Russlands heimliche Verluste: Putin prellt Hinterbliebene im Ukraine-Krieg
Russlands Soldaten erheben Vorwürfe gegen Putin wegen der Verluste im Ukraine-Krieg. Offenbar sollen Todesmeldungen verstorbener Kameraden manipuliert werden.
Moskau – Die russischen Verluste im Ukraine-Krieg steigen – und das rasant. Jetzt erheben Russlands Soldaten schwere Vorwürfe gegen Wladimir Putin. Die Armee soll absichtlich Familienmitglieder im Krieg verstorbener Soldaten nicht über deren Ableben informieren. Der Grund: so muss der Staat an die Hinterbliebenen keine Ausgleichszahlung leisten. Das geht zumindest aus einem vom ukrainischen Militärgeheimdienst abgefangenen Telefonat hervor.

Getötete Soldaten werden als vermisst gemeldet – Putin will nicht zahlen
So werden, laut der im Telefonat zu hörenden Konversation, verstorbene Soldaten als vermisst gemeldet – und nicht als verstorben. „Sie sagen mir immer wieder dasselbe: Er ist noch am Leben. Er wird nicht als vermisst geführt, er ist nicht verwundet“, wie die Kyiv Post die Konversation übersetzt. „Und ich sage, warum bekommt er dann nicht sein Gehalt? Ich sage, es wurde an alle ausgezahlt, nur nicht an ihn. Ich sage: ‚Warum hältst du mich zum Narren?‘“
Der Soldat scheint sich in dem Telefonat mit einem seiner Kameraden oder Kommandeure zu unterhalten. „Ich sage, es ist von Vorteil, wenn Sie mir sagen, dass er nicht vermisst wird, damit Sie nicht für ihn bezahlen müssen … Wissen Sie, wir haben seit eineinhalb Monaten nichts mehr von ihm gehört“, schließt der Soldat das Telefonat ab.
50.000 Euro pro gefallenen Soldat: Das war Putins Rechnung zu Beginn des Ukraine-Kriegs
Den Hinterbliebenen eines verstorbenen Soldaten sicherte Putin noch zu Beginn des Kriegs in der Ukraine eine einmalige Zahlung von fast fünf Millionen russischen Rubel zu, was fast 50.000 Euro entspräche. Weitere kleine Zahlungen sollten die Familien monatlich unterstützen, wie es auf Newsweek heißt. Insgesamt gab der Kreml noch 2024 an, ein Budget für 100.000 verstorbene Soldaten und deren Familien im Landeshaushalt eingeplant zu haben. Und der Unmut in Russland – zumindest unter den Soldaten – scheint zu wachsen. Immer mehr stellen den Krieg Putins augenscheinlich in Frage. Das zeigt nicht nur dieses Beispiel.
Denn die Anschuldigungen der Soldaten gehen weiter. Immer wieder berichten Soldaten von unzumutbaren Bedingungen an der Front und den unrealistischen Zielen der russischen Kommandeure. Viele Soldaten diskutieren, in durch den ukrainischen Geheimdienst abgefangenen Gesprächen, über das Desertieren und wie sie den weiteren Dienst in der Armee umgehen könnten.
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Russische Verluste im Ukraine-Krieg enorm – Soldaten diskutieren über das Desertieren
Die Kyiv Post listet hier zwei Beispiele auf: in einem abgehörten Gespräch schildert ein Soldat detailliert, wie Teile eines russischen Bataillons die Befehle Moskaus missachtet und von einem Angriff auf die ukrainische Armee abgesehen hatten. Stattdessen blieben die Soldaten im Wald untätig zurück. In einem weiteren Telefonat, das der ukrainische Geheimdienst abfangen konnte, beschwerten sich die Soldaten lautstark über fehlenden Urlaub von der Front. Zwei Jahre ohne Pause hatten die Soldaten an der Front verbracht. Ein Soldat ging sogar so weit und sagte: „Bald werden wir eine Menge versammeln und uns auf den Weg nach Russland machen.“
Die genauen Verluste Russlands im Ukraine-Krieg sind unklar. Durch den vorherrschenden Kriegsnebel ist eine unabhängige Datenerhebung unmöglich. Laut ukrainischen Berichten beläuft sich die Zahl der russischen Verluste auf über 450.000 Mann. Das britische Verteidigungsministerium hingegen ging im Februar noch von 350.000 getöteten oder schwer verletzten russischen Soldaten aus. (SiSchr)