss.

Russlands Wirtschaft leidet unter Fachkräftemangel – Frieden im Ukraine-Krieg wäre fatal

Doch nicht nur Putin, sondern auch die russische Bevölkerung könnte einen Rückgang der Militärinvestitionen nicht verkraften. Eine weniger militarisierte Wirtschaft könnte den Fachkräftemangel und die Arbeitslosigkeit befeuern, schreibt der Reuters-Autor Pierre Briancon in einem Kommentar.

Sollte es zu einem Frieden im Ukraine-Krieg kommen, könnte eine relevante Arbeitgeberbranche stark darunter leiden: die Rüstungsindustrie. Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften in Rüstungsunternehmen und mit der Rüstungsindustrie verbundenen Unternehmen ist hoch. Zwischen 2023 und der ersten Hälfte des Jahres 2024 haben rund 600.000 Menschen eine neue Stelle in Rüstungsunternehmen angetreten, die nun rund 3,8 Millionen Menschen beschäftigen, so Vizepremier Denis Manturow.

Kommt es zum Ende des Ukraine-Krieges, stellt sich die Frage, ob der Bedarf nach Arbeitskräften im besagten Sektor groß sein wird – und auf welche Branche potenzielle Arbeitnehmer ausweichen könnten. Für zurückkehrende Truppen und die 600.000 in den letzten drei Jahren im Militärsektor eingestellten Arbeiter könnte es zumindest schwierig werden, Arbeit zu finden, spekuliert Briancon. Sie stammen oft aus den ärmsten Regionen des Landes und verfügen nicht über die erforderlichen Qualifikationen für die zivile Wirtschaft.

Die zivile Industrie ist aufgrund des Mangels an Arbeitskräften nur zu 80 Prozent ausgelastet, während 1,6 Millionen Stellen unbesetzt sind. Bis 2030 könnte der Arbeitskräftemangel laut einem russischen Bericht unter Berufung auf das in Moskau ansässige Beratungsunternehmen Yakov and Partners. 2 bis 4 Millionen Menschen erreichen.

Russlands Wirtschaft droht Zahlungsfähigkeit – Ende des Krieges könnte die Gefahr befeuern

Ein Ende des Ukraine-Kriegs könnte zudem viele russische Banken und Unternehmen unter Druck setzen. Seit 2022 sind russische Banken gesetzlich verpflichtet, Unternehmen aus dem Verteidigungssektor zu subventionierten Zinssätzen zu finanzieren. Nach Angaben der Bank von Russland machen zinsgünstige Kredite inzwischen etwa 16 Prozent des Gesamtportfolios der Banken aus. Dies erhöhe laut Briancon die Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit der Unternehmen, da ein Kriegsende die Verteidigungsausgaben reduzieren würde.

Bereits jetzt droht russischen Firmen eine Zahlungsunfähigkeitswelle. Im Januar 2024 meldeten 571 Unternehmen in Russland Insolvenz an – ein Anstieg von 57 Prozent im Vergleich zu vor einem Jahr. Im Februar 2024 meldeten 771 Unternehmen Konkurs an. Das sind 60 Prozent mehr als die 478 Unternehmen im Vorjahresmonat, wie jüngst die Wirtschaftszeitung Kommersant unter Berufung auf Daten des föderalen Konkursregisters berichtete.

Viele Unternehmen klagen bereits über die hohen Zinsen, die ihre Kreditkosten in die Höhe treiben. Laut der Wirtschaftszeitung Vedomosti zahlten Ende 2024 mehr als 20 Prozent der produzierenden Unternehmen Zinsen, die über zwei Drittel ihres Vorsteuergewinns (EBIT) ausmachten, im Vergleich zu nur zehn Prozent im Vorjahr. Der Grund für die hohen Zinsen ist die hohe Inflation. Wegen der hohen Inflation hatte die Zentralbank den Leitzins zuletzt auf 21 Prozent angehoben.

Derzeit finden zwischen Russland und USA Friedensgespräche statt. Zuletzt hatte Russland Bedingungen für eine mögliche Waffenruhe im Ukraine-Krieg gestellt.

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