Duma-Abgeordneter prophezeit im Staats-TV: „Putins Krieg wird über Ukraine hinausgehen“
Ein Duma-Abgeordneter verrät im russischen Staatsfernsehen mehr über Putins Pläne. Russlands Ziele in Europa sollen über die Ukraine hinaus reichen.
Moskau – Der Krieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin wird „weiter“ als die Ukraine gehen: Diese brisante Prognose hat der russische Duma-Abgeordnete Andrej Guruljow im russischen Staatsfernsehen geteilt. Fast zwei Jahre sind vergangen, seit Russland im Februar 2022 seine umfassende Invasion im Nachbarland Ukraine begonnen hat.
Guroljow äußerte sich nach Putins jährlicher Pressekonferenz am Donnerstag (14. Dezember) in der bekannten russischen TV-Sendung „Abend mit Wladimir Solowjow“ mit dem namensgebenden Propagandisten Solowjow. Der frühere Militärkommandant machte in dem Talk Andeutungen zu den Plänen des Kreml-Chefs.
In Russlands Staats-TV: „Wir werden es schaffen und dann weitergehen“
„Wovon hat der Präsident heute gesprochen? Dass wir eine Zukunft haben“, sagte Guruljow. Der Politiker der Putin-Partei Einiges Russland präzisierte, das Gesagte gelte, „wenn man es im globalen Sinn betrachtet, die Zukunft unseres Landes und persönlich von uns, unserer Kinder und Enkelkinder, unseren Nachkommen. Heute hat das jeder gehört. Deshalb haben wir eine Zukunft.“
„Wir blicken mit Optimismus voraus“, fügte er hinzu. „So oder so werden wir gewinnen, es gibt keine andere Option. Wir werden es selbstbewusst schaffen und dann weiter gehen.“ Befürchtungen, dass Russland seinen Krieg über die Ukraine hinaus ausweiten könnte, bestehen seit Beginn des Krieges 2022. Guruljows Einlassungen wurden vom Russian Media Monitor übersetzt und von Julia Davis, der Gründerin des Projekts, auf X veröffentlicht.
Ukraine denkt nicht an Verhandlungen, solange Russlands Invasion Bestand hat
In seiner jährlichen Pressekonferenz bekräftigte Putin die Ziele, die sein Land mit dem Krieg in der Ukraine verfolge. „Es wird Frieden geben, wenn wir unsere Ziele erreichen. Lassen Sie uns zu diesen Zielen zurückkehren: Sie haben sich nicht geändert. Ich erinnere Sie daran, worüber wir damals gesprochen haben: die Entnazifizierung der Ukraine, ihre Entmilitarisierung, ihren neutralen Status“, so Putin. Man werde „es mit Gewalt lösen“, wenn mit der Ukraine keine Einigung über deren Entmilitarisierung zu erzielen sei.
Und diese ist nicht in Sicht. Denn laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kommen für Kiew Verhandlungen mit Moskau nicht infrage – so lange, bis alle von Russland besetzten Gebiete wieder unter Kontrolle der Ukraine stehen.
Kiew kämpft bis heute aktiv gegen die russische Besatzung an. Während zum Kriegsbeginn die Solidarität und Unterstützung weltweit groß waren, droht vor allem die Unterstützung der Vereinigten Staaten zu schwinden. Sie zählen neben der Europäischen Union (EU) zu den größten Stützen der Ukraine.
Expertinnen und Experten sind sich sicher: Russland spielt auf Zeit
Sollte es Putin gelingen, die komplette Ukraine zu besetzen, sei eines seiner möglichen nächsten Ziele ein Angriff auf die Nato. Laut einer Analyse des ZDF wird Russland sechs bis zehn Jahre brauchen, um sein Militär so weit wiederaufzubauen, dass es einen Angriff auf die Nato wagen kann. Putin spiele demnach auf Zeit. Der Kreml-Chef rechne damit, dass die Ressourcen und der Zusammenhalt des Westens in den nächsten Jahren schwinden werden.
Und um diesen Fakt wisse der Westen. Bereits am Mittwoch (13. Dezember) warnte US-Präsident Joe Biden in einer Rede, wenn Putin die Ukraine einnehme, werde „er nicht dort haltmachen.“ Biden betonte zugleich, die USA würden „jeden Zentimeter des Nato-Gebiets verteidigen“, wenn Moskau sich gegen einen Verbündeten stelle. Putin sieht Bidens Kommentare indes offenbar gelassen. Der Kreml-Chef bezeichnete die Kommentare in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview im russischen Staatsfernsehen als „völligen Unsinn“. (Babett Gumbrecht)