Verluste für Russlands Wirtschaft: Diesen „Krieg“ gegen Putin gewinnt die Ukraine

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Der Ukraine-Krieg hat Folgen für die russische und ukrainische Wirtschaft. Doch langfristig dürfte die Ukraine im Vorteil sein – und sich schneller erholen.

Moskau/Kiew – Mit Blick auf das Jahr 2025 fragen sich viele Ukrainer und Russen, wie es mit dem Ukraine-Krieg weitergehen wird. Zweifellos hat der Krieg massive Spuren in der Ukraine und in Russland hinterlassen, vor allem die Wirtschaft hat es hart getroffen. Allerdings zeichnen sich für das kommende Jahr optimistischere Perspektiven für die Ukraine ab, die auch langfristig für den Ukraine-Krieg entscheidend sein könnten.

Ukraine-Krieg hat Folgen für Russlands Wirtschaft und die Ukraine – doch Kiew rüstet auf

Über die Kriegsjahre hat die Ukraine gelernt, besser auf wirtschaftliche Krisen zu reagieren. Ein Beispiel ist die Reaktion auf russische Angriffe, die die Energieinfrastruktur der Ukraine betreffen. Insbesondere die jüngsten russischen Energie-Angriffe führten laut dem Institut für Wirtschaftsforschung (IER) erneut zu erheblichen geplanten und notfallmäßigen Stromausfällen. Darunter litten sowohl die Industrieunternehmen als auch die Zivilbevölkerung.

Russlands Wirtschaft ächzt unter den Folgen des Ukraine-Kriegs. Die Ukraine hat die besseren Bedingungen. © Mikhail Klimentyev/dpa/NurPhoto/imago

Inzwischen ist die Ukraine besser gegen solche Angriffe gerüstet und kann derartige Schocks besser abfedern. Im Dezember erhöhte die Ukraine die Kapazität für Stromimporte aus der EU um fast ein Viertel auf 2,1 GW, schreibt The Economist. Laufende Reparaturen könnten zudem das durchschnittliche Stromdefizit des Landes im Jahr 2025 auf sechs Prozent und im Jahr 2026 auf drei Prozent des Gesamtbedarfs senken, sagt Andriy Pyshnyi, der Gouverneur der ukrainischen Zentralbank. 

Ukraine bekommt im Gegensatz zu Russland großzügige Unterstützung vom Westen

Ein wichtiger Faktor für den sich bessernden Wirtschaftszustand der Ukraine ist die finanzielle Unterstützung des Westens. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs unterstützen die USA und die EU die Ukraine finanziell. So hat die EU erst im Dezember beschlossen, 18 Milliarden Euro an die Ukraine zu schicken. Zusätzlich erhält die Ukraine Gelder, um den Kapitalbetrag und die Zinsen für förderfähige bilaterale Darlehen von Kreditgebern im Rahmen der G7 zurückzuzahlen. Die Ukraine muss das Darlehen nicht selbst zurückzahlen; stattdessen werden Zins und Tilgung durch die Erlöse aus eingefrorenen russischen Vermögen finanziert.

Die finanzielle Hilfe der USA an die Ukraine seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs beläuft sich auf 64 Milliarden Dollar. Nach dem Ausgang der US-Wahl steht allerdings die Sorge im Raum, dass der wiedergewählte Präsident Donald Trump die US-Hilfen für die Ukraine zurückfahren könnte. Die Ukraine kann 2025 aber vermutlich auch ohne amerikanische Gelder überleben. Zusammen mit einer Tranche von 18 Milliarden Euro könnten die Beiträge anderer G-7-Mitglieder die Lücke schließen, sagt Dimitar Bogov von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. 

Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft haben massive Folgen

Für das Jahr 2025 erwartet die Nationalbank der Ukraine ein Wachstum von 4,3 Prozent, für das Jahr 2026 ein Wachstum von 4,6 Prozent. Die ukrainische Wirtschaft ist auf einem guten Weg, die Folgen des Ukraine-Kriegs im Jahr 2025 zu bekämpfen.

Für Russlands Wirtschaft ist es absehbar, dass die Kriegsauswirkungen schwerwiegender sein könnten. Die Folgen der westlichen Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft sind im Energie- und Finanzsektor stärker spürbar. Der jüngste Einbruch des Rubels hängt Experten zufolge mit den US-Sanktionen gegen die Gazprombank zusammen, über die EU-Staaten ihre Gasimporte aus Russland abwickeln. Der schwache Rubel befeuert zusätzlich die Inflation in Russland. Ein geschwächter Rubel droht, die Inflation anzutreiben und die Preise für importierte Waren zu erhöhen.

Russlands Wirtschaft im Nachteil: Rubel-Verfall befeuert Inflation

Der Kampf gegen die hartnäckige Inflation beschäftigt Russlands Wirtschaft seit Monaten. Die hohe Inflationsrate bewegte die russische Zentralbank dazu, ihren Leitzins wiederholt anzuheben. Auf seiner jährlichen Pressekonferenz hat Präsident Wladimir Putin die hohe Inflationsrate selbst als „alarmierendes Signal“ bezeichnet.

In der Ukraine liegt die Inflation bei 9,7 Prozent, derzeit etwas höher als die von Putin angegebene Inflationsrate in Russland. Allerdings muss die ukrainische Wirtschaft nicht wie Russlands Wirtschaft mit einem hohen Leitzins von 21 Prozent auskommen. Die ukrainische Nationalbank hatte den Leitzins im Dezember zuletzt auf 13.5 Prozent angehoben.

Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft sorgen für Einbrüche bei wichtigen Verkäufen

Putin muss zudem Einbrüche beim Export von Gas und Öl hinnehmen, die seinen Kriegseinnahmen schmälern. Zudem liegen wichtige Deals mit Russlands Handelspartnern aus Sorge vor Sekundärsanktionen auf Eis. Und trotz schmälernder Einnahmen will der Präsident weiterhin hohe Ausgaben für den Ukraine-Krieg einplanen. Für das kommende Jahr erwartet Wladimir Putin ein russisches Wirtschaftswachstum von 2,0 bis 2,5 Prozent.

Es lässt sich festhalten, dass beide Länder auch im kommenden Jahr die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs eindämmen müssen. Doch Russlands Wirtschaft hat die deutlich schwierigeren Bedingungen – und größeren Zeitdruck als die ukrainische Wirtschaft, da eine Überhitzung bevorsteht. (bohy)

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