Russland-Satellitenbilder enthüllen: Putins Waffenlager bluten aus

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Die Waffenkammern Russlands im Ukraine-Krieg scheinen sich zu leeren. Satellitenbilder deuten auf einen Trend. Wie steht es um das russische Militär?

Moskau – Ständig wird im Ukraine-Krieg von hohen russischen Verlusten berichtet, auch beim Kriegsgerät. Die russischen Bestände sind groß, vieles ist noch aus Sowjetzeiten übrig – und wurde für den Krieg mit der Ukraine teilweise aufgemotzt. Doch nun gibt es erste Anzeichen, dass die Waffenlager Russlands sich langsam leeren.

So zeigt OSINT-Analyse (Open Source Intelligence) von Satellitenbildern, dass sich in dem Artillerielager in der russischen Stadt Omsk zwischen Mai 2021 bis Mai 2023 gähnende Leere ausgebreitet hat. Offenbar wurden seitdem die Bestände auch nicht mehr aufgefüllt. Auch andere Panzerstellplätze und weitere Lager zeigen nach Angaben der Plattform einen ähnlichen Trend. Es ist allerdings unklar, ob die Geschütze möglicherweise nur näher an die Front umgelagert wurden.

Hohe Verluste Russlands: Produktionslimit erreicht, Sowjetbestände leeren sich

Laut Kiew liegt die Zahl eliminierter russischer Artilleriegeschütze in den vergangenen fünf Tagen bei knapp 200, die Angaben ließen sich nicht überprüfen. Laut verschiedenen Experten kann die Waffenproduktion in Russland nicht das wieder einbringen, was im Krieg verbraucht wird. Das Produktionslimit sei erreicht. Immer wieder gab es große Verluste, ohne dass große Gebietsgewinne auf russischer Seite eingefahren werden konnten. Es gab Berichte über Waffenlieferungen von Nordkorea an Russland, die jedoch als Billigware so ihre Makel haben sollen.

Eine Inszenierung von Wladimir Putin lenkte vor wenigen Wochen das Augenmerk auf einen modernisierten Sowjet-Bomber. „Wir erhalten neue Technik, Super-Technik“, erklärte Putin, nachdem er öffentlichkeitswirksam einen Probeflug absolviert haben soll. Auch bei Putins Panzern, die ebenfalls immer weniger werden, wurde von Modernisierungen berichtet.

Die Modernisierung der Sowjetbestände soll die Waffenproduktion also am Laufen halten, ganz nach dem Motto: Masse statt Klasse. Statt neuem Gerät wurde vor allem zuletzt wohl eher der alte Bestand angepasst. Und das OSINT-Material lässt vermuten, dass diese Taktik bald einen geringeren Stellenwert einnehmen wird.

Warnung vor voreiligen Schlüssen im Ukrainekrieg: Russland kreativ bei Materialbeschaffung

Doch der Militärexperte Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik zeigte sich gegenüber ZDF weniger sicher: „Ich glaube, der größte Fehler, den wir machen können, ist zu glauben, dass das was gestern und vorgestern und in der letzten Woche Stand der Dinge gewesen ist, dass das morgen und übermorgen auch so ist. Der Krieg hat immer wieder Überraschungen gezeigt“, erklärte Mölling bereits im Januar dieses Jahres. Er wies auf eine Kreativität Russlands bei der Beschaffung von neuem Kriegsmaterial hin.

Wladimir Putin bei einem Besuch der Militärflugschule in Krasnodar.
Wladimir Putin lässt sich durch Besuche in Ausbildungs- und Produktionsstätten nichts über einen möglichen Mangel anmerken. © IMAGO/Mikhail Metzel/Kremlin Pool

„Russland ist entlang dieser Frontlinie weit überwiegend in der Initiative“, sagte der militärische Chefkoordinator der Ukraine-Hilfe, Generalmajor Christian Freuding, gegenüber der dpa. „Für den, der sich verteidigt, der in einem existenziellen Überlebenskampf steht gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner mit einer funktionierenden Rüstungsindustrie hintendran, mit scheinbar endlosen Personalreserven, für den ist es natürlich nie genug“, so Freuding.

Er sprach von einem positiven Effekt der Unterstützung in der Ukraine, allerdings müssten neue Hilfslieferungen immer mit dem Hintergrund der Frage „Inwieweit greifen wir mit Unterstützungsleistungen in unsere eigene Verteidigungsfähigkeit ein?“ betrachtet werden. (lismah)

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