Hohe Verluste für Russland: Verzweifelter Putin setzt im Ukraine-Krieg auf mobile Einsatzgruppen
Russlands Verluste im Ukraine-Krieg führen zum Umdenken bei Putins Armee. Aufgrund der ukrainischen Drohnenangriffe sollen mobile Trupps zum Einsatz kommen.
Moskau – Seit einigen Wochen gilt auch das russische Hinterland als nicht mehr sicher: Die Ukraine war zwar an vielen Fronten im Ukraine-Krieg zuletzt in der Defensive, doch immer wieder gelingt es den Verteidigern, mit Drohnen die Öl-Infrastruktur der Angreifer zu attackieren – auch in Russland selbst. Was in den ersten Kriegsmonaten noch als undenkbar galt, ist inzwischen für Wladimir Putin bittere Realität geworden: Sein Land scheint den jeweiligen Attacken wenig entgegensetzen zu können. Doch angesichts der aktuellen Lage im Ukraine-Krieg setzen Putins Truppen nun auf eine neue Taktik.
Wegen Russlands Verlusten im Ukraine-Krieg: Armee ändert nach Drohnenangriffen Taktik
Im Februar und März hatte die Ukraine die Drohnenangriffe auf Russland im Ukraine-Krieg verstärkt, regelmäßig muss Russland Verluste in der eigenen Energieversorgung verzeichnen. Dutzende Regionen stehen wohl im Fokus der Attacken – und hier liegt womöglich ein entscheidendes Problem für Putin: Aufgrund der territorialen Größe ist Russlands Luftabwehr wohl nicht in der Lage, effektiv alle ukrainischen Drohnenangriffe abwehren zu können. Laut des Institue for the Study of War (ISW) hat dies ein Umdenken in der russischen Kriegsführung verursacht. Derweil provoziert Russland über der Ostsee: Mehrfach mussten in den vergangenen Tagen Nato-Kampfjets wegen russischer Flugzeuge aufsteigen.

Mit Blick auf ihre sowjetische Vergangenheit stufen manche Experten die russische Armee als träge und behäbig ein. Im Vergleich zu der sehr agilen Kriegsführung der Ukrainer entpuppt sich dies immer wieder als gravierender Nachteil. Der russische Staatssender Izvestia berichtete nun laut ISW, dass Russlands Armee im Ukraine-Krieg zur Abwehr der Drohnen zunehmend auf mobile Einsatzgruppen setzt. Anonyme Quellen des Militärs hätten demnach berichtet, dass diese nicht näher benannten Waffentrupps über Wärmebildkameras, Systeme zur elektronischen Kriegsführung (EW) und über Pickups mit montierten Maschinengewehren verfügen sollen.
Russland setzt im Ukraine-Krieg mobile Einsatztrupps ein: Einrichtungen sollen gegen Drohnen geschützt werden
Nach Einschätzung des Instituts könnten die mobilen Einsatztrupps eine direkte Reaktion auf die jüngste Intensivierung der ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Ölraffinerien im Februar und März sein. Im vorangegangenen Kriegsverlauf hatten bereits die Truppen von Wolodymyr Selenskyj auf eine ähnliche Taktik gesetzt, um auf russische Angriffe spontaner reagieren zu können. Wie groß die russischen Gruppen sind und wo sie stationiert sind, ist gegenwärtig nicht bekannt. Zugleich gibt es Berichte darüber, dass Russland auch versucht, seine Energieanlagen besser zu schützen. Demzufolge soll das russische Energieministerium mit Rosgvardia zusammenarbeiten, um die Luftverteidigungssysteme Pantsir-S1 vermehrt einsetzen zu können.
Noch vor wenigen Wochen hieß es, dass Russland aufgrund seiner Reserven und trotz der Verluste im Ukraine-Krieg in der Lage sei, an vielen Abschnitten der Front in die Offensive zu gehen. Laut der Deutschen Welle soll sich dies aber seit Mitte März verändert haben: Putins Truppen können wohl die materialintensiven Angriffe nicht mit der gleichen Intensität fortsetzen. Womöglich könnte dies auch mit den verstärkten Drohnenangriffen der Ukraine zusammenhängen: „Die Produktion der Raffinerien bestimmt die Menge des Treibstoffs, den die russischen Truppen auf dem Territorium der Ukraine verbrauchen können“, sagte Militäranalyst Jan Matwejew der DW.
Verluste von Russland im Ukraine-Krieg: Raffinerien für Offensive entscheidend
Nach Einschätzung des Experten führen die aktuellen Verluste von Russland im Ukraine-Krieg unweigerlich dazu, dass die Offensive verlangsamt wird. Die Verringerung der Treibstoffmenge würde sich direkt auf die Anzahl der Einsätze der russischen Armee auswirken, so Matwejew weiter. „Je weniger die Raffinerien produzieren, desto weniger Angriffe wird es auf die ukrainischen Streitkräfte geben.“ Neben den unmittelbaren Schäden für Putins Armee rechnen Experten zudem mit gravierenden psychologischen Folgen.
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Demnach könnte die russische Moral in der Truppe unter den erfolgreichen Angriffen der Ukraine leiden. Gegenüber der Tagesschau sprach Militärökonom Markus Keupp bereits vor Wochen davon, dass die erfolgreichen Drohnenangriffe darauf hindeuten, dass die Ukraine aktuell „noch Reserven“ habe und diese Ressourcen genutzt werden, um die Lage im Ukraine-Krieg zu stabilisieren. Zugleich sprach er davon, dass es zu einer neuen Phase im Ukraine-Krieg kommen könnte. Einen richtigen Wendepunkt sah er aber damals noch nicht. Für Putins Verbündete scheint allerdings die aktuelle Phase Anlass zu sein, im Ukraine-Krieg erneut mit einer Eskalation und einem Atomangriff zu drohen.
Russland setzt auf neue Taktik im Ukraine-Krieg: Erfolg gegen Drohnen bleibt abzuwarten
Dass Russland im Verlauf des Ukraine-Kriegs auf eine neue Taktik setzt, ist derweil keine neue Entwicklung. Bereits zum Jahresanfang wurde ebenfalls vom ISW berichtet, dass Putins Armee Bodentruppen einsetzte, die hinter den feindlichen Linien abspringen sollten, allerdings konnte sich dieses Vorgehen aufgrund von Misserfolgen nicht durchsetzen. Bereits zu Kriegsbeginn hatte Russland kurzzeitig auf diese Taktik gesetzt – ebenfalls mit überschaubarem Erfolg. (fbu)